Krefeld Alles ist erlaubt im Zwischenraum für Ideen und Gedanken

Krefeld-Süd · Die Künstlerin Ute Reeh ist noch bis Ende Februar mit ihrer Arbeit "Zwischenraum" in der Pförtnerloge zu sehen.

Das Projekt „Zwischenraum“ von Ute Reeh ist noch mindestens bis Ende Februar in der Pförtnerloge der Fabrik Heeder zu sehen.

Foto: Ja/Jochmann, Dirk (dj)

Ute Reeh hat ihr Ohr ganz eng an Krefeld gelegt. Ob in Verabredungen mit Menschen aus dieser Stadt, oder einfach aufgeschnappt bei spontanen Begebenheiten während einer Stadtführung. Das Leben im öffentlichen Raum hat die gebürtige Münchnerin in den Blick genommen für ihre neue Arbeit „Zwischenraum“, die noch bis mindestens Ende Februar in der Pförtnerloge der Fabrik Heeder zu sehen sein wird.

Die fortlaufenden Entwicklungen des Projekts und die Zwischenergebnisse werden in der Zeit immer wieder durch die Fenster zu erspähen sein. Reeh geht den Fragen nach: Was sollte so bleiben? Was sollte sich ändern? Was kann neu dazukommen? Ute Reeh zeichnet spontan, was sie aufmerksam aufspürt in den Erzählungen der Menschen über die Lebenswirklichkeit. „Ich höre zu, ich erfasse Zusammenhänge und mache sie sichtbar“, sagt die bildende Künstlerin. Aus dem Gehörten entstehen abstrakte Zusammenfassungen auf einem Stück Papier, Mitschriften, Blitzanalysen.

Eintauchen in die Welt zwischen Konzept und Realität

Und das ermöglicht Reeh eben auch den Betrachtern selbst. Wer beispielweise sein Ohr eng an die Lautsprecher an den Wänden hält, kann verschiedenen Erzählungen Krefelder Menschen lauschen, die etwas über das Leben in ihrer Stadt kundtun, über Missstände oder aber auch das Schöne berichten. Über den schwierigen Wandel einer einst überaus wohlhabenden Stadt, die ihre Blüte der Samt- und Seidenfabrikation verdankte, bis hin zu einer von vielen post-industriellen Großstädte im 21. Jahrhundert. Die Gegensätze wie Obdachlosigkeit, Bettelei und leeren Geschäftsräumen auf den Straßen der City, auf der anderen Seite die renommierten Kulturorte wie die Krefelder Museen. Die Menschen reden dabei völlig frei. Spontaneität ist für Vieles in dem Werk die Grundlage.

„Ich möchte die Möglichkeiten und Potenziale dieser Stadt mitbekommen“, sagt Ute Reeh. „Es interessiert mich sehr, mit diesen Besonderheiten hier etwas zu machen.“ Die Pförtnerloge quasi als Zwischenraum für Visionen für und in Krefeld. Konkret und abstrakt. Alle Probleme, alle Schätze dieser Stadt wolle sie herausfiltern, so sagt es die Frau, die in Düsseldorf und Nebelin in Brandenburg arbeitet und sich seit jeher zeichnerisch mit der Darstellung von Beziehungen, Bezügen und Systemen beschäftigt. Ihre Arbeitsschwerpunkte sind neben den Zeichnungen auch Performances, Videos, Skulpturen im öffentlichen Raum, komplexe Prozesse und ihre Form. Seit 2014 leitet sie das Zentrum für Peripherie in Düsseldorf. Studiert hatte sie bei Harry Kramer und Alf Schuler in Kassel sowie bei David Rabinowitch an der Kunstakademie Düsseldorf.

Dieses Hineinhören in die Welt zwischen der komplexen Realität und auf der anderen Seite der Vorstellungen und Konzepte der Menschen über diese kann man eben als Eintauchen in diesen Zwischenraum verstehen. Es soll dazu dienen, Erkundungen anzustreben im Spalt zwischen Konzept und der physischen Welt. Als Künstler sei man geübt beim Erkunden unbekannter Terrains, schreibt Ute Reeh in ihrem Flyer.

Die eigenen Entdeckungen gelte es sichtbar zu machen, dabei konkret zu werden. Ideen aufzeichnen, diese damit festhalten und solche versuchen in Experimenten umzusetzen. „Mit meiner Aufmerksamkeit verbinde ich aus dem Gehörten die Dinge. Vielleicht stoße ich dann auch etwas Neues an“, sagt die Künstlerin. „Gute und ganze relevante Dinge entstehen im Zwischenraum.“

Im Theaterraum hat Reeh zudem mit einer Kollegin eine Arbeit gespielt, die auf rein körperliche Kommunikation ohne Worte setzt. Mit angefertigten Schablonen entstanden Muster und sogar abgegrenzte Territorien auf dem Boden. Auch Bilder dieses Versuchs sind in der Pförtnerloge zu sehen – neben den vielen Zeichnungen, die aus Reehs Feder während der zahlreichen Gespräche und Erzählungen entstanden sind. Der Zwischenraum sei ein offener Raum, für Ideen und Gedanken „In ihm ist alles erlaubt“, sagt die Bildhauerin und Performerin.