Cracau Bürgergesellschaft Schinkenplatz löst sich nach fast 100 Jahren auf

Cracau. · Das Ende zeigt die Probleme von Bürgervertretungen im Zentrum.

Pfarrer Cornelius Schmidt ist einer der letzten Vertreter der Bürgergesellschaft Schinkenplatz.

Foto: Andreas Bischof

Die Bürgergesellschaft Schinkenplatz will sich auflösen. Fast 100 Jahre nach der Gründung soll bald Schluss sein. „Die Gründe dafür sind brutal einfach: Die Mitglieder sind gestorben oder weggezogen“, sagt Cornelius Schmidt. Der Pfarrer der Altkatholischen Gemeinde ist im Vorstand der Bürgergesellschaft und „aktuell mit der Abwicklung befasst“. Sprich: Er kümmert sich um die letzten Formalitäten.

Alleine kann Schmidt den Verein, der nur noch neun Mitglieder hat, nicht leiten. Die bisherige Vorsitzende Eva-Maria Nothof sei aus Krefeld weggezogen. Hans-Günter Nichts, der lange Gesicht und Antreiber am Schinkenplatz war, ist im vergangenen Jahr gestorben.

Dass es nun zu Ende gehe, sei schade, sagt Schmidt. Schließlich verliert sein Viertel eine Institution. Seit 1923 bemühte sich die Bürgergesellschaft um das Zusammenleben auf den Straßen am Schinkenplatz.

Manche Aktionen sind in Erinnerung. Im Jahr 2014 kümmerte sich die Gruppe etwa um den verwahrlosten Spielplatz an der Dreikönigenstraße. Mit anderen Akteuren wie der Altkatholischen Gemeinde richtete die Bürgergesellschaft den Spielplatz vorläufig her.

Schmidt erinnert auch an die scheinbar kleinen Aktionen. Früher hätten Mitglieder der Bürgergesellschaft regelmäßig die Straßen sauber gemacht. „In so einem vermüllten Quartier reicht es eben nicht, wenn die Stadtreinigung zwei oder drei Mal pro Woche kommt“, sagt Schmidt. Mittlerweile sei er der letzte, der kehrt.

Zuletzt blieb zumindest der Martins-Zug der Bürgergesellschaft Schinkenplatz als Tradition für Cracau. Die gute Nachricht: Schmidts Gemeinde will sich in Zukunft um den Zug kümmern.

Trotz der Auflösung sind die Menschen um die Alte Linner Straße nicht ohne Vertretung. Im gleichen Gebiet ist der Bürgerverein Kronprinzenviertel aktiv. „Ich wünsche mir, dass dieser Verein besteht“, sagt Schmidt. Das sei für eine Bürgervertretung in der Innenstadt herausfordernd. Ehrenamtlich Engagierte zu finden, ist für Initiativen in allen Bereichen kompliziert. Im Stadtzentrum komme eine Bevölkerung mit verschiedenen Interessen hinzu, sagt Schmidt.

Da seien die Menschen mit Migrationshintergrund, für die unter anderem die Sprachbarriere ein Problem sei. Und die Alten, die sich nicht mehr engagieren können. Vielen Geschäftsleuten vor Ort fehle die Identifikation mit dem Quartier, da sie in anderen Stadtteilen wohnen. Hinzu kämen Hausbesitzer, die gar nicht in Krefeld leben. „Das macht es schwierig, Ehrenamtler zu finden“, sagt Schmidt. Ein Bürgerverein wie der im Forstwald habe es sicher einfacher, Leute zu gewinnen. Interessen und Lebenslagen seien ähnlicher.