Festakt Das Moltke-Gymnasium feiert seinen 200. Geburtstag
Cracau. · Wochenlang hat sich die ganze Schule darauf vorbereitet. Am 1. Oktober wird auch eine Ministerin erwartet.
Kurz vor dem 200. Geburtstag ihres Gymnasiums am Moltkeplatz sind die Schüler besonders umtriebig und überall zu finden, nur selten in den Klassenzimmern. Sie beschäftigen sich in Projekten mit dem Thema „Moltke200 – Tradition mit Zukunft“ und bringen darin ihre eigene aktuelle Sichtweise auf die Schulgeschichte zum Ausdruck. Ein Beispiel: „Welcome to Moltke-Circus“. Schulgründer Adam Wilhelm Scheuten hätte seine helle Freude.
Lauriz (12) gibt den Zirkus-Direktor in der Turnhalle. 40 Mitschüler üben sich als Jongleure, Trapezkünstler und formen sich in einem Menschenbild zum Moltke-Logo. Alle hoffen, dass die Generalprobe gut klappt und dann die Aufführung am Jubiläumstag, dem 1. Oktober, auch. „Wir ziehen hier alle an einem Strick, haben eine gute Teamarbeit“, sagt der Zwölfjährige. „Ich finde es toll, dass die schöne Schule so lange Bestand hat.“
Die Projektgruppe „Moltke kreativ“ will die ganze Deko für das Schuljubiläum herstellen. „Die ganze Schule rödelt, wir auch“, sagen Greta und Vivika. Sie haben mehrfach „Moltke“ in Großbuchstaben hergestellt und malen sie in der Schulfarbe Bordeauxrot an. Gehäkelte Kissen mit dem Schriftzug werden ins historische Café gelegt. „Es ist erstaunlich, dass die Schule in dem historischen Gebäude schon so lange besteht“, sagen die 16-Jährigen.
An anderer Stelle werden Spiele erfunden und gebastelt. Max (12) erklärt: „Wir haben Ideen gesammelt und Strategien entwickelt. In einer Challenge wollen wir zuletzt klären, welches das beste Spiel ist. Bei uns geht es darum, dass die Schüler nachsitzen müssen. Sie fliehen, aber und der Lehrer hat die Chance, sie in einem Irrgarten zu fangen. Schafft der Lehrer das nicht innerhalb von 20 Minuten, hat er verloren. Gelingt es vorher, müssen die Schüler nachsitzen.“
Verschiedene Gruppen sind in der Umgebung des Gebäudes des berühmten Architekten August Biebricher unterwegs und fragen die Passanten: „Wie gut kennen Sie die Schule?“ Andere befinden sich auf „Krefeld 1819 – Spurensuche“.
15 000 Reichsthaler
machen 1819 den Anfang
Auf den Tag genau am 1. Oktober 1819 wurde an der damaligen „Scheuten’schen Stiftungsschule“ an der Ecke König-/Angerhausen Straße die erste Unterrichtsstunde von einem Lehrer an die 36 Schüler erteilt. „Namensgeber Adam Wilhelm Scheuten war sehr gebildet, hatte keine Kinder, mit 24 Jahren schon viel Geld und war bildungsorientiert“, berichtet Schulleiter Udo Rademacher. „Er bestimmte testamentarisch 15 000 Reichsthaler ‚zur Errichtung einer Schule in Crefeld mit den Fächern Latein, Mathematik, Geschichte und Erdbeschreibung’, einer Mischung aus Erd- und Naturkunde. Ziel war die Idee von Alexander von Humboldt, die Entfaltung von Menschlichkeit und Humanität.“ Ein Gemälde des Stifters hängt heute im Büro des Direktors.
Schnell wuchs die Schule: „Bis zum Schuljahr 1909/1910 stiegt die Schülerzahl auf 532.“ Ein neues Gebäude wurde notwendig und die Stadt stellte das Gelände am Moltkeplatz zur Verfügung. 1915 war das Haus des Architekten Biebricher fertig, das heute 650 Schülern Platz bietet. 52 Lehrer erteilen 24 Fächer. „Wir besitzen ein großes Fremdsprachenprofil mit sechs Fremdsprachen und sieben Austausch-Partnerschulen.“
Rademacher: „Heute ist das Gymnasium eine Schule, die sich in ihrem Leitbild dem Grundgedanken des ‚Gemeinsam. Mehr erreichen’, das unser Schullogo prägt, verpflichtet hat. Gemeinsam wollen wir Leistungsanspruch und fachliche Kompetenz sichern, gemeinsam wollen wir soziale Kompetenzen ausbilden, und gemeinsam wollen wir uns darum kümmern, dass unsere Schülerinnen und Schüler individuell gefördert und gefordert werden.“