Bezirksvorsteher Nord Von Null auf Hundert in die erste politische Reihe

Benjamin Zander ist Bezirksvorsteher Nord und Parteichef der Grünen – und ausgebildeter Tanzlehrer.

 Benjamin Zander ist Bezirksvorsteher Nord und will die Sanierung der Hubert-Houben-Kampfbahn vorantreiben.

Benjamin Zander ist Bezirksvorsteher Nord und will die Sanierung der Hubert-Houben-Kampfbahn vorantreiben.

Foto: Jochmann, Dirk (dj)

Benjamin Zander hat ein Herzensthema. Vielleicht würde er es selbst gar nicht so nennen. Und doch ist die Hubert-Houben-Kampfbahn für ihn das Symbol auch für sein politisches Wirken. „Diese Anlage ist ein Schmuckstück in einem Wohngebiet.“ Und das sei sie nicht nur, weil sie für den Sport wichtig ist. Sondern für viele andere Dinge auch. Der St. Martinszug des Bürgervereins Kliedbruch endet auf der Anlage mit einem großen Feuer und der Ausgabe der Tüten – selbst wenn das trationsreiche Fest in diesem Jahr coronabedingt ausfallen musste. Oder das Dinner in Weiß, ein geselliges Zusammenkommen der Nachbarn im Kliedbruch. Zander sagt: „Das ist eine lebendige Anlage mit Vereinssport, Schulsport oder auch der Abnahme von Sportabzeichen durch den Stadtsportbund Krefeld.“ Und Zander zeigt sich entschlossen, zu handeln.

Der Grüne ist neuer Bezirksvorsteher Nord und selbst wenn die Macht in dieser Funktion, etwas auf die Schiene zu setzen durchaus begrenzt ist, sagt er entschlossen auf die Frage, was er denn unternehmen werde, um Tempo in die Angelegenheit zu bringen? „Ich kann das Thema in jeder Sitzung auf die Tagesordnung setzen.“ Wer denn glaubt mit Zander leicht einen Papiertiger bändigen zu können, der wird womöglich in dieser Legislatur eines besseren belehrt werden.

Ohne Erhalt des Ensembles
bringt ein neuer Rasen nichts

Zander, IT-Fachmann, 47 Jahre, geht mit klarem Kopf seine Dinge an, sagt zur immer wieder herausgezögerten Sanierung der Hubert-Houben Kampfbahn: „Ohne Erhalt des gesamten Ensembles, bringt ein neuer Rasen niemandem etwas, wenn die Tribüne zusammengebrochen ist.“ Rund 3,5 Millionen Euro sind für die Sanierung der Anlage im Haushalt genehmigt, es tue sich aber nichts. Die Verwaltung lasse gerne verlauten, die Gelder seien da, verknüpfe das Thema aber immer mit der Entwicklung und der Entscheidung um den Platz am Schroersdyk. Zieht Viktoria Krefeld nun dort weg, oder nicht? Zander, ein ausgesprochen gelassener Mensch, kann auch genervt sein: „Der maroden Tribüne ist es herzlich egal, ob die Clubs sich einigen oder nach welchen Kriterien entschieden wird. Sie rottet weiter vor sich hin.“ In der Bezirksvertertung jedenfalls wären sich alle Parteien einig, dass jetzt etwas passieren müsse. Priorität habe der Erhalt des Geländes mit der Sanierung der Gebäude. Den Job als Bezirksvorsteher verstehe er so, die Wünsche und Meinungen der Bürger entgegen zu nehmen, sie zu kanaliseren und politisch zu addressieren.

Tanzlehrer und Informatik – so weit ist das nicht auseinander

Zander kennt seinen Bezirk und die Stadt. Er ist in Bockum geboren, wohnt im Kliedbruch, hat dort vor zwei Jahren ein Haus gekauft, in dem er lange mit Frau und den beiden Jungs zur Miete wohnte. „Wir ziehen hier nicht mehr weg.“ Am Moltke hat er 1993 sein Abitur gemacht. Ehe er in Aachen Informatik studierte, hat er eine Ausbildung zum Tanzlehrer gemacht. Den Rat des Vaters hat er in den Wind geschlagen. Zander: „Man muss sich schließlich selbst ausprobieren. Bist Du verrückt, hat der Vater gesagt. Tanzlehrer, mit den Arbeitszeiten.“ Der Vater habe recht gehabt. Aber wie man dann als Tanzlehrer auf Informatik komme? „Tja“, sagt Zander mit einem Lächeln auf den Lippen. So weit sei das nicht auseinander. Wie bitte? „Ja, beides funktionere nach klaren Regeln und logischen Zwängen. Die Reihenfolge der Tanzschritte sei ähnlich wie IT-Programme arbeiten. Und beide Berufe seien kreativ.“

Dass er jetzt Politik macht, daran haben auch seine beiden Söhne unfreiwillig Anteil. Vor der Bundestagswahl 2017 hätten sie den Wahlomat bedient – mit wenig überraschendem Ergebnis Richtung grün. Da habe er sich immer schon verordet, sagt Zander und fühlte sich nach einigen Besuchen als Gast in der Sitzungen der Bezirksvertrungen Nord aufgerufen, aktiver zu werden. „Ein Karriereziel hatte ich nie. Ich habe das gemacht, weil ich daran Spaß habe.“

Anstrengungen für ein Jugendzentrum vorantreiben

Und so ist Zander von Null auf Hundert in den politischen Alltag Krefelds getreten. Zumal ihn die Partei Ende Oktober auch zum Parteivorsitzenden zusammen mit Emma Sillekens wählte. An der sehr ausgeprägten baisdemokratischen DNA der Grünen findet er Gefallen. In dieser Legislatur teilt er sich den Vorsitz mit Ralph-Harry Klaer (SPD), der ihn im Frühjahr 2023 ablösen wird. Bis dahin sei viel zu tun: die Problematik des Grundwassers im Kliedbruch, der Moritzplatz in Bezug auf Sauberkeit und Aufenthaltsqualität. Und, sagt Zander: „Wir müssen schauen, dass wir die Anstrengungen für ein Jugendzentrum vorantreiben.“