Urlaub in der Partnerstadt Ein „Wunder“ prägt die Hafenstadt bis heute

Krefeld · Auf unserer Reise in Krefelds Partnerstädte geht’s heute nach Dünkirchen. Nicht nur ein Freibeuter hat hier Spuren hinterlassen.

Das „Wunder von Dünkirchen“ – im kollektiven Bewusstsein vieler Briten ist es fest verankert. Mit der dramatischen Geschichte der Rettung von mehr als 300 000 Soldaten der eingekesselten britischen und französischen Truppen Ende Mai 1940 wird der Name der nordfranzösischen Stadt bis heute in Verbindung gebracht. Zuletzt 2017, als der Blockbuster-Film „Dunkirk“ in die Kinos kam. Auch die Tourismus-Industrie des Ortes weiß die Geschichte von einer der wichtigsten Schlachten des Zweiten Weltkriegs heute zu nutzen, etwa durch eine „Battlefield Tour“ oder durch Rundflüge auf den Spuren der „Operation Dynamo“. Doch die Krefelder Partnerstadt hat mehr zu bieten als Kriegs-Nostalgie.

Gut zu wissen: Anreise,
Wetter und mehr

Seit dem 15. Juni 1974 ist Dünkirchen Partnerstadt von Krefeld. Gepflegt wurden und werden die Kontakte vor allem von Schulen (zum Beispiel der Gesamtschule am Kaiserplatz, der Marienschule und der Kurt-Tucholsky-Gesamtschule) sowie Vereinen.

Allgemeines: Die Kommune im Départment Nord, deren französischer Name Dunkerque lautet, hat mehr als 80 000 Einwohner und liegt in der Nähe der belgischen Grenze. Tourismus und die Hochseefischerei sind wichtige Wirtschaftszweige der Region in Flandern, in der insgesamt 210 000 Einwohner leben. Es gibt hier aber auch einen wichtigen Hafen mit Fährverbindung nach Dover, Industrie und eine Universität. Erstmals urkundlich erwähnt wurde die Küstenstadt im 7. Jahrhundert. Unter Ludwig XIV. wurde sie als Festung ausgebaut.

Entfernung: Krefeld und die französische Partnerstadt trennen 293 Kilometer Luftlinie. Mit dem Auto beträgt die Fahrstrecke 328 Kilometer, was in dreieinhalb Stunden zu schaffen ist. Die Anreise ist aber auch mit dem Bus (die günstigste Verbindung kostet nur 19 Euro, dauert aber mehr als acht Stunden) oder mit der Bahn (über Aachen, Brüssel und Lille, mit Umsteigezeiten sechseinhalb Stunden) machbar.

Wetter: Wir sind in Nordfrankreich, das Wetter in Dünkirchen ist entsprechend: Selbst in den trockensten Monaten von Mai bis August regnet es im Durchschnitt jeweils an 13 Tagen. Besonders nass ist der Dezember mit 19 Regentagen. Am sonnigsten ist der Juni, der auf siebeneinhalb Sonnenstunden am Tag kommt.

Informationen zur Stadt gibt es im örtlichen Tourismusbüro an der Rue de l‘Amiral Ronarc‘h, dessen Homepage auf Französisch und Englisch gehalten ist. Telefonisch erreichbar ist es unter +33 3 28 66 79 21.

Informationen in deutscher Sprache gibt es auch unter:

Best of: Die zehn wichtigsten 
Sehenswürdigkeiten

1.      Strand: Stattliche 15 Kilometer lang ist der feine Sandstrand von Dünkirchen. Er wird auch von französischen Badeurlaubern gerne genutzt.

2.      Belfried: Das Wahrzeichen der Stadt, 1233 als Wach- und Leuchtturm erbaut, ist seit 2005 Unesco-Weltkulturerbe. Der 58 Meter hohe Belfried war seit dem 15. Jahrhundert auch Glockenturm der spätgotischen Hallenkirche Sankt Eligius (St-Éloi). Diese wurde 1558 zerstört und wenige Jahre später wieder aufgebaut – allerdings ohne Verbindung zum Turm, da dafür das Geld nicht reichte. Von der Aussichtsplattform hat man eine tollen Blick über Stadt und Umgebung. Bemerkenswert auch das Glockenspiel, das mit seinen 50 Glocken alle 15 Minuten eine Melodie anstimmt.

3.      Jean-Bart-Denkmal: Seit 1847 erinnert in Dünkirchen ein Denkmal auf einem ebenfalls nach ihm benannten Platz an Jean Bart (1650-1702). Der berühmteste Sohn der Stadt war Freibeuter und Admiral der französischen Flotte. Auch die größte Glocke im Belfried trägt seinen Namen.

4.      Hafenmuseum: Die mehr als 1000-jährige Geschichte des drittgrößten Hafens von Frankreich wird in einem eigenen Museum aufbereitet. Dazu gehören auch drei Museumsschiffe, die unmittelbar am Museum festgemacht sind, nämlich der Dreimaster Duchesse Anne, das Feuerschiff Sandettie sowie der Binnen-Lastkahn Guilde.

5.      Kriegsmuseum: Das Mémorial du Souvenir ist in einem Teil einer Küstenbefestigung von 1874 untergebracht. Die Bastion diente im Zweiten Weltkrieg während der Schlacht von Dünkirchen als Hauptquartier der alliierten Truppen. Diese Schlacht wird im Museum mit Ausstellungsgegenständen aufbereitet, die von historischen Karten bis zu Waffen und Munition reichen.

6.      Lügnerturm: Der um 1450 zur Hafenüberwachung erbaute Tour du Leughenaer (Lügnerturm) ist rund 30 Meter hoch und achteckig. Er diente seit 1814 als Leuchtturm.

7.      Rathaus: Das Rathaus (Hôtel de ville) im neoflämischen Stil entstand in den Jahren 1897 bis 1901. Sein Turm befindet sich auf der Liste des Unesco-Weltkulturerbes. Nach starker Zerstörung im Zweiten Weltkrieg ist das Gebäude in den 1950er-Jahren wieder aufgebaut worden. An gleicher Stelle standen schon mehrere Vorgängerbauten. Während der Weihnachtszeit wird das Rathaus zur Unterkunft für den Weihnachtsmann. Denn bis Anfang Januar gibt es einen beliebten Weihnachtsmarkt in der Stadt.

8.      FRAC Nord-Pas de Calais: Das Museum für zeitgenössische Kunst und Design ist in einem Gebäude von 1982 untergebracht, das im Hafengebiet steht. Seine Basis bildet eine alte Werfthalle. Katja Baudin, heute Chefin der Kunstmuseen Krefeld, hatte hier bis 2004 ihre erste leitende Position.

9.      LAAC: Das Zentrum für zeitgenössische Kunst und Aktion (Lieu d‘art et action contemporaine) ist von einem Skulpturenpark umgeben. Die Sammlung umfasst etwa 1500 Werke.

10.  Museum für schöne Künste: Das Museum für Schöne Künste (Musée des Beaux-Arts) ist in einem weißen, fensterlosen Kubus beheimatet. Vor allem flämische, niederländische und französische Malerei des 17. und 18. Jahrhunderts wird hier ausgestellt, aber auch naturkundliche Dinge.

Hier kann man wohnen

23 Hotels, zehn Campingplätze und 25 Ferienwohnungen werden für die Region Dünkirchen auf den einschlägigen Internet-Portalen aufgelistet. Die Auswahl reicht vom Vier-Sterne-Haus Hotel Borel am Hafen (ab 90 Euro pro Nacht) bis zu einfachen B&B-Unterkünften für knapp 60 Euro.

Fettnäpfchen vermeiden

Auto fahren Dünkirchen mit dem Auto zu erkunden, ist völlig überflüssig. Seit September 2018 Bürger und Besucher den Nahverkehr gratis nutzen.

Kamelle fangen Der Karneval von Dünkirchen ist berühmt – hat aber eine völlig andere, eher seemännisch geprägte Tradition als der deutsche. Die Musiker bei den Umzügen sind als Fischer verkleidet. Wenn sie am Rathaus vorbei marschieren, sollte man nicht versuchen,  Kamelle zu fangen. Es wird statt dessen nämlich kiloweise Fisch vom dortigen Balkon aus in die Menge geworfen.

Spott über Sport Mit Spötteleien über Sport könnte man unangenehm auffallen. Denn Dünkirchen ist vor Jahren zur „sportlichsten Stadt Frankreichs mit mehr als 20 000 Einwohnern“ gewählt worden.