Mutmaßlicher Täter sitzt in U-Haft Nach sexuellem Missbrauch in Krefeld: Sicherheit an Grundschulen wird überprüft
Krefeld · Nach den beiden Fällen sexualisierter Gewalt an Grundschulen in Linn und Uerdingen ist eine Debatte über die Sicherheit an Schulen entbrannt. Die Politik fordert Antworten.
Die zwei Fälle schwerer sexualisierter Gewalt in den Toilettenanlagen der Johansenschule in Linn und der Paul-Gerhardt-Schule in Uerdingen haben in Krefeld eine Debatte über die Sicherheit an Schulen, insbesondere an Grundschulen, ausgelöst. Wie berichtet, soll sich ein 26-Jähriger am Mittwochvormittag an beiden Schulen, die nur rund zwei Kilometer voneinander entfernt liegen, Zutritt zu den Toiletten verschafft und dort an jeweils einem Kind sexuelle Handlungen begangen haben.
Stadtdirektor und Schuldezernent Markus Schön lobte am Donnerstag die Reaktion der Schulleitungen, die genau richtig gehandelt und die Vorfälle schnell gemeldet hätten, sodass Polizei und Staatsanwaltschaft schnell den Tatverdächtigen schnell festnehmen konnten. Der 26-Jährige sitzt seit Donnerstagmittag auf Antrag der Staatsanwaltschaft und Beschluss des Haftrichters in Untersuchungshaft. Ihm wird schwerer sexueller Missbrauch von Kindern vorgeworfen.
Eltern starten eine Petition
und stellen Forderungen
Nach den Vorfällen bewegt die Elternschaft nicht nur die Frage, wie es dazu kommen konnte, sondern vielmehr, wie eine Wiederholung in Zukunft ausgeschlossen werden kann. Noch am Mittwoch starteten sie eine Online-Petition, die direkt an Oberbürgermeister Frank Meyer gerichtet ist. „Wir, die unterzeichnenden Eltern von Schülerinnen und Schülern der Krefelder Grundschulen, appellieren mit Nachdruck an Sie, die Sicherheitsvorkehrungen vor den Grundschulen unserer Stadt deutlich zu verbessern“, heißt es darin. Laut den Eltern komme es immer wieder zu gefährlichen Situationen an Schulen. Sei es durch „unerwünschte Personen in Schulnähe oder unübersichtliche Verkehrslagen“. Eine von vielen Forderungen für mehr Sicherheit ist Videoüberwachung.
Eine solche kann sich Markus Schön grundsätzlich vorstellen, wenngleich er aus keiner Schule einen Hochsicherheitstrakt mit Stacheldraht machen wolle. „Über Videoüberwachung kann man aber nachdenken“, bekräftigte Schön auch nach Rücksprache mit den Leitungen der betroffenen Grundschulen, die am Donnerstagmittag mit Kräften des schulpsychologischen Dienstes und der Schulaufsicht zu einer Lagebesprechung zusammengekommen waren. Die wohl wichtigste Erkenntnis: „Den betroffenen Familien geht es soweit in Ordnung.“
Um kurzfristig die Sicherheit erhöhen zu können, habe Schön angeordnet, dass das Zentrale Gebäudemanagement kurzfristig alle Schulgebäude auf neuralgische Punkte überprüft. Weitere Maßnahmen könnten spätestens am 22. Januar 2025 besprochen werden, wenn der schon länger anberaumte Runde Tisch zum Thema Sicherheit an Schulen stattfindet.
Ungeachtet dessen sind die Vorfälle in Linn und Uerdingen längst auch zum Thema in der Politik geworden. Die Ratsgruppe der Freien Wähler meldete sich direkt am Donnerstagmorgen mit der Forderung verstärkter Maßnahmen zum Schutz der Schülerinnen und Schüler zu Wort. In der nächsten Sitzung des Ausschusses für Schule und Weiterbildung am Dienstag, 26. November, soll es einen Prüfantrag geben, ob und in welchem Umfang die Sicherheitsvorkehrungen verstärkt werden können. Es brauche entschlossenes Handeln. Ähnlich sieht es die CDU-Fraktion, die für die gleiche Sitzung eine dringliche Anfrage gestellt hat. Die Christdemokraten wollen unter anderem Details dazu wissen, wie der Täter auf die jeweiligen Schulgelände und in die Toilettenanlagen gelangt ist und wie die betroffenen Schulen gegen unbefugten Zutritt gesichert sind. Darüber hinaus soll die Verwaltung darlegen, welche weiterführenden Sicherheitsmaßnahmen insbesondere für Grundschulen beabsichtigt sind.
Die Polizei kündigte an, auch am Freitag an beiden Schulen präsent zu sein und in Linn sowie in Uerdingen verstärkt Streife zu fahren. Den Maßnahmen liege jedoch keine erhöhte Gefahr zugrunde. Sie warnte zudem vor Falschnachrichten, die seit Mittwoch in diversen Messengerdiensten kursieren. „Entgegen diesen Berichten gibt es keine Hinweise auf einen zweiten Täter“, erklärten die Beamten.