Ausstellung Bauhaus und Co. im Spiegel der Fotografie

Im Krefelder Kunstverein am Westwall sind ab Freitag 26 großformatige Schwarz-Weiß-Arbeiten des Berliner Künstlers Jean Molitor zu sehen.

 Die Ausstellung im Kunstverein präsentiert Kurator Peter Josteit am Westwall.

Die Ausstellung im Kunstverein präsentiert Kurator Peter Josteit am Westwall.

Foto: Andreas Bischof

Der Berliner Künstler Jean Molitor war in der ganzen Welt, etwa in Kambodscha, auf Kuba und in Krefeld, auf den Spuren der Architektur-Moderne unterwegs. In seinem Projekt „Bauhaus und architektonische Moderne“ oder „bau1haus“ zeigt der Fotograf 26 großformatige Schwarz-weiß-Fotografien im Krefelder Kunstverein.

Es handelt sich nur um einen kleinen Teil seines Wirkens. Aber dieser steht exemplarisch für seine permanente Suche nach Gebäuden, die Ausdruck sind für die Bedürfnisse der Menschen zwischen den Weltkriegen. Sie wollten Licht, Luft und Wohnkomfort ebenso wie die neuen Materialen Beton, Stahl und Glas. Es waren wohl oftmals reiche Menschen, die beispielsweise in die Kolonien zogen, auf ihren Komfort nicht verzichten wollten und entsprechende Architekten für ihre Häuser beauftragten.

„Molitor hat es sich zum Ziel gemacht, den Einfluss des Bauhauses auf die Entwicklung der modernen Architektur zu dokumentieren. Dabei will er globale Verbindungen und den kosmopolitischen Austausch modernen Bauens aufzeigen“, berichtet Peter Josteit, Vorstand im Kunstverein. „Er ist von der Vision angespornt, ein weltweites Fotoarchiv von Bauten der Moderne anzulegen.“

Von Weimar, wo 1919 das legendäre Bauhaus gegründet wurde, über ganz Europa bis nach Afrika, Amerika und Asien erstreckt sich Molitors Recherchegebiet. Die ausgestellten Fotografien zeugen von Orten, wo die Menschen schon jahrzehntelang mit ihren Architekturschätzen leben, sich dessen aber vielleicht nicht immer bewusst sind. Er fliegt tausende Kilometer, nur um Häuser zu fotografieren. „Manchmal bekommt er Polizeischutz mit Schützern, die aufpassen, was er fotografiert.“

Es sind besondere Gebäude, oftmals versteckt in abgelegenen Orten. Ein Kino in Kambodscha. Die Villa Weizmann in Israel. Eine Tankstelle in Havanna. Die Produktionsstätte von Steiff in Baden-Württemberg. Das Sommerhaus von Kemal Atatürk. Aber auch Haus Loewer an der Dürerstraße in Krefeld. „Mit einer normalen Kamera mit gutem Objektiv“, sagt Josteit, der ihn begleitet hat.

Haus Lange und Haus Esters werden nicht gezeigt; es geht ihm mehr um unbekannte Gebäude-Dokumente. Häuser, die den internationalen Zeitgeist in ihrer Alltäglichkeit dokumentieren.

In Burundi ging die Spurensuche los. Molitor hat den Auftrag, Häuser aus den 1930er Jahren, die vor dem Abriss stehen, zu dokumentieren. Danach fängt der Fotograf an, weltweit nach Bauten zu suchen, die zwischen den Weltkriegen erbaut wurden.

Menschen sind auf den Fotos nicht zu sehen. Oftmals steht er früh auf, wenn alle anderen noch schlafen, keiner unterwegs ist und bevor der Verkehr beginnt. Josteit: „Er stellt die Häuser in typisch regionaler Umgebung dar, so wie sie vielleicht der Architekt in der ersten Zeichnung gesehen hat. Es ist eine unendliche Vielfalt, so viele Ableger des Bauhauses, die regional angepasst wurden.“

Molitor schätzt, dass er 400 ausstellungswürdige Fotos besitzt. Das sei etwa ein Prozent der möglichen Bauten. 30 Länder hat er bereist. 110 Länder wären es wert, besucht zu werden. Derzeit weilt er in Eritrea. Es gibt noch viel zu tun.