Vertrag läuft aus SC Bayer droht mit Kündigung der Kooperation mit dem KFC Uerdingen
Krefeld · Was im Sommer 2022 in der Jugend zwischen dem SC Bayer und dem KFC Uerdingen begann, steht vor dem Aus. Es sei denn, der Fußball-Regionalligist bemüht sich wieder mehr um seine Jugend.
Die Zusammenarbeit in der Fußball-Jugend des SC Bayer 05 Uerdingen und des KFC Uerdingen steht vor dem Aus. Das jedenfalls deutet Jörg Heydel, Vorstandsvorsitzender des SC Bayer, im Gespräch mit unserer Zeitung an. Die im Sommer 2022 auf drei Jahre vereinbarte Kooperation könne so nicht fortgesetzt werden. Heydel sagt: „Im strategischen Kosmos des KFC kommt die Jugendarbeit nicht vor.“ Die seit Sommer anhaltende Unruhe im Klub mit Ränkespielen, organisatorische wie strukturelle Mängel, verteile die Lasten innerhalb der Zusammenarbeit zuungunsten des SC Bayer. Heydel: „Wir haben ohnehin immer schon mehr diese Zusammenarbeit gelebt. Mir geht es zentral auch nicht um Details. Aber was 2022 begonnen hat, stand mal auf zwei Säulen. Wir hatten den Anspruch, daraus ein Fundament aus einem Guss zu machen. Jetzt aber ist erkennbar, dass dem KFC seine Jugend nichts wert ist.“ Der bis Sommer 2025 terminierte Vertrag muss zum 31. Dezember gekündigt werden, ansonsten verlängert er sich. Heydel lässt keinen Zweifel an der zu erwartenden Entscheidung: „Die Kündigung ist vorbereitet. Wir wollen im Grundsatz diese Kooperation. Wenn sich aber ab jetzt gemessen an Taten nicht nachhaltig etwas ändert, muss die Zusammenarbeit im Sommer enden.“ Aktuell trage der SC Bayer 05 Uerdingen in der Kooperation alle organisatorische Lasten und der KFC kommt zudem finanziell seinen Mindestlasten nicht nach.
Wie es zu der Kooperation kam
Durch die Insolvenz des KFC nach dem Ponomarev-Aus sei die Situation günstig gewesen, den Gedanken mit Inhalt zu füllen, Leistungsfußball in der Jugend in Krefeld anzubieten. Da die Grotenburg durch den Umbau als Standort für die KFC-Jugend weggebrochen war und der Nachwuchs auf drei Anlagen in der Stadt verteilt werden sollte, kam das Konzept auf, alles am Standort am Löschenhofweg zu bündeln. Heydel sei auf den damaligen Vorsitzenden Damian Raths zugegangen und habe das Angebot unterbreitet. Man wollte den Schritt nur gehen, wenn eine gemeinsame Basisarbeit in der Ausbildung jugendlicher Fußballer in Richtung des Aufbaus eines Leistungszentrums gegeben ist. Dafür gab es auch die Fördergelder der Stadt. Beim SC Bayer seien nicht alle von dieser Idee begeistert gewesen. Heydel: „Mir war auch damals klar, dass das ein Balanceakt ist, weil der KFC nicht professionell aufgestellt war.“ Man sei dann aber überraschend gut gestartet, hätte eine gemeinsame Perspektive entwickelt.
Der Vertrag
Der Vertrag müsste ohnehin geändert werden, sagt Heydel. Denn er beinhaltet im Grunde, dass der KFC in der Oberliga spielt. Demnach betreibt der KFC im operativen Trainings- und Spielbetrieb die A- und B-Juniorenmannschaften, der SC Bayer verantwortet die darunter angesiedelten Teams ab den C-Junioren abwärts. Durch einen Aufstieg in die Regionalliga wäre der KFC laut Verbandsstatuten aber verpflichtet, eine C-Jugend am Spielbetrieb teilnehmen zu lassen. Ein Aufstieg in die Regionalliga hätte der KFC, ohne den Kooperationsvertrag zu brechen, deshalb nur mit der Genehmigung des SC Bayer durchführen dürfen. Laut Heydel war diese Hürde durchaus bewusst kalkuliert, um zunächst die Entwicklung einer gesunden Basis zu schaffen, bevor der Blick nach oben gerichtet werden kann.
Der Kipp-Punkt
Als Kipp-Punkt bezeichnet Heydel das Sponsoring-Angebot von dasbob und die darauf begründete hohe Etatplanung für die erste Mannschaft. „Nach den ausbleibenden Sponsoringzahlungen früh im Herbst 2023 rettete man sich dennoch irgendwie ins Saisonfinale, und vielleicht unglücklicherweise noch mit der Option des Aufstiegs.“ Da kam dann der SC Bayer wieder ins Spiel, dessen Genehmigung man ja nun für die Lizenzerfüllung mit einem U-15-Team benötigte. Heydel: „Am Ende waren uns auch im Sinne des Sports die Hände gebunden. Der noch existierende Vorstand mit Sebastian Thißen und Andreas Scholten führte an, dass man nach den ganzen Fan-Rettungsaktionen ihnen emotional den Aufstieg kaum verwehren könne. Zudem sei ein notwendiges Sanierungskonzept in der Regionalliga mit der gezeigten Fanpower leichter zu realisieren.“ Durch den Führungswechsel im Sommer wurden die Weichen offenbar anders gestellt.
Die Perspektive
Heydel betont, dass der SC Bayer aufgrund der Situation stets bereit gewesen wäre, mehr zu tragen in dieser Kooperation. „Wir wollen die Türe auch nicht zuschlagen. Aber so wie der KFC gerade aufgestellt ist, ist er kein verlässlicher Partner.“ Vor einigen Wochen hatten die Jugendtrainer des KFC mit Streik gedroht, weil der Verein ihnen die Aufwandsentschädigung für ihre Arbeit über Wochen schuldig war. Das alles habe auch zu Unruhe beim SC Bayer geführt, weil man dort versucht habe, die Mängel aufzufangen. Bayer habe mit Trikotsätzen aushelfen müssen, Gelder für Schiedsrichter vorgestreckt. Lutz Schuffels, Abteilungsleiter Fußball, sagt: „Es gibt keinen KFC-Mitarbeiter, der sich um die Dinge kümmert.“
Mögliche Lösungen
Heydel streicht heraus, dass die Führung des KFC keinen strategischen Blick für die eigene Jugend habe, dies allerdings sei essenzieller Bestandteil der Kooperation, damit sie gelingen könne. Abhilfe sieht Heydel in der Möglichkeit, wenn vertraglich geregelt ist, dass es einen von der Profimannschaft abgekoppelten Bereich für die Jugend gibt, die einen eigenen Etat bekommt und diesen auch abgesichert selbstständig verwaltet. Das Gebrummel rund um den KFC, den Aufstieg in die 3. Liga in Angriff zu nehmen, irritiere ihn auch: „Mit welchem Geld angesichts der Altschulden und nicht gedecktem Etat.“ Solcherlei Äußerungen ließen nicht erkennen, dass der KFC ernsthaft auf der Basis der vertraglich verabredeten Zusammenarbeit diese auch mit Leben füllen wolle. Er vermisse vielmehr ein Sanierungskonzept und damit klares Handeln auch für die Jugend auf der Basis der Kooperation. Heydel: „Bei allem Verständnis für aktuelle Notlagen und ambitionierte Träume. Der zukünftige Sportclub Krefeld 05 steht – wie ursprünglich vereinbart – nur für einen nachhaltigen Weg mit klarer Perspektive für eine starke Vereinsjugend zur Verfügung.“
Deshalb sieht der Noch-SC-Bayer-Chef nur zwei Auswege aus der Situation. „Entweder geht ab Sommer jeder seiner Wege oder die gesamte Jugend wird organisatorisch in unsere Hände gegeben.“