Kriminalität Bedruckte Bankumschläge sollen Senioren vor Betrügern schützen

Krefeld · 17-mal allein im vergangenen Jahr haben organisierte Banden versucht Krefeldern mithilfe des Enkeltricks ihre Ersparnisse wegzunehmen. Die Polizei und vier Kreditinstitute wollen das künftig mit einem neuen Konzept verhindern.

Stellten die neuen Geldausgabe-Umschläge vor (v.l.): Sascha Luig (Marktbereichsleiter Commerzbank), Christian Davids (Leiter Marketing, Volksbank), Polizeipräsidentin Christine Frücht, Harald Schulze (Leiter Unternehmenskommunikation Sparkasse), Gregor Thissen (Filialdirektor Deutsche Bank).

Foto: Jochmann, Dirk (dj)

Kein Trick ist mies genug, um vorwiegend älteren Menschen die Ersparnisse zu rauben. Betrüger geben sich am Telefon als falsche Polizisten, Enkel oder neuerdings immer öfter als Bankmitarbeiter aus und fordern von Senioren Bargeld oder Bankdaten mit PIN und TAN Nummern. Insgesamt wurden im vergangenen Jahr in Krefeld 17 Taten erfasst. Davon allein neun Versuche, bei denen sich die Betrüger als Amtsträger ausgegeben haben.

Um solche Straftaten noch besser zu verhindern, haben die vier großen Geldinstitute Volksbank, Commerzbank, Sparkasse und Deutsche Bank gemeinsam mit der Polizei Krefeld einen Geldausgabeumschlag gestaltet, der Senioren vor diesem letzten Schritt der Geldübergabe schützen soll.

Letzte Woche konnte noch ein großer Betrug vereitelt werden

Krefelds neue Polizeipräsidentin, Christine Frücht stellte am Donnerstag mit leitenden Mitarbeitern der Kreditinstitute die Maßnahme vor. „Erst im vergangenen November konnte eine aufmerksame Bankmitarbeiterin im letzten Moment verhindern, dass eine Seniorin den Kriminellen zum Opfer fällt und eine fünfstellige Geldsumme bei ihrer Bank abhebt“, schildert Christine Frücht. Betrüger hatten sie ein paar Tage zuvor angerufen und behauptet, ihre Tochter sei nach einem Unfall schwer verletzt und müsse nun operiert werden. Dafür werde sie eine größere Summe Geld bezahlen müssen.

Sie forderten die Krefelderin auf, zur Bank zu fahren und das Geld abzuheben. „Die Mitarbeiterin der Bank am Ostwall wurde misstrauisch und informiert die Polizei“, berichtet die Polizeipräsidentin. Noch von der Bank aus konnte die Tochter der Seniorin telefonisch erreicht und der Betrug aufgedeckt werden.

Christian Davids von der Volksbank kann von einem Fall aus der vergangenen Woche erzählen. Da wollte ein Kund 55 000 Euro in bar abheben, weil angeblich ein Familienangehöriger in finanzieller Not sei und Spielschulden bei ihm eingetrieben werden sollten. Auch dieser Betrug konnte verhindert werden. Doch die Dunkelziffer ist laut Polizeipressesprecherin Karin Kretzer, in Krefeld hoch. Nicht jeder Versuch werde angezeigt. „Wir können unseren Kunden nur raten, zur Polizei zu gehen, die Entscheidung liegt jedoch bei ihnen“, sagt Davids.

Mit den neuen Geldausgabeumschlägen wolle man die Kunden sensibilisieren. „Wenn unseren Mitarbeitern etwas auffällig beim Geldabheben vorkommt, der Kunde gehetzt wird oder ohne Voranmeldung eine größere Summe abholen will, bekommt er sein Geld in diesem neuen Umschlag“, erzählt Gregor Thissen, Filialdirektor der Deutschen Bank. Unabhängig vom Alter. Obwohl es statistisch häufiger die Älteren sind, die gezielt nach dem Telefonbuch, beispielsweise anhand ihres Vornamens, ausgesucht würden und auf die Tricks hereinfallen.

Der große Aufdruck „Schützen Sie sich und Ihr abgehobenes Geld!“ fällt dem Kunden am Kassenschalter direkt ins Auge. Diese sechs Fragen sind aufgedruckt: Haben Sie den Geldbetrag abgehoben, weil Sie angerufen worden sind? Sollen Sie das Geld noch heute übergeben? Hat der Anrufer Ihnen verboten, über den wahren Zweck der Abhebung zu sprechen? Hat sich der Anrufer als Familienmitglied, Polizist, Arzt, Notar, Richter etc. ausgegeben? Sollen Sie das Geld an eine unbekannte Person übergeben? Sollen Sie etwas überweisen oder eine Geldwertkarte kaufen? Diesen Fragen folgt der klare Hinweis: „Wenn Sie zwei oder mehr Fragen mit Ja beantwortet haben: Wählen sie sofort die 110!“.

„Das sind organisierte Banden, die oftmals Callcenter im Ausland nutzen und mit Leuten hier vor Ort als Kurier zusammenarbeiten“, berichtet Karin Kretzer. Und Christine Frücht betont: „Wir tun alles, um diese perfiden Taten zu verhindern.“