Solidarität mit Jüdischen Gemeinden Meyer: Anschläge sind „eine Schande für unser Land“

Krefeld · Oberbürgermeister entsetzt von Ereignissen in Halle. Kerzen brennen in Villa Merländer.

Leiterin Sandra Franz und Mitarbeiter Karkar Ali stellten Kerzen am Fenster der Villa Merländer auf.

Foto: Andreas Bischof

Ab 17 Uhr brannten am Donnerstag in den Fenstern der Villa Merländer Kerzen: Als Zeichen der Solidarität mit der Jüdischen Gemeinde, auch hier in Krefeld, sollten sie mit ihrem Licht „symbolisch die Finsternis vertreiben“. Anlass war der Anschlag eines mutmaßlich Rechtsextremen auf die Synagoge in Halle und die Ermordung von zwei Menschen.

Die NS-Dokumentationsstelle der Stadt Krefeld hatte bereits am Mittwoch, als die ersten Nachrichten aus Halle bekannt wurden, auf die „verachtenswerten und barbarischen“ Taten mit einem Statement auf Facebook reagiert: „Das Team der NS-Dokumentationsstelle und des Kulturbüros Krefeld ist fassungslos und wütend angesichts dieser durchweg verachtenswerten Tat. Unsere Gedanken sind bei den Betroffenen und den Angehörigen. Und bei den Mitgliedern der Jüdischen Gemeinde Krefeld, mit der wir in enger Freundschaft verbunden sind.“ Angesichts von Ereignissen wie diesem falle es manchmal schwer, den Mut nicht zu verlieren. Doch die einzige Antwort könne und dürfe nur ein uneingeschränkt solidarisches Zusammenstehen sein. „Keinen Millimeter nach rechts. Null Akzeptanz für Antisemitismus. Und hundertprozentige Solidarität mit der Jüdischen Gemeinde.“

Gespräch im Rathaus über
Schutz für Jüdische Gemeinde

Die Freunde der Dokumentationsstelle und des Villa-Merländer-Vereins wurden aufgerufen, sich an der solidarischen Kerzenaktion zu beteiligen. Um damit zu unterstreichen, „dass wir geschlossen hinter der Jüdischen Gemeinde stehen“. Auch die Teilnahme an einer Mahnwache vor der Düsseldorfer Synagoge am Donnerstagabend wurde angeregt.

Oberbürgermeister Frank Meyer hat in einem Brief an die Jüdische Gemeinde sein Entsetzen über die Anschläge zum Ausdruck gebracht. Er hat außerdem zu einem Gespräch ins Rathaus eingeladen, um vorbeugende Maßnahmen zu diskutieren. Vor der Krefelder Synagoge stand gestern ein Streifenwagen der Polizei.

In seinem Brief an den Vorsitzenden der Jüdischen Gemeinde, Michael Gilad, und an Rabbiner Yitzhak Mendel Wagner erklärt der Oberbürgermeister: „Mit wachsendem Entsetzen habe ich die Nachrichten aus Halle an der Saale verfolgt. Ich konnte lange nicht glauben, was sich im Laufe des Abends zur traurigen Gewissheit entwickelt hat: Im Deutschland des Jahres 2019 hat sich ein terroristischer Angriff auf eine Synagoge ereignet. Mein tiefes Mitgefühl gilt den Opfern und ihren Angehörigen, aber auch allen jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürgern, die sich nun an die dunkelsten Tage unserer Geschichte erinnert fühlen müssen.“

Meyer erinnert daran, dass im November wieder Gedenkveranstaltungen an die Pogromnacht am 9. November  1938 erinnern werden. „Es wird dann genau 81 Jahre her sein, dass – auch bei uns in Krefeld – Synagogen in Flammen standen und jüdische Bürgerinnen und Bürger verfolgt und angegriffen wurden. Es ist eine Schande für unser Land, dass Hass, Gewalt und Antisemitismus auf so furchtbare Weise zurückgekehrt sind.“

Nach den Anschlägen von Halle „müssen wir uns nun umso mehr jeder Tendenz entgegenstellen, den Nationalsozialismus und den Holocaust zu verharmlosen und Minderheiten in unserem Lande zu diskriminieren“, so Frank Meyer. Die physische Gewalt, die man nun erlebt habe, habe ihren Ursprung in der verbalen und ideologischen Gewalt, die von Teilen des politischen Spektrums vermehrt ausgeübt werde. „Diesen Formen von Gewalt dürfen wir in unserer Gesellschaft keinen Millimeter Raum lassen.“

In Krefeld steht der interreligiöse und interkulturelle Dialog aus Sicht des Oberbürgermeisters auf einer soliden Basis. „Diesen gemeinsamen Weg müssen und werden wir fortsetzen“, betont er.

An dem Gespräch im Rathaus, zu dem er einlädt, sollen neben den Vertretern der Jüdischen Gemeinde alle beteiligten Behörden und Fachbereiche teilnehmen. Man müsse sich gemeinsam darüber verständigen, „was wir in Krefeld präventiv unternehmen können, um die Jüdische Gemeinde noch besser vor Angriffen jeglicher Art zu schützen“.