Wohnungsbau Vom Bunker zum Wohnobjekt
Krefeld · Rund 40 Krefelder besuchten auf Einladung der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen das millionenschwere Bauprojekt am Marienplatz in Fischeln.
Treffpunkt Fischeln, Marienplatz, Samstag, 14.30 Uhr, Außentemperatur gefühlt 35 Grad Celsius: Rund 40 Neugierige sind trotz schwül-gewittrigen Wetters der Einladung der Fraktion von Bündnis 90/Die Grünen zu einem ihrer beliebten Stadtspaziergänge gefolgt. Mit Mund- und Nasenschutz. Spaziert wurde diesmal nicht, sondern durch die Etagen des fünfgeschossigen Wohn- und Bürohauses gestöbert. Thema: „Die Metamorphose eines Bunkers“.
Ratsfrau Heidi Matthias begrüßte die Gäste zu „dem spannenden Projekt, für das sich die Grünen als Erste eingesetzt haben“. Sachkundige Auskünfte erteilten Hendrik Hambloch, Geschäftsführer der Marienhof Fischeln GmbH, die auch Investor des Zwölf-Millionen-Euro-Projektes ist, und sein Vater Heinz Hambloch, die sich die Arbeit im Planungsbüro teilen.
29 von 30 Wohnungen
sind verkauft
Die Bauherren sind stolz auf das mehr als hundertjährige Bestehen ihres Familienunternehmens. Juniorchef und Diplomingenieur Hendrik Hambloch zeigt offen seine Begeisterung beim Rundgang: „Es macht Spaß, die Entwicklung des Projekts mitzuerleben. Innen ist alles hell und freundlich – frei von Bunkermentalität.“ Auch der Verkaufserfolg gibt ihm recht. „29 von 30 Eigentumswohnungen sind bereits verkauft und können Ende Oktober bezogen werden – zu zwei Dritteln von Krefeldern“, berichtet er. Und das bei einem Quadratmeterpreis von 4000 Euro. Für einen Stellplatz in der Tiefgarage kommen noch einmal 28 000 Euro oben drauf.
Die Wohnungen variieren zwischen 68 und 165 Quadratmetern Grundfläche. Alle Einheiten sind barrierefrei, modern geschnitten und nach innen erhellt durch nach oben offene Lichthöfe, die noch begrünt werden.
Außen sind großzügige Balkone angeordnet, wobei die größeren Wohneinheiten in den Obergeschossen Loft- und Penthouse-Qualität haben. Die Wohnungen sind nach Süd-West ausgerichtet, um Lärm durch Veranstaltungen auf dem Marienplatz fern zu halten. Damit wurden Bedenken von Brauchtumsvereinen wie dem Schützenverein ausgeräumt. Auch der hinter dem Haus vorhandene Spielplatz und der Bolzplatz mit festgelegter Nutzung haben ein verbrieftes Existenzrecht. Von den drei Gewerbeeinheiten ist die größte an eine Zahnarztpraxis bereits verkauft. Zwei kleinere Büroeinheiten stehen noch zum Verkauf oder zur Vermietung. Das gesamte Konzept wirkt durchdacht, ebenso die Synthese zwischen Bunker und Neubau und die Anpassung an den Baustil der umliegenden Gebäude.
Das gilt auch für die Bautechnik der Wohn- und Büroanlage, die sich auf neuestem Stand befindet. Alle Räume sind komplett mit Fußbodenheizung ausgestattet, wobei eine Gastherme die Spitzenlast abdeckt. Die größeren Wohnungen können mit offener Küche – oder auch per Schiebetür vom Wohn- und Essbereich getrennt – ausgestattet werden.
Moderne Technik und ausgeklügelte Planung
Mit nur 18 Monaten reiner Bauzeit ist den Bauherren ein kleines Wunder gelungen. Spezialfirmen mit moderner Säge- und Frästechnik und eine ausgeklügelte Bauplanung seien dafür verantwortlich, freut sich der Geschäftsführer.
Dabei war der Aufwand für den Umbau des Bunkers erheblich. Hendrik Hambloch: „Unsere Projektidee war es, den Bunker aus Stahlbeton als Zeitzeuge für den Schutz von 5000 Krefeldern vor Bombenangriffen während des Zweiten Weltkrieges in die neue Anlage zu integrieren.“
Dazu musste zunächst ein Durchbruch durch die Bunkerwand für mit Fräsen ausgestattete Bagger geschaffen werden. Die Säge- und Fräsarbeiten waren umfangreich. In nur vier Monaten wurden ganze Betonblöcke herausgetrennt und abtransportiert.
Der erhaltene rechteckige Bunker bildet auf zwei Stockwerken das Kernelement und enthält unter anderem als „Kaltbereiche“ die Lichthöfe und die Haustechnik. Die Wohn- und Gewerbeeinheiten wurden an den Bunker angebaut.
Die Bunkeraußenflächen zum Marienplatz sind grob gefräst und werden noch teilbegrünt. Die Innenflächen des Bunkers haben eine feinere Struktur erhalten, zum Beispiel in den Treppenhäusern. Die Stahlbetonwände und die meterdicken Betonpfeiler dienen dem Gebäude als tragende Elemente.
Fraktionsvorsitzende Heidi Matthias kann dem Wohnkonzept viel Gutes abgewinnen. „Es entspricht unserem Konzept, Brachflächen zu nutzen und die unnötige Versiegelung von Neuflächen zu vermeiden. Ich freue mich vor allem, dass es uns gelungen ist, die anfänglichen Einsprüche und Vorbehalte von Schützen und CDU auszuräumen.“
Als sie bei der Besichtigung vor dem Haus einige Kleinflächen mit Steinbelag sah, protestierte sie allerdings in Richtung Bauherren. „Das kann man heute doch wirklich besser lösen.“ Die stimmten zu und gelobten Besserung.