Naturschutz in Krefeld Niepkuhlen künftig mit einer anderen Flora und Fauna
Krefeld · Die Krefelder Niepkuhlen sollen zukünftig unabhängig von zugepumptem Grundwasser werden.
Das Naturschutzgebiet Niepkuhlen in Krefeld soll unter Berücksichtigung von klimatischen Veränderungen nachhaltig entwickelt werden. Im städtischen Klimaausschuss hat Umweltdezernentin Sabine Lauxen jetzt gemeinsam mit dem Gewässerökologen Mario Sommerhäuser und dem Geologen Reinhold Strotmann aus dem Projektteam „Nachhaltige Niepkuhlen“ über den Entwicklungsstand berichtet und dabei auch eine Bilanz der ersten Bürgerbeteiligung gezogen.
Rund 100 Bürger hatten im Oktober an drei von der Stadtverwaltung angebotenen Niepkuhlen-Spaziergängen teilgenommen und dort vom Projektteam „Nachhaltige Niepkuhlen“ erfahren, wie sich das Naturschutzgebiet im Nordosten der Stadt in Zeiten des Klimawandels verändert. Die Krefelder Politik hatte im Ausschuss nun Gelegenheit, erste Fragen an die beiden Gutachter und die Dezernentin zu stellen.
Reinhold Strotmann machte die klimatischen Veränderungen, die sich auch am Niederrhein stark auswirken, deutlich: Die höchste jemals in Deutschland aufgezeichnete Temperatur seit Beginn der Wetteraufzeichnung liege bei 41,2 Grad Celsius. Gemessen worden sei sie in St. Tönis. Der Starkregen aus dem Juli 2021 sei ein anderes Beispiel dafür.
Die Folgen der Klimaveränderungen zeigen sich auch an den Niepkuhlen. Ein von der Stadt beauftragtes Expertenteam aus Hydrogeologen, Gewässerökologen und Landschaftsplanern arbeitet derzeit an einer umfassenden Bestandsaufnahme des Gewässerzuges. Ergebnisse sollen im kommenden Jahr vorgelegt werden. „Wir nähern uns der Fragestellung von allen Seiten. Wir schauen auf die klimatischen Entwicklungen, untersuchen das Gewässer, den Boden, den biologischen Zustand. Vermesser sind mit dem Boot gefahren. Höhenprofile wurden aufgenommen, Schlammstärken sind ermittelt worden. Es sind auch Fischkartierungen entstanden. Verschiedene Indikatoren werden nun untersucht. Auf der Basis der gesammelten Erkenntnisse können wir entscheiden, wie es weitergeht“, sagt Strotmann in Richtung der Politik.
Die Stadtverwaltung betont ebenso wie die Gutachter, dass die Untersuchung ergebnisoffen geführt werde. Mario Sommerhäuser konnte bereits skizzieren: „Die Niepkuhlen sind nicht im besten Zustand, es gibt eine starke Verschlammung, das Gewässer ist arm an Sauerstoff. Insgesamt besteht Handlungsbedarf. Ziel ist es, ein System zu entwickeln, das sich alleine erhält.“
Förderbrunnen sind seit
November wieder in Betrieb
Als kurzfristige Maßnahme ist entschieden worden, zur Überbrückung eine Lösung mit einem zeitlich befristeten Weiterbetrieb der ehemaligen Grundwasserpumpenanlage der LEG zu wählen. Die Förderbrunnen sind seit November wieder in Betrieb. Perspektivisch soll allerdings eine Lösung gefunden werden, die die Niepkuhlen nicht dauerhaft abhängig von zugepumptem Grundwasser macht.
Eines der Erkenntnisse, die Reinhold Strotmann im Ausschuss vermittelte: „Die Niepkuhlen sind auch früher ausgetrocknet. Bevor Wasser eingespeist wurde, gab es insbesondere in den 1970er-Jahren bereits Phasen, in denen wenig Wasser in den Niepkuhlen stand.“ Der Wasserpegel innerhalb der Niepkuhlen sei schon zu früheren Zeiten stark geschwankt, diese Entwicklung sei erst durch das künstliche Zuleiten von Wasser kaschiert worden. Zudem seien in den Jahren 2018 und 2019 nicht nur die Niepkuhlen, sondern auch viele andere Gewässer der Region trockengefallen.
Strotmann erwähnte dabei auch das Naturschutzgebiet Riethbenden. „Ohne die Einleitung wäre das Naturschutzgebiet Riethbenden nie entstanden“, sagt Strotmann. Selbst mit der Einleitung von bis zu 1,2 Millionen Kubikmetern Wasser – zwölf Prozent der jährlichen Trinkwassermenge in Krefeld – im Jahr 2018 seien die Riethbenden infolge der geringen Niederschlagsmengen und hohen Temperaturen noch trockengefallen. „Wir müssen uns auf eine andere Flora und Fauna einstellen. Es ist ein wechselfeuchtes Gebiet, das vielleicht mal im Sommer trockenfällt. Die Niepkuhlen sollen aber keine Trockenwüste werden. Sie müssen widerstandfähiger gegenüber den zu erwartenden Klimaveränderungen werden.“
Die Stadtverwaltung hat sich zum Ziel gesetzt, eine Zukunft für diesen Gewässerzug zu sichern. Lauxen: „Wir wollen möglichst ein System schaffen, das unabhängig von Gewässerzufuhr funktioniert.“ Sie stellte in Aussicht, dass gute Chancen auf eine starke Förderung durch die Bezirksregierung Düsseldorf bestehen. Reinhold Strotmann als Experte brachte die Variante ins Spiel, wonach ein Zustand mit kontinuierlichen Wasserständen, wie er durch die künstliche Wasserzufuhr zuletzt gegeben war, möglicherweise nicht an allen Stellen aufrechterhalten werden könnte. Bei den Bürgerspaziergängen sei für eine solche Variante Verständnis geäußert worden, sagte Mario Sommerhäuser. „Die Bürger können sich durchaus vorstellen, etwas neues Nachhaltiges zu entwickeln, das nicht am Tropf von Pumpen hängen muss.“ Red