Neuer Bericht erschienen Krefelder kaufen seltener Grundstücke und Immobilien

Krefeld · Steigende Zinsen wirken sich auf Verkaufszahlen aus. Die liegen auf dem Niveau von 2008.

2022 wurden in Krefeld weniger Immobilien verkauft.

Foto: dpa-tmn/Markus Scholz

Die Vermarktung von Immobilien und Grundstücken wird in Zeiten steigender Zinsen und hoher Inflation immer schwieriger. Die Finanzierung wird kostenintensiver. Das trifft nicht nur auf Neukäufe zu, sondern auch auf diejenigen Häuslebauer, die sich um eine Anschlussfinanzierung bemühen. Waren Immobilienangebote in den vergangenen Jahren aufgrund der anhaltenden Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank oft besonders schnell vergriffen, bleiben Häuser und Wohnungen inzwischen wieder für einen längeren Zeitraum im Schaufenster.

Die veränderten Rahmenbedingungen und die angespanntere Finanzsituation spiegeln sich deutlich im Grundstücksmarktbericht für das Jahr 2022 der Stadt Krefeld wider, der jetzt veröffentlicht worden ist. Insbesondere in der zweiten Jahreshälfte sei ein deutlicher Rückgang der Verkaufsaktivitäten in Krefeld zu verzeichnen gewesen, teilte die Stadt am Donnerstag mit.

Im Geschäftsjahr 2022 wurden durch den Gutachterausschuss für Grundstückswerte insgesamt 1735 geeignete Kauffälle über bebaute und unbebaute Grundstücke erfasst. Die Kauffälle liegen damit rund 15 Prozent unterhalb der durchschnittlichen Zahl der vorangegangenen zehn Jahre. Eine solche geringe Anzahl an Kauffällen habe es zuletzt 2008 gegeben. Die Geldumsätze sind im Vergleich zum Vorjahr um elf Prozent zurückgegangen.

Die Anzahl der Kaufverträge über Ein- und Zweifamilienhäuser war im Jahr 2022 rückläufig, wobei die Geldumsätze über das gesamte Jahr betrachtet weiter leicht gestiegen sind. Detailliertere Untersuchungen zeigten hierbei jedoch, dass sich die Bereitschaft zur Zahlung hoher Kaufpreise verändert hat. Viele Objekte sind aufgrund der weiterhin hohen Kaufpreiserwartungen der Verkaufenden deutlich länger auf dem Markt und die Kaufpreise liegen häufig deutlicher unter den Angebotspreisen. Im Segment der Ein- und Zweifamilienhäuser wurden im Auswertungsjahr 2022 457 Kauffälle registriert (2021: 487 Kauffälle). Diese Verkäufe verteilen sich zu 30 Prozent auf Reihenmittelhäuser, zu 30 Prozent auf Doppel- und Reihenendhäuser und zu 40 Prozent auf freistehende Häuser. Dabei wurden im vergangenen Jahr zu 99 Prozent Bestandsimmobilien am Markt umgesetzt.

Im Geschosswohnungsbau waren Umsätze sowie Anzahl der Kauffälle im Jahr 2022 erkennbar rückläufig. So sank die Zahl der Kaufverträge für Mehrfamilienhäuser im Vergleich zum Vorjahr um rund 30 Prozent auf 250 Kaufverträge. Der Geldumsatz reduzierte sich im selben Zeitraum um rund 20 Prozent.

Unbebaute Grundstücke
sind weiterhin stark gefragt

Der Blick auf den Eigentumswohnungsmarkt zeigt, dass im Jahr 2022 mit rund 800 Kaufverträgen zehn Prozent weniger Eigentumswohnungen verkauft wurden als im Jahr zuvor. Der Geldumsatz ist dabei um ein Prozent auf rund 150 Millionen Euro zurückgegangen. Im Bereich der neu gebauten Eigentumswohnungen ist die Anzahl der Erstverkäufe stark gesunken: Es wurden 51 Kaufverträge geschlossen, das sind 55 weniger als im Jahr 2021. Im Bereich der gebrauchten Eigentumswohnungen ist der Rückgang weniger markant: 2022 wechselten 755 Bestandseigentumswohnungen den Besitzer, im Jahr zuvor waren es mit 794 rund fünf Prozent mehr.

Die Verkaufszahlen von unbebauten Grundstücken sind im Jahr 2022 insgesamt gering und im Vergleich zu den letzten Jahren weiter gesunken. Aufgrund des sehr knappen Angebotes ist trotz oben genannter stark gestiegener Kosten weiterhin eine Preissteigerung auf dem Grundstücksmarkt feststellbar. Die Bodenrichtwerte für den individuellen Wohnungsbau steigen daher weiter. Dies gilt insbesondere für gute Wohnlagen im Stadtgebiet. Im Geschosswohnungsbau hingegen agieren die Marktteilnehmer verhaltener. Verkäufe unbebauter Grundstücke fanden in der zweiten Jahreshälfte kaum noch statt. Die Bodenrichtwerte für den Geschosswohnungsbau stagnieren.

Insgesamt wurden Bodenrichtwerte für 677 Zonen in Krefeld, unter anderem auch für Gewerbe-, Industrie-, Landwirtschafts- und Grünlandgrundstücke, für das Jahr 2023 beschlossen. Red/gob