Historisches Gemäuer Krefelder Verein herrscht seit 70 Jahren über Burg Bischofstein

Krefeld · Eine Krefelder Burg liegt nicht in Linn, sondern zwischen Cochem und Koblenz an der Mosel.

Hoch über der Mosel thront die Burg Bischofstein, um die sich viele Krefelder ehrenamtlich kümmern.

Hoch über der Mosel thront die Burg Bischofstein, um die sich viele Krefelder ehrenamtlich kümmern.

Foto: Förderverein Burg Bischofstein e.V.

Es war eine schlichte Anzeige in der Zeitung: „Burg zu verkaufen“, hieß es da. Die Fördervereins-Mitglieder des damaligen Fichte-Gymnasiums lasen sie und zögerten nicht lange. Denn sie suchten eine Einrichtung, die als Schullandheim genutzt werden konnte. Es war Liebe auf den ersten Blick. Sie blätterten 80 000 Mark hin und erwarben ein mittelalterliches Gebäude, das bis heute viel Spaß und noch mehr Arbeit macht. Der Kauf ist jetzt 70 Jahre her.

Diese Krefelder Burg liegt also nicht in Linn, sondern zwischen Cochem und Koblenz in Hatzenport in Rheinland-Pfalz an der Mosel. Es ist Burg Bischofstein. „Ihre Errichtung wurde durch Erzbischof Arnold II. von Trier zwischen 1242 und 1259 begonnen“, berichtet Michael Plückhahn, der 2. Vorsitzende des Fördervereins und sozusagen einer der Burgherren. Im Laufe der Jahrhunderte wurde Bischofstein belagert und beschädigt, diente als Residenz oder Wohnhaus, wurde verschenkt oder verkauft – so zum Beispiel für 330 Franc an einen Winzer.

Die engagierten Krefelder Eltern und Ehemaligen der Schule erwarben Burg Bischofstein 1954 aus einer Erbengemeinschaft heraus. Sie verfolgten die Idee, Bildung solle mehr sein als Vermittlung von Wissen und Jugendliche zu Persönlichkeiten formen. Plückhahn: „Reife sollte mehr sein als ein Zeugnis. Die Schullandheim-Idee war geboren. Burg Bischofstein erwies sich als der ideale Ort inmitten greifbarer Geschichte, einer reizvollen Natur und einer alten Kulturlandschaft.“

Die Schüler packten in den Gründungsjahren mit an, um das Haus in einen bewohnbaren Zustand zu verwandeln. „Ohne Eigenleistung, Muskelkraft und viele Spenden wären die Arbeiten im und am Gemäuer kaum zu stemmen gewesen“, erinnert sich der 2. Vorsitzende. „Es entstanden vier größere Schlafräume und Einzelzimmer für die Begleitpersonen.“ Teilweise mit Stoff ummantelte Kabel mussten erneuert werden, gibt Plückhahn ein Beispiel.

Da das Haus im Unterschied zu Jugendherbergen und anderen Gästehäusern jeweils nur eine Belegung aufnimmt, sind die Klassen aus weiterführenden Schulen oder die verschiedenen Gruppen ihr eigener Burgherr. Alle vorhandenen Räume und Freizeitangebote stehen daher ausschließlich ihnen zur Verfügung. „Betreut und verpflegt werden alle hierbei von freundlichen und engagierten Burgeltern, die so schnell nichts aus der Ruhe bringt.“

Auch diese kleine Kapelle gehört zur Burg Bischofstein.

Auch diese kleine Kapelle gehört zur Burg Bischofstein.

Foto: Förderverein der Burg Bischofstein e.V.

Manch eine Legende rankt sich um das historische Gemäuer

Der ehemalige Fichte-Schüler Plückhahn erinnert sich an die eigenen Besuche im Schullandheim: „Es war schon ein Abenteuer mit der Eisenbahn bis zum Fuß der Burg anzureisen. Mit Rucksack und Schlafsack ging es dann hinauf, Richtung Burg und Burgturm. Sein charakteristischstes Erkennungsmerkmal ist ein weißer Putzstreifen etwa auf halber Höhe des Bergfrieds.“ Dass die Mosel bei Hochwasser einst so hochgestanden haben soll, wie es der Ring anzeigt, gehöre zu den Legenden, weiß der engagierte Mann.

Belegt sind jedoch die gegenseitigen nächtlichen Überfälle der Jungen – das Fichte-Gymnasium war lange eine reine Jungenschule – die mit Keilen verschlossenen Zimmertüren und die legendären Marmeladenbrote. „Sie hatten Marmelade von beiden Seiten, da sie schlichtweg aufeinanderliegend gereicht wurden.“

Nach getaner Arbeit erfreuen sich die Mitglieder des Fördervereins gerne auch am Ausblick auf die Mosel.

Nach getaner Arbeit erfreuen sich die Mitglieder des Fördervereins gerne auch am Ausblick auf die Mosel.

Foto: Förderverein der Burg Bischofstein e.V.

Heute stehen die Integration der Schülerinnen und Schüler und die Teambildung in der Klasse im Mittelpunkt der Besuche. Weiterhin sind es die Ausbildung sozialer Kompetenzen, das Erlebnis von Natur und Kultur sowie das ganzheitliche Arbeiten an Projekten. „Ein solch exklusives Internat auf Zeit prägt ohne exklusive Kosten das besondere, humane Verhältnis zwischen Lehrern und Schülern.“

Burg Bischofstein bietet aber noch viel mehr, denn das Haus ist auch weiterhin nur mit großer Muskelkraft, vielen Spenden und Einnahmen zu halten. „Wir sind ein offenes Haus für Schüler aus aller Welt. Außerdem bieten wir an den belegungsfreien Zeiten Brautpaaren, Familien, Firmen oder Naturfreunden Raum, die hoch über dem Moseltal feiern, tagen oder Energie tanken wollen.“

Die regen Fördervereins-Mitglieder erproben Anfang des kommenden Jahres auch ein neues Konzept. „Anfang Februar werden wir ein ,Whisky-Tasting` anbieten unter dem nostalgischen Gesichtspunkt: ,Wie es damals im Schullandheim war‘. Nach einer möglichen Schneewanderung werden wir uns im illuminierten Burghof treffen und – mit dem Whisky-Glas in der Hand – von oben auf die Mosel blicken. Wir können uns auch am warmen Ofen treffen“, findet Michael Plückhahn und lächelt.