Glück Auf Krefeld Krefelder wechseln Perspektive

Nach dem Gipfelstürmertag im Frühjahr ging es diesmal um Tiefgang: Bunker, Bäder und Klärwerke öffneten ihre Türen.

Krefeld. Das Thema stimmt und die Inhalte passen. So sind die Krefelder vorbehaltlos, wissbegierig und behutsam mit von der Partie, lassen sich auf Perspektivwechsel unter der Überschrift „Glück Auf Krefeld - Zeit für Tiefgang“ ein. „Es ist nichts passiert, alle haben sich gut verhalten“, atmet Uli Cloos, Fachbereichsleiter Stadtmarketing, am Ende des Tages auf.

Dabei haben wahre Menschenmassen fensterlose, stockfinstere Räume besucht, lange verlassene Gebäude besichtigt und niedrig-enge Gänge betreten. Nach den Gipfelstürmern im vergangenen Jahr sind nun die Tiefgänger unterwegs.

Perspektiv-Wechsel in Krefeld
14 Bilder

Perspektiv-Wechsel in Krefeld

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Schon vor Beginn stehen die Menschen in Schlangen an den Orten an, die Samstag bespielt wurden. Irena Marché ist mit ihrer Familie im Bockumer Badezentrum dabei. „Wie sich die Bäder verändern“, bemerkt sie. „Eine Sprühanlage gegen Fußpilz kennt heute keiner mehr.“ Ihr Sohn Vivian (7) freut sich auf die alten Rohre und Sachen, die er im ungenutzten Untergeschoss des Gebäudes zu sehen bekommt und Florian Schwagereit (9) will die Technik mit Playmobil nachbauen.

Eng, niedrig und sehr warm sind die Gänge, die unter der Wasseroberfläche des großen Beckens liegen. Rohre, Kabel und Schalter sind zu sehen, das Wasserplätschern des Überlaufes ist zu hören. „So könnte es im ,Boot‘ gewesen sein“, sagt ein Mann und spielt auf den Film an.

Dieter Porten, Mitarbeiter im Fachbereich Sport und Bäder führt die Besucher vor ein Glasfenster. Die Besucher können die Schwimmern von unten sehen, zugucken, wie sie ihre Strecken absolvieren. „Hier kann man auch erkennen, wie dick die Wände sind“, erklärt Porten.

Seit Jahren liegt hingegen das Stadtbad an der Neusser Straße auf dem Trockenen. Das Interesse an ihm ist ungebrochen. Die Menschenschlange vor dem gebäude ist 50 Meter lang. Mit freundlichem Nachdruck müssen die Aufseher die Menschen aus dem Jugendstilbad herauskomplimentieren, damit die nächste Gruppe - fast alle sind mit Kameras unterwegs - hinein kann.

Arnold Lacher ist aus Essen und glücklich, dass geöffnet ist. Er fotografiert die alten Kacheln, das Mosaik, die Architektur. „Ich habe eine Stunde angestanden, es hat sich gelohnt.“ Felix Burandt mag den besonderen Charme des Hauses, das alte, verwitterte, urbane, das wieder von der Natur angenommen wird. Heißt: Das Grün wächst zum geöffneten Fenster herein. „Heute gibt es nicht mehr so viel Liebe zum Detail wie sie hier alleine an Treppen und Handläufen zu erkennen ist“, erklärt er und drückt auf den Auslöser.

Es ist eiskalt, stockfinster, bedrückend. Da helfen auch die Windlichter kaum, die die ersten Treppenstufen leicht erhellen. „Es sind viele Eltern mit ihren Kindern hier“, weiß Georg Opdenberg, der die Besucher mit seiner Taschenlampe durch neun Stockwerke - zwei liegen unter der Erde- führt. Die Leute schalten ihre Handys ein, um Licht zu bekommen.

„Viele können mit dem Begriff Bunker nichts anfangen. Es ist ein Schutzgebäude. Dieses hier in Bockum ist aus dem zweiten Weltkrieg. Am Kriegsende fanden hier rund 6000 Menschen Schutz.“ Jana (11) und Svenja (13) Reuter besichtigen mit den Eltern das Gebäude. „Es ist spannend. Das Gebäude hat im Krieg Schutz vor Bomben geboten“, wissen sie. „Bisher konnten wir hier nie hineingucken.“

Das Klärwerk wirkt vor allem in der Dämmerung. Scheinwerfer mit warmem Licht inszenieren das Gebäude, lassen die Fenster leuchten, geben der grandiosen Architektur etwas Bizarres. Stampfende Beats ertönen.

Es scheint, als würden hier, am Uerdinger Rundweg, sämtliche Tiefgänger des Tages mit ihren Kameras zusammenfinden. Es ist richtig voll. Die Blicke schweifen immer wieder an die hohe Gewölbedecke. Ein neuer Duft wird im alten Klärwerk vorgestellt. Das hat was. Die Besucher können am Parfüm „ESNC Crefeld“ schnuppern und es kaufen.