Krefeldern droht drastische Erhöhung der Müllgebühren

Der Kreis Viersen lässt den Abfall ab 2015 in Solingen und Köln verbrennen. Andere Kunden könnten folgen.

Krefeld. Den Krefelder Haushalten droht eine drastische Erhöhung ihrer Müllgebühren. Grund: Beim harten Wettbewerb auf dem Entsorgungsmarkt können die Stadtwerke (SWK) nicht mithalten. Gehen Kunden verloren, bleiben die hohen Fixkosten des neuen Ofens an der Parkstraße an den Krefeldern hängen.

Der Kreis Viersen wird seinen Abfall ab 2015 für mindestens neun Jahre nicht mehr in Krefeld, sondern in Solingen und Köln verbrennen lassen. Bei einer europaweiten Ausschreibung erhielten die Firmen Schönmackers und Remondis den Zuschlag. Krefeld verliert damit pro Jahr etwa 70 000 Tonnen Abfall. Nach WZ-Informationen zahlt der Kreis Viersen nur noch 70 bis 80 Euro je Tonne. Derzeit sind es etwa 175 Euro. Die SWK sollen bei ihrem Gebot bis auf 110 Euro je Tonnen nachgegeben haben.

„Für Krefeld könnte es ganz schlimm kommen“, sagt Ulrich Hahnen. Er ist Chef des SWK-Aufsichtsrates und sitzt für die SPD im Düsseldorfer Landtag. „Ich fürchte, dass auch Mönchengladbach und der Kreis Neuss ihren Abfall bald nicht mehr in Krefeld verbrennen lassen“, so Hahnen. Der Vertrag mit Mönchengladbach endet Ende 2014. Dabei geht es ebenfalls um 70 000 Tonnen im Jahr. Der Kreis Neuss (115 000 Tonnen) kann Ende 2016 aus dem Vertrag.

Ohne diese Kunden wäre der Krefelder Kessel nur noch zu 30 Prozent ausgelastet. Um die Anlage zu füllen, müssten die Kapazitäten angesichts des Überangebots an Verbrennungsmöglichkeiten in NRW zu sehr niedrigen Preisen am Markt offeriert werden. „Ich kenne Berechnungen, wonach die Müllgebühren in Krefeld um 89 Prozent steigen könnten“, sagt Hahnen.

Nicht gut zu sprechen ist der SPD-Politiker auf NRW-Umweltminister Johannes Remmel (Grüne). Hahnen wirft ihm vor, sich bei der von Rot-Grün geplanten Änderung des Abfallwirtschaftsplans (AWP) zu viel Zeit zu lassen. Im Koalitionsvertrag sei beim Müll eine regionale Verbrennungsverpflichtung als Ziel festgeschrieben, um die von der Rüttgers-Regierung eingeführte Vorherrschaft des Marktes wieder zu beenden. Bislang habe das Ministerium aber noch nicht einmal mit der Anhörung der beteiligten Kommunen begonnen. Hahnen: „Bis Minister Remmel fertig ist, hat Krefeld beim Müll alle Kunden verloren.“

Die SWK-Spitze schätzt die Lage nicht so skeptisch ein. „Trotz unseres ambitionierten Angebotes haben wir die Ausschreibung des Kreises Viersen verloren“, räumt Firmensprecherin Dorothee Winkmann ein. Sie verweist aber darauf, dass die Krefelder Anlage noch anderthalb Jahre voll ausgelastet ist. „Wir werden diese Zeit nutzen und uns an weiteren Ausschreibungen beteiligen.“ Ziel sei es, die Müllgebühren stabil zu halten.