Verträge sind bereits unterzeichnet Evonik verkauft Superabsorber-Sparte
Krefeld · Der Geschäftsbetrieb mit weltweit 1000 Mitarbeitern, 490 davon in Krefeld, wird an eine Frankfurter Unternehmensgruppe verkauft – für einen niedrigen dreistelligen Millionenbetrag.
Diese Erfindung erleichtert vielen Eltern den Alltag mit Kind. Tagsüber, aber auch in der Nacht. Die Rede ist von einem speziellen Bindemittel von Evonik, das seit 1986 am Bäkerpfad in Krefeld produziert wird. Es kann Flüssigkeiten in großer Menge absorbieren, wie zum Beispiel Urin eines Babys. In Windeln sorgt der sogenannte Superabsorber dafür, dass selbst unter Druck Flüssigkeit aufgesaugt und in ein Gel umgewandelt wird. Flüssigkeitsmengen bis zum 500-fachen ihres Eigengewichtes können die Polymere aufnehmen. Doch Evonik macht Schluss wie vor einem Jahr angekündigt, Schluss mit der Produktion. Der Chemiekonzern teilte jetzt mit, dass der Geschäftsbereich an die International Chemical Investors Group verkauft wird. Ein entsprechender Vertrag sei unterzeichnet. Der Kaufpreis liege im niedrigen dreistelligen Millionen-Euro-Bereich, die Vereinbarung beinhalte auch die Übernahme von Pensionsverpflichtungen durch ICIG. Die endgültige Übergabe des Geschäfts sei für Mitte 2024 nach Freigabe durch die zuständigen Wettbewerbsbehörden geplant.
Die Evonik-Mitarbeiter – 1000 Beschäftigte sind von der Übernahme betroffen – wurden am Montagmorgen über die neuesten Entwicklungen informiert. Allein 490 sind am Krefelder Superabsorber-Standort beschäftigt, etwas mehr als die Hälfte der Sparte also, die noch weitere Standorte in Rheinmünster, Marl sowie Greensboro und Garyville in den USA unterhält.
Evonik will sich mehr auf Spezialchemie fokussieren
Evonik will den Fokus in Zukunft noch mehr auf die Spezialchemie legen. Da passt der Krefelder Ableger nicht mehr so gut ins Portfolio. „Das Superabsorber-Geschäft passt von seinem Profil her nicht mehr zu unserem Charakter als Spezialchemiekonzern“, sagt Christian Kullmann, Vorstandschef von Evonik. „Wir haben einen verlässlichen Investor dafür gesucht und gefunden. Damit setzt unser Unternehmen den zweiten Schritt in der Veräußerung unserer Division Performance Materials um.“
Der neue Eigentümer ICIG ist ein erfahrener Chemie-Investor mit Sitz in Frankfurt am Main. Die Gruppe erwirtschaftet mit mehr als 6200 Beschäftigten einen Jahresumsatz von über 4,6 Milliarden Euro. „Wir freuen uns, ein weiteres Geschäft von Evonik übernehmen zu können“, sagt Achim Riemann, Vorsitzender des Aufsichtsrats von ICIG. „Der Geschäftsbereich Superabsorber wird mit seiner hohen technologischen Qualität als neue Plattform innerhalb der ICIG unserer Gruppe neue Möglichkeiten für weiteres Wachstum bieten.“
Betriebsrat spricht von einer zukunftssicheren Lösung
ICIG verfügt nach eigenen Angaben über umfangreiche Expertise in der Entwicklung von Standorten und Geschäftseinheiten, die bei Konzernen nicht mehr zum Stammgeschäft zählen. Im April 2023 hatte ICIG bereits den Standort Lülsdorf sowie verbundene Geschäfte in Wesseling von Evonik gekauft und dort umfangreiche Investitionen angekündigt. Der Standort gehörte vormals, wie das Superabsorber-Geschäft, zur Division Perfomance Materials. Von dieser steht nun noch als dritter Teil der Bereich C4-Chemikalien zum Verkauf.
Für Thomas Wessel, Personalvorstand und Arbeitsdirektor von Evonik, ist die Entscheidung für ICIG eine logische Wahl. „ICIG hat sich schon in Lülsdorf als vertrauenswürdiger Partner erwiesen, der auch alle Zusagen gegenüber den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern einhält“, sagt Wessel. „Der Superabsorber-Bereich kommt in gute Hände, das wissen wir aus Erfahrung. Unsere Beschäftigten erhalten bei der Gruppe ein gutes neues Zuhause.“ Auch Martin Albers, Vorsitzender des Gesamtbetriebsrates, zeigt sich zufrieden: „ICIG ist ein erfahrener Investor, der Arbeitnehmerrechte respektiert und verantwortungsbewusst handelt. Wir sind überzeugt, dass wir auch in diesem Fall einen geeigneten Investor für den Geschäftsbereich Superabsorber gefunden haben, der der Belegschaft einen sicheren und zukunftsorientierten Arbeitsplatz bieten wird.“ gob