Serie: Krefelds Partnerstädte Charlotte – eine große Stadt mit deutschen Wurzeln

Krefeld · Serie Auf der Reise durch die Partnerstädte von Krefeld geht es heute in die größte Stadt von North Carolina (USA). Sie verdankt ihren Namen einer deutschen Adeligen, die Königin von England wurde.

 Charlotte in North Carolina: Die beeindruckende Skyline in der Dämmerung.

Charlotte in North Carolina: Die beeindruckende Skyline in der Dämmerung.

Foto: dd charlottesgotalot.com

Die vorletzte Station auf unserer Reise durch Krefelds Partnerstädte ist gleichzeitig die am weitesten entfernte: Charlotte liegt jenseits des Atlantiks im US-Bundesstaat North Carolina. Mit mehr als 800 000 Einwohnern ist die Stadt größer als zum Beispiel Miami oder Detroit, gehört aber trotzdem zu den eher unbekannten Metropolen der USA. „Queen City“ verdankt ihren Namen einer Deutschen: Sophie Charlotte von Mecklenburg-Strelitz (1744 – 1818) war die Ehefrau des englischen Königs Georg III. und damit auch Königin von Großbritannien und Irland.

Gut zu wissen: Anreise,
Wetter und mehr

Allgemeines: Charlotte ist rund 350 Jahre alt. Auswanderer aus Europa, darunter viele Iren, Schotten und Deutsche, ließen sich auf einem Gebiet nieder, in dem bis dahin Indianer vom Stamm der Catawba lebten. Die Stadt entstand an der Kreuzung von zwei wichtigen Handelsrouten, 1768 wurde Charlotte Town amtlich eingetragen. Noch heute bildet die Straßenkreuzung den Mittelpunkt der Stadt. Diese erklärte sich 1775 durch die „Mecklenburger Beschlüsse“ für unabhängig. Im Unabhängigkeitskrieg war Charlotte der Ort von zahlreichen Kämpfen zwischen den Briten und den Revolutionären. Im frühen 19. Jahrhundert wurde in Charlotte Gold entdeckt und es kam zum ersten Goldrausch in der Geschichte der USA. Heute ist die Stadt eine wichtige Finanzmetropole und der Sitz der Bank of America, eines der größten Geldinstitute des Landes. Die Skyline wird von Wolkenkratzern geprägt

Partnerschaft: Die Partnerschaftsurkunde zwischen Charlotte und Krefeld wurde am 23. Mai 1986 unterzeichnet. Es gibt einen regen Jugendaustausch, der unter anderem von Schulen (Arndt-Gymnasium, Gymnasium am Moltkeplatz, Gesamtschule Kaiserplatz, Maria-Sibylla-Merian-Gymnasium) organisiert wird. „Jeder Schüler kommt mit einem eigenen Auto zur Schule, in jedem Haus stehen mehrere Fernseher, die Wohnviertel wirken wie Parks mit breiten Straßen und gepflegten Vorgärten, in denen die Amerika-Flaggen gehisst sind.“ So schwärmten vor wenigen Jahren Krefelder Austauschschüler nach einem Aufenthalt in Charlotte. Umgekehrt ist die Begeisterung offenbar nicht immer so groß: Mehrere Jahre hintereinander fand sich zum Beispiel kein US-Schüler, der über den Austausch mit dem MSM-Gymnasium nach Krefeld kommen wollte.

Entfernung: Die Entfernung nach Charlotte beträgt Luftlinie 6867 Kilometer – und ins Flugzeug muss man wohl auch steigen, um die Krefelder Partnerstadt zu besuchen. Diese verfügt über einen der größten Flughäfen des Landes, die Flugzeit beträgt achteinhalb Stunden. Ab Düsseldorf kostet ein Flug mit Eurowings mit Zwischenstopps in Paris und New York 298 Euro. Für 380 Euro ist ein Flug mit Zwischenlandung in New York zu bekommen (Eurowings und United Airlines). Der Zeitunterschied nach Deutschland beträgt sechs Stunden.

Wetter: Frieren muss man in Charlotte nicht. Denn das Klima dort ist subtropisch. „Die Hitze ist schrecklich und es wird unglaublich teuer aufgrund einer enormen Rechnung für die Klimaanlage“, stöhnt da ein Ex-New-Yorker in einem Internet-Blog über seine neue Heimat. Konkret: Im Juli, dem wärmsten Monat, ist es im Durchschnitt am Tag 31,6 Grad heiß, nachts werden immer noch knapp 21 Grad erreicht. Der meiste Regen fällt im März (stattliche 112,5 Millimeter) und Juli (99,6). Dann werden auch die meisten Regentage im Monat (9,1) gezählt.

Informationen: Das Visitor Info Center liegt an der 329 S. Tryon Street. Eine Zweigstelle befindet sich auch im Flughafen. Auf der Homepage finden sich viele interessante Informationen über die Stadt – allerdings auf Englisch:

Infos auf Deutsch finden sich hier:

Best of: Die zehn wichtigsten
Sehenswürdigkeiten

1. Viel Natur: Vier Stunden zum Atlantik-Strand, zwei Stunden in die Blue Ridge Mountains – die Lage der sehr grünen Stadt am Catawba River wird durch die Nähe zur Natur geprägt. Im 200 Hektar großen U.S. National Whitewater Center vor den Toren Charlottes kann man das Wildwasser-Rafting ausprobieren.
2. Uptown: Die meisten Museen finden sich in der Innenstadt, Uptown genannt. Darunter zum Beispiel das Bechtler Museum of Modern Art und das Mint Museum, in dem amerikanische Kunst in den Räumen der ehemaligen Münzprägeanstalt präsentiert wird.
3. Charlotte Museum of History: Das Geschichtsmuseum der Stadt befindet sich wenige Kilometer östlich des Stadtzentrums auf einem Gelände, auf dem auch das älteste Gebäude des Bezirks zu finden ist: Das Hezekiah Alexander House wurde 1774 von einem deutschen Einwanderer erbaut.
4. Nascar Hall of Fame: Charlotte ist eine Hochburg des Motorsports. Auf der Charlotte Motor Speedway finden nicht nur Rennen statt, sondern der amerikanische Rennsportverband hat hier 2010 auch eine Ruhmeshalle für außergewöhnliche Fahrer und erfolgreiche Teams der Stock-Car-Rennen errichtet. By the way: Profi-Sport spielt in Charlotte eine sehr wichtige Rolle, denn hier gibt es auch Football (Carolina Panthers), Basketball (Mehrheitseigentümer der Charlotte Hornets ist der legendäre Michael Jordan) und Eishockey (Carolina Hurricans).
5. Billy Graham Libary: 2018 starb der nicht nur in den USA sehr bekannte Erweckungsprediger Billy Graham im Alter von 99 Jahren. Der wegen seines Redetempos auch „Maschinengewehr Gottes“ genannte Baptistenpastor übte mit seinen Massenveranstaltungen großen Einfluss aus. In Charlotte wurde sein Haus als Gedenkstätte hergerichtet. Zur Eröffnung im Jahr 2007 kamen die ehemaligen Präsidenten George H.W. Bush, Jimmy Carter und Bill Clinton.
6. Carowinds: Der Freizeitpark Carowinds liegt südlich von Uttown Charlotte. Er ist 160 Hektar groß und wartet mit spektakulären Achterbahnen wie der 2015 eröffneten „Fury 325“ auf. Ihren Namen verdankt sie ihrer Höhe: 325 Fuß entsprechen 100 Metern.
7. Daniel Stowe Botanical Garden: Der botanische Garten ist nach seinem Stifter, einem Industriellen, benannt. Er wurde 1991 gegründet und ist ein ruhiger Ort mit künstlichem Wasserfall und Tieren wie Schildkröten, Schlangen und Schmetterlingen.
8. Discovery Place: Das Wissenschafts- und Technologiemuseum mit seinen interaktiven Ausstellungsstücken ist für alle Altersgruppen geeignet. Angeschlossen ist das Charlotte Nature Museum.
9. Carolinas Aviation Museum: Das Luftfahrtmuseum liegt am Douglas International Airport. Neben Kampfflugzeugen (etwa Harrier und F14) ist auch der Airbus A320 zu sehen, mit dem Kapitän Chesley Burnett „Sully“ Sullenberger im Januar 2009 im Hudson River (New York) notwassern musste. Er war damals auf dem Weg nach Charlotte, als nach einer Kollision mit Wildgänsen beide Triebwerke ausfielen.
10. Levine Museum oft the New South: Das Museum zeigt verschiedene Aspekte des amerikanischen Südens – von der Baumwollproduktion bis zur Rassentrennung. Das Betchler Museum of Moderns Art (s.o.) ist dem Komplex angeschlossen.

Hier kann man wohnen

Die stetig wachsende Großstadt Charlotte verfügt über eine breite Auswahl an Hotels. Die Auswahl reicht vom Luxusressort (Ballantyne Hotel & Lodge oder Ritz-Carlton) bis zum einfachen Budgethotel (Knights Inn Charlotte South).

Fettnäpfchen vermeiden

Edel Essen: Sie wollen erlesene lokale Gerichte speisen? Dann sind Sie in Charlotte an der falschen Adresse. Die Stadt ist nämlich nicht für besondere Spezialitäten bekannt. Wie vielfach im Süden spielt aber ein gutes Barbecue eine große Rolle. Außerdem gibt es diverse Mikrobrauereien – falls ein Besucher aus dem Land des Reinheitsgebots an amerikanischem Bier interessiert ist.

Autofahren: Auch wenn in den USA die Alternativen überschaubar sind: Autofahren ist in Charlotte kein Vergnügen. Die Stadt ist rasant gewachsen, das Straßennetz oft überlastet.
Donald Trump loben: Wer den US-Präsidenten toll findet, sollte dies in Charlotte nur dann äußern, wenn er Lust auf ein Streitgespräch hat: Mehr als 63 Prozent der Einwohner hatten sich 2016 für Hillary Clinton entschieden – bemerkenswert in einem Staat, der mehrheitlich republikanisch gewählt hat.