Starker Anstieg bei Ausfällen Krankheitswelle verschärft Personalnot in Krefelder Kitas und Schulen
Krefeld · Immer wieder muss die Betreuung in den Kitas in Krefeld eingeschränkt werden. Die Krankheitswelle verschärft eine ohnehin angespannte Situation.
Immer wenn die Krankheitswellen rollen, wird es besonders da eng, wo die Lage sowieso schon angespannt ist. Doch in diesem Jahr haben Kitas und Schulen mit „extremsten Ausfällen von Personal“ zu kämpfen, erklärt Philipp Einfalt, Vorsitzender der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft in Krefeld. Immer wieder müssten in den Kitas teils die Hälfte der Gruppen geschlossen werden. Es gebe eine höhere Anzahl an Corona-Erkrankungen.
Krankheitswelle verschärft angespannte Lage in den Kitas
Die bereits bestehende Personalnot in den Einrichtungen verschärfe sich, bedroht offenbar in einigen Fällen auch den sozialen Frieden. Erzieherinnen berichteten laut Einfalt von Anfeindungen und verbalen Attacken.
Auch in den Schulen sei die Lage nicht weniger dramatisch. Es sei besorgniserregend, wie viele krank werden, so Einfalt weiter. Laut Stadt Krefeld gibt es einen „steigenden Umfang von Betreuungseinschränkungen“. Neben dem Fachkräftemangel seien auch krankheitsbedingte Ausfälle Gründe dafür. Die Personallage bleibe angespannt, erklärt Stadtsprecherin Irene Ehlers.
Die Mindestbesetzung in den Kitas könne tageweise oder auch für längere Zeiträume nicht sichergestellt werden. Eltern werden dann gebeten, ihre Kinder nach Möglichkeit zu Hause zu betreuen oder anderweitig betreuen zu lassen, so die Stadtsprecherin. Betreuungszeiten werden reduziert. Vollständige Schließungen seien bisher nicht nötig gewesen. Bereits im Oktober sei ein „starker Anstieg“ von „personellen Ausfällen“ erfasst worden. Im November waren 27 städtische Kitas gezwungen, die „Betreuungsumfänge“ einzuschränken, zeitweise seien es 21 gleichzeitig gewesen.
„Sie ist voll“, sagt Kinderärztin Friederike Schulze-Oechtering zur Lage in ihrer Praxis in Uerdingen. Derzeit handele es sich noch um die typischen Herbsterkrankungen, Erkältungsviren, Atemwegsinfektionen. Viele Kinder würden lange mit Husten zu tun haben, auch Corona spiele eine Rolle. Eine Grippewelle gebe es noch nicht, mit ihr werde in der Regel im Frühjahr gerechnet.
Im Bereich der Kitas löse die Situation einen „furchtbaren Druck auf die Eltern aus“, etwa wenn die Betreuungszeiten nicht wie gewohnt aufrechterhalten werden können, so Philipp Einfalt von der GEW. Gleichzeitig sei die Arbeitsbelastung in den Einrichtungen höher. Wer gesund ist, versuche schließlich, das Beste möglich zu machen. Das bestätigt Stadtsprecherin Ehlers. „Viele Kräfte versuchen durch Überstunden, Ausfälle von Kolleginnen und Kollegen auszugleichen, um den Eltern Einschränkungen zu ersparen.“
Urlaube könnten teilweise nicht genommen, Fortbildungen nicht durchgeführt werden. Die Eltern seien zu Beginn des Kindergartenjahres über die „fragile Betreuungssituation“ informiert worden. Es sei empfohlen worden, „dass Eltern sich zusammenschließen mögen, um sich bei Betreuungsnotständen gegenseitig zu unterstützen“. Wenn eine Kita schließen müsste, würde – wenn möglich – Betreuung über andere Kitas angeboten.
Gewerkschafter Philipp Einfalt sieht vor allem ein grundsätzliches Personalproblem. „Viel zu wenig Personal“ gebe es vor allem in Kitas, Grundschulen und Förderschulen. Es müsse dringend „mehr Geld ins System“.
Die Stadt Krefeld gebe sich viel Mühe, die vorhandenen Gelder in gute Ausstattung, in Schulen und Kitas fließen zu lassen. Doch es fehle an den entsprechenden Mitteln von Land und Bund. Das Bildungssystem sei schlicht unterfinanziert. Ähnlich sieht es die Gewerkschaft Verdi. Die Kitas in NRW müssten finanziell stabilisiert werden. Ein „Kita-Gipfel“ wurde gefordert, NRW sei „als bevölkerungsreichstes Bundesland ganz klar in der Pflicht“.
Die angespannte Personalsituation führe bereits jetzt dazu, dass Kitas nicht komplett mit Kindern belegt werden können, so Stadtsprecherin Ehlers. Die Ausbildungskapazitäten seien „deutlich angehoben“ worden. Der Ausbau bei den Kitas sei aus verschiedenen Gründen nicht im gewünschten Tempo umsetzbar. Zu den Problemen gehören unter anderem fehlende Grundstücke, fehlendes Baurecht und die allgemeine Auftragslage im Baugewebe.