Kein Gemeindeleben in Diokirche?

Analyse: Die Innenstadt-Gemeinden tun sich beim geplanten Zusammenschluss noch etwas schwer. Wie reagiert das Bistum auf die zögerliche Umstrukturierung?

<strong>Krefeld. Es kracht im Gebälk der altehrwürdigen Pfarre St. Dionysius. Im übertragenen Sinne. Eigentlich hätten die Innenstadtgemeinden Dionysius, Liebfrauen, Norbertus und Josef längst mit der fusionierten Pfarre Heiliggeist zu einer Gemeinschaft der Gemeinden (GdG) zusammenwachsen müssen. Doch in der Realität ist die Umstrukturierung manchmal schwerer umzusetzen, als es die Strategen im Bistum gerne hätten. "Dramatik erhält die Diskussion immer dann, wenn die Schließung von Kirchen ins Spiel kommt", berichtet Pfarrer Heinz Wans.

Normales kirchliches Leben gibt es in der City immer weniger

Ein falscher Ansatz, wie Bernd Wolters vom Bistum denkt. Es sei eine Tatsache, dass es in Krefeld seit 1992 über 20 000 Katholiken weniger gebe, vor allem in der Innenstadt. Ausgerechnet dort, wo einst die meisten Kirchengebäude entstanden sind. "Die Frage ist, wie kann Pastoral dort noch aussehen, wo keine Massen an Katholiken mehr sind." Denn "normales" kirchliches Leben gebe es in der City immer weniger. "Viermal weniger als in anderen Pfarreien." Ziel des Bistums: Die Gemeinden sollen - auch vor dem finanziellen Hintergrund - sich ergänzende Schwerpunkte setzen, und dann überlegen, welche Räume dafür notwendig sind. Die Schwerpunkte stehen, zumindest im Groben. So kümmert sich Norbertus, wo die Kirche längst aufgegeben ist, vornehmlich um die Jugend, in Josef wendet man sich traditionell der Caritas-Arbeit und der Kirchenmusik zu, Liebfrauen hat sich das Thema Familie gesetzt. Für Dionysius setzt das Bistum auf die Ausgestaltung als Stadtkirche, um auch Menschen anzusprechen, die nicht traditionell mit Kirche verbunden sind, und um Hilfsbedürftigen eine helfende Hand zu reichen. Das Angebot kommt an, wie City-Seelsorger Karl-Heinz Hermanns berichtet. Die offene Kirche, das Mittagsgebet, das Cafe, die Lebensmittelausgabe - all das findet Anklang.

Anklang findet dies in der Bevölkerung, aber weniger in den Gemeinden. "Es gibt weniger Gegenwind gegen spezielle Angebote. Aber oft nicht mehr als ein wohlwollendes Zurkenntnisnehmen", sagt Gemeindereferentin Gunda Hagens vom Pastoralteam. Dahinter steckt für manchen wohl auch die Angst, das lieb gewordene traditionelle Gemeindeleben zu verlieren.

"Aufgrund des Bischofswunsches konzentrieren wir uns in Dionysius wirklich auf die Menschen am Rande der Gesellschaft", erklärt Wans. "Das kann bei den Alteingesessenen das Gefühl hervorrufen, zu kurz zu kommen. Aber es gibt ja auch weiterhin das traditionelle Angebot mit Gottesdiensten." Erst, wenn dieses nicht weiter nachgefragt werde, stehe es zur Disposition.

Im Zweifelsfall wird der Bischof die Fusion wohl anordnen

Wohl wahr, denn zuletzt hat der Priesterrat, das höchste Bistums-Gremium, noch einmal für die Umstrukturierung eine Frist bis Ende 2008 gesetzt. Bislang hat sich Bischof Heinrich Mussinghoff gezogen, Fusionen anzuordnen. Doch wenn der Rahmen nicht vor Ort ausgefüllt werde, müsse der Bischof zu dieser zweitbesten Lösung greifen, macht Wolters deutlich.

Dazu muss es nicht kommen. Immerhin wird vor Ort ja parallel an den Konzepten gearbeitet: In den PGR an den pastoralen Aktivitäten, im Koordinationsausschuss von Kirchen- und PGR-Vorständen an der Fusion. Von wirklichen Fortschritten aber kann nur im ersten Ausschuss die Rede sein. Die Schwierigkeit: So lange es noch vier Gemeinden gebe, werde immer aus vier Blickwinkeln geschaut, so Hagens - vor allem wenn Geld zu verteilen ist.

Besucher: Obwohl die Zahlen der Gottesdienstbesucher rückläufig sind, versammeln sich hier jeden Sonntag noch um die 800 Menschen.

Öffnungszeiten: Montag, 9 bis 12.30 Uhr, Dienstag bis Freitag, 9 bis 14 Uhr, 16.30 bis 17.30 Uhr, Samstag, 9 bis 14 Uhr, Sonntag, 10 bis 12.30 Uhr, 17.15 bis 19.15 Uhr .