Die Düsseldorfer Kunstkommission Unser Verkehr soll schöner werden

Düsseldorf · Die Düsseldorfer Kunstkommission, neuerdings von Johanna Adam geleitet, arbeitet leise und effektiv. Ein wichtiges aktuelles Projekt ist die künstlerische Gestaltung der geplanten RRX-Trasse.

Johanna Adam, die neue Vorsitzende der Düsseldorfer Kunstkommission.

Foto: Heike Sieber

In Köln trat der Kunstbeirat Knall auf Fall zurück – und lobt Düsseldorf, wo die Kommission zu konkreten Ergebnissen kommt. Die neue Vorsitzende Johanna Adam (43), Kuratorin und Ausstellungsleiterin der Bundeskunsthalle, Fachfrau etwa für Beuys und Lehmbruck, gilt als gute Moderatorin. Ihr Gremium hat dazu beigetragen, dass die Fruhtrunk-Fassade erhalten bleibt. In einer der nächsten Sitzungen wird sie sich mit dem 39er-Denkmal auf dem Reeser Platz und dem prämierten Projekt des Kunst- und Architekturkollektivs Ultrastudio beschäftigen: „Wir müssen dafür sorgen, dass wichtige Dinge nicht ins Stocken geraten oder gar versanden. Meine Vorgängerin Heike van den Valentyn hat mit ihrem Team die Realisierung empfohlen.“

Etat ist mit 700 000 Euro veranschlagt

Im Vergleich zur Kunstkommission in München oder zu den Kunstprojekten in Münster sei der Etat von 700 000 Euro nicht sehr hoch. In München haben Künstlerinnen wie Rita McBride und Alicja Kwade großartige Skulpturen in den öffentlichen Raum gestellt. Doch in Düsseldorf ist ein Großprojekt geplant, das von internationaler Bedeutung sein kann: An der Bahnstrecke des neuen RRX hat der Bund auf Düsseldorfer Gebiet eine 25 Kilometer lange Schallschutzwand mit Höhen von fünf Metern gesetzlich festgelegt. Die Kunstkommission ist mehrere Stunden lang diese RRX-Strecke in Düsseldorf abgefahren. Johanna Adam sieht ihre Aufgabe darin, zwischen Bürgern und Bahn zu vermitteln. „Wir sehen uns als Interessenvertretung der Anlieger“, sagt sie.

Der Ideenwettbewerb zur künstlerischen Gestaltung ist abgeschlossen. Drei Teams wurden ausgewählt. Nun folgen die Machbarkeitsstudien, die die Ideen konkretisieren sollen. Diese Realisierung ist vor allem beim ökologischen Vorzeigeprojekt der Düsseldorfer Akademie-Absolventin Ute Reeh nicht gesichert. Sie möchte eine Lehmmauer bauen lassen, deren poröse Oberfläche den Schall gut schluckt. Ihr Vorschlag ist prämiert, die Stadt will ihn auch realisieren, aber ihre Lösung ist nur an einer Autobahn, nicht aber an einer Bahnstrecke zugelassen. Die Künstlerin, die Düsseldorf inzwischen mit dem 180-Seelen-Dorf Nebellin vertauscht hat, hat dort eine 500-Meter-Wand in Lehmbauweise an der Autobahn realisiert. Die „Taz“, die sie 2022 besuchte, nennt sie eine Managerin, die „zwischen der Realität des Asphalts und den Träumen der Kunst“ manövriert.

Martin Rauch, ein Pionier des Lehmbaus, wird mit den Worten zitiert: „Die größte Herausforderung ist nicht die Technik, sondern sind die Kosten und das Vertrauen. Noch will niemand Verantwortung für diese Bauweise übernehmen.“ Die dynamische Belastung der Druck-Sog-Wirkung, die Ermüdung der Wände, die Resonanzeffekte, Normen und Richtlinien zu den akustischen Eigenschaften und zur Standsicherheit von Lehmwänden seien im Schienenverkehr wenig erforscht.

Die Zweite im Bunde, die Mixed-Media-Künstlerin Ursula Damm, verspricht ein Novum. Die Professorin für Gestaltung Medialer Umgebungen an der Bauhaus-Universität Weimar ist durch ihre LED-Projektionsfläche unter der U-Bahn-Station Schadowstraße bekannt und beliebt. Nun will sie den Fahrtwind der vorbeifahrenden Züge mithilfe kleiner Mikrofone aufnehmen und in animierte, pulsierende Lichtstreifen und Klanginstallationen übersetzen. Für verschattete Orte unter Brücken denkt sie daran, die Energie des Fahrtwindes in kompakte, kleinteilige Lichtquellen auf den Lärmschutzwänden zu übersetzen. Das Licht befördert zugleich den Wuchs von Algen, Flechten und Moos und bindet Kohlendioxid.

Einfacher wirken die Pläne von Ingo Vetter, dem Dritten im Bunde, der mit ideenreichen Landschaftsarchitekten aus Berlin und Cottbus an einem „Biodiversitätsband“ im Bereich der Lärmschutzwand arbeiten will.

Weitere Themen und
Projekte der Kommission

Weitere Themen der Kunstkommission sind die im Bau befindliche Thomas-Edison-Realschule am alten Standort, für die Lorenzo Pompa ausgewählt wurde. Er darf 50 000 Euro ausgeben, für die er 100 originale Zeichnungen gruppenweise in der Schule aufhängen lässt. Für das neue Luisen-Gymnasium an der Völklinger Straße erhalten die Project Twins, das irische Künstlerduo James und Michael Fitzgerald, ein Budget von 150 000 Euro. Die Zeichen, Symbole und Piktogramme der Zwillinge sind erzählerisch, witzig, grafisch-brillant und voller visueller Überraschungen.

Die nächsten Wettbewerbe gelten dem linksrheinischen Hallenbad, den temporären Veranstaltungen im Lantz’schen Park, dem neuen Format „Stadtraumexperimente“ und dem Gymnasium Bernburger Straße. Skulpturen auf dem Wasser etwa im Kö-Graben oder im Kaiserteich, wie sie die Vorgänger-Kommission unter Heike van den Valentyn vorgeschlagen hat, werden weiter diskutiert.

(H.M. w.g.)