Kriminalität Zahl der Straftaten in Krefeld sinkt, aber die Senioren werden abkassiert

Krefeld · Alleine eine ältere Frau ist im vergangenen Jahr durch falsche Polizisten um Wertgegenstände in Höhe von über 400 000 Euro gebracht worden. Auch der Enkeltrick ist laut Polizei weiter auf dem Vormarsch.

Eine Seniorin hat im vergangenen Jahr durch „falsche Polizisten“ ein Vermögen in Höhe von über 400 000 Euro verloren.

Foto: dpa/Julian Stratenschulte

Verbrecher nehmen immer häufiger Senioren für ihre Streifzüge ins Visier. „Sie sind ein interessantes und lukratives Ziel“, erklärte Kriminaldirektor Karlheinz Winkler am Montag während der Präsentation der Kriminalitätsstatistik für das vergangene Jahr und untermauerte dies mit Zahlen. Betrug der Schaden 2018 durch „falsche Polizisten“ nur 10 000 Euro, waren es 2019 bereits über 530 000 Euro. Allein in einem Fall erbeuteten Kriminelle mit dieser Masche bei einer Seniorin in Krefeld Vermögensgegenstände im Wert von über 400 000 Euro.

Die Fallzahlen bei diesem Delikt sind zwar rückläufig (2019: 24 Taten, 18 Versuche; 2018: 30 Taten, 29 Versuche), bei dem Enkeltrick, der ebenfalls über das Telefon angebahnt wird, sind sie aber weiter auf dem Vormarsch: 32 Taten wurden angezeigt, davon waren 17 Versuche. 2018 gab es 21 Taten mit 18 Versuchen. Doch auch beim Enkeltrick ist die Schadenssumme größer geworden und stieg von 69 000 auf 119 200 Euro. Opfer von „falschen Polizisten“ und „falschen Enkeln“ sind zwischen 72 und 90 Jahre alt. Insbesondere mit umfangreicher Aufklärung will die Polizei entgegensteuern. So haben kürzlich wie berichtet die Sparkasse und die Ordnungsbehörde gemeinsam die Broschüre „Klüger gegen Betrüger“ herausgegeben, die vor Trickbetrug warnt. Sie liegt in allen Sparkassen-Filialen aus.

Wie die Zahl der Betrugsdelikte insgesamt sind aber auch die Zahlen der kriminellen Delikte auf dem Rückzug. „Die Zahl der registrierten Straftaten sind im fünften Jahr in Folge gesunken“, erklärte der kommissarische Behördenleiter Dietmar Maus erfreut. „Das zeigt, dass die Polizei Krefeld die richtige Strategie verfolgt.“ Karlheinz Winkler ergänzte zwar, dass sich dies mit der Entwicklung im gesamten Bundesland decke, Krefeld aber eine untypisch gute Aufklärungsquote von mehr als 57 Prozent habe. „Das ist für eine Großstadt im NRW-Vergleich unüblich.“ Die Verantwortlichen der Polizei führen das auch darauf zurück, dass die Polizei in Krefeld die schnellste in ganz Nordrhein-Westfalen ist: Die Beamten sind im Schnitt in 3,07 Minuten am Tatort. Karlheinz Winkler will dieses Lob aber auch an die Öffentlichkeit weitergeben. „Das ist ein gemeinschaftliches Ergebnis aller Kräfte der Polizei und der Bürger.“

Die Zahl der Wohnungseinbrüche geht weiter zurück

Zur Anzeige gebracht wurden im vergangenen Jahr 20 570 Fälle. Das sind 1109 weniger als im Vorjahr und deutlich weniger als 2015 (siehe Grafik). Auch die Zahl der Wohnungseinbrüche ist gesunken. 505 Einbrüche wurden gemeldet, 55 Prozent weniger als 2015. Allerdings gibt es auch hier eine auffällige Entwicklung: Die Kellereinbrüche in Mehrfamilienhäusern haben um 80 Prozent zugenommen. Beute zumeist: Werkzeuge, Bohrmaschinen – und Getränke.

Bei den Straßendiebstählen haben die Sachbeschädigung an Autos (902 Fälle/+102), Taschendiebstähle (399/+88), Gefährliche Körperverletzungen (239/+17) und vor allen Dingen Diebstähle von Fahrrädern (1388/+99) zugenommen.

Drei Menschen wurden im vergangenen Jahr in Krefeld getötet, bei weiteren fünf blieb es beim Versuch. 2018 wurden ausschließlich vier versuchte Tötungsdelikte registriert. Die Raubdelikte sind leicht zurückgegangen. Die Zahl der Vergewaltigungen und sexuellen Nötigungen ist um sechs Taten auf 16 zurückgegangen. Die Anzeigen häuslicher Gewalt bleibt mit 665 Fällen (2018: 677) weiter hoch.

Die Zahl der tatverdächtigen Minderjährigen geht weiter zurück: 330 Kinder waren es 2018, im vergangenen Jahr 304. Und 773 Jugendliche statt 827 im vergangenen Jahr.

Weniger Rauschgiftdelikte wurden registriert, es gab wie im Vorjahr drei Drogentote. Und die Angriffe auf Amtsträger haben zugenommen.