Wirtschaft 54 Jahre Uhrmacher aus Leidenschaft
Krefeld · Hans Weidtmann ist Uhrmachermeister aus Leidenschaft, doch mit 70 Jahren will er nun aufhören.
Hans Weidtmann ist Uhrmachermeister aus Leidenschaft. Genau 54 Jahre betreibt er seinen Beruf. Doch jetzt, mit fast 70 und damit einigen Jahren über das Rentenantrittsalter hinaus, ist Schluss für ihn mit der Arbeit an Geschmeiden, Steinen und Zeitmessern. Er gibt die Goldschmiede Rudolph, unter deren Traditionsnamen er sein Geschäft betreibt, an der Marktstraße 31, auf. „Räumungsverkauf“ steht an den Fenstern. „Ich werde im Laufe dieses Jahres aufhören“, berichtet Weidtmann. „Wann genau, weiß ich selbst noch nicht.“ Dass er seinen Beruf sehr liebt, ist aus jedem Satz herauszuhören. Und so hängt auch sein Hobby unweigerlich mit der Tätigkeit zusammen. Um es zu demonstrieren, holt er mehrere kleine Kästen aus dem mächtigen Tresor.
Darin befinden sich, in vielen kleinen weißen gefalteten Papieren, Steine, Steine, Steine. In allen Variationen, Farben, Schliffen und Größen. Wertvolle und weniger wertvolle. „Viele Menschen sammeln Briefmarken, ich sammle Schmucksteine, die ich schön finde“, sagt er und lächelt.
Er könnte sie als Goldschmied auch verarbeiten, aber: „Ich hatte nie die Zeit, alle Eigenkreationen gestalten zu können.“ Wenn er die Muße hatte, kam als Metall für ihn nur Gold in allen hochwertigen Legierungen infrage. Bei Weidtmann sind die Rubine nicht nur rot, sondern auch orange. „Diesen Mandarin-Granat könnte ich mir in Ohrsteckern oder einem Ring vorstellen. Ein achteckig facettierter Smaragd ist sehr klar und der rosa Turmalin in Herzform geschliffen.“ Er kommt witzig daher. Ein anderer Turmalin ist eine Laune der Natur und hat gleich mehrere Farben in sich vereint.
Obwohl der Juwelier an diesen Steinen hängt – die meisten wird er verkaufen, nur besonders ausgefallene ins Rentendasein mitnehmen. „Die Natur bringt diese Mineralien hervor, es ist wahnsinnig interessant zu erleben, welche Schönheiten man zu Tage bringen kann und eine faszinierende Sache, daraus Schmucksteine zu schaffen“, sagt er.
Schon früh zeichnete sich ab, dass Weidtmann für den Beruf geboren war. Er stammt aus Düsseldorf. „Dort habe ich mit 16 Jahren bei meinem Vater eine Lehre zum Uhrmacher absolviert und die Gesellenprüfung als Jahrgangsbester im gesamten Kammerbezirk abgelegt. Als der Vater starb, habe ich – mit Ausnahmeregelung – den Betrieb mit der Mutter weitergeführt, musste dann aber meine Meisterprüfung ablegen.“ Das schaffte er mit 22 Jahren, als jüngster Meister in Deutschland.
Der Geschäftsmann blieb in Düsseldorf, bis ihn sein Freund, Dieter Rudolph, fragte, ob er das Traditionsgeschäft von 1884 übernehmen wolle. „Ich habe dann das Haus gekauft und mein Geschäft nach Krefeld verlagert.“ 2010 kam er an die Marktstraße und hat sich dort einen Namen gemacht.
Neben der Goldschmiede-Arbeit ist für ihn der Uhrmacher ein geradezu „faszinierender Beruf“. Weidtmann: „Die Uhrentechnik ist sehr sensibel. Es ist die feinste Form der Feinmechanik.“ Er würde sich an jede Uhr herantrauen, sie pflegen und reparieren. „Aber ab Ende des Jahres, spätestens, geht nichts mehr.“