Krefeld Stadthaus wird zur Filmkulisse

Der WDR drehte am Freitag bei strömenden Regen am Adenauer-Platz. Die Szenen für „Aufbruch“ spielen in den 60ern.

Foto: WDR/Thomas Kost

Krefeld. Leicht zitternd steht eine Frau hinter einem Transporter, mit Kostüm, dünnen Strümpfen und Stöckelschuhen. Eine Decke hängt ihr über den Schultern und noch hält ein Schirm den Dauerregen ab. Sie wartet auf das Signal für den Drehbeginn, wenn sie ohne Schutz gegen Regen und Kälte an Oldtimern vorbei mit festem Schritt geradeaus gehen soll. Immer wieder wird die kurze Szene geprobt und gedreht. Das Team der Produktionsfirma Tag/Traum kann sich bessere Bedingungen vorstellen. Doch der Zeitplan ist eng.

Foto: Stadt Krefeld

Nur einen Tag haben die rund 40 Beteiligten Zeit, um alle Szenen am und im Stadthaus in Krefeld vor die Linse zu bekommen. Das Gebäude wird die Schule im Film „Aufbruch“, der die schwierigen Jugendjahre von Hilla Palm schildert. Mit der Figur hat die Schriftstellerin Ulla Hahn ihr Alter Ego geschaffen, in der Romanvorlage erzählt sie eine Geschichte aus den 60er Jahren im Rheinland. Der WDR hat das Projekt in Auftrag gegeben, als Fortsetzung des Zweiteilers „Teufelsbraten“. Als Sendetermin in der ARD ist Frühjahr oder Sommer 2016 geplant.

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Spielraum, um die Dreharbeiten an einem anderen Tag bei besserem Wetter zu wiederholen, gebe es daher so gut wie nicht, sagt WDR-Pressesprecherin Barbara Feiereis. „So ein Tag muss weit im Voraus geplant werden mit Drehgenehmigungen, Straßensperren, der Anmietung des Gebäudes und vielem mehr. Und gleich im Anschluss stehen weitere Dreharbeiten im Kalender.“ Noch bis zum Mittwochnachmittag hatte das Team noch überlegt, den Termin in Krefeld zu verschieben. „Das wäre zu viel Aufwand“, sagt Sonja Fischer, bei Tag/Traum verantwortlich für das Set.

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Also heißt es Augen zu und durch. Mitarbeiter in dicken Regenjacken bauen Geräte auf, tragen Pavillons quer über das Gelände. Die Kameras stecken, teils kaum erkennbar, unter Regenhüllen. Die Firma sei für jedes Wetter gerüstet, sagt Feiereis. Schilder auf dem Platz wurden abmontiert, Autos weggefahren, stattdessen steht eine ganze Reihe Oldtimer auf der Straße vor dem Gebäude. Dahinter ist eine alte Taxiruf-Säule aufgebaut. Die Kulisse soll schließlich bis ins Detail stimmen.

Das Haus selbst tut sein übriges. „Es erzeugt genau die Atmosphäre, die wir wollen“, sagt Feiereis. Die alte Fassade und die Innenausstattung hatte das Team überzeugt, bis hin zum „antiken Charme der WCs“, wie Fischer sagt. Im Gebäude selbst läuft an dem Tag alles anders ab. Mitarbeiter der Stadtverwaltung und Besucher werden über einen Hintereingang in die Büros geschleust. Das Drehteam belegt Keller und Foyer unter anderem für Kostüme, Maske und als Materiallager.

Die Krefelder bekommen den Besuch der Filmcrew vor allem durch die gesperrten Straßen mit. Von 6 bis 20 Uhr müssen Autos und Busse rund um den Platz teils großräumig Umleitungen fahren.

Fußgänger hingegen haben Zugang zu den Grundstücken. Und mancher nutzt auch die Gelegenheit, einmal bei den Dreharbeiten zu zusehen, so wie Carsten Intveen mit Tochter Eileen. „Die alten Autos sind total cool“, findet die Elfjährige. Der Regen macht ihr, im Gegensatz zu Schauspielern und Komparsen, nichts aus. „Ich freu mich schon auf den fertigen Film.“