Analphabeten: Was tun sie in der Bücherei?
Die Mediothek spricht auch Menschen mit Leseschwäche an.
Krefeld. "Warum soll ein Analphabet in eine Bücherei gehen?", fragt Helga Krall, Mitarbeiterin der Mediothek. "Dort steht doch alles, was ihm sonst das Leben schwer macht." Die Antwort gibt die Mediothek mit einem Angebot, das sich speziell an Menschen richtet, die gar nicht oder unzureichend lesen und schreiben können.
Auf der zweiten Ebene, auf "Höhe 48", stehen Hör- und Schriftbücher für Analphabeten bereit. Für die Aktion "Lust auf Lesen" hat der Krefelder Zonta-Club die Anschaffung möglich gemacht. Wenn sich das Angebot herumspricht, bekommt die Mediothek einige neue Kunden: Die Zahl der Leseschwachen wird in Krefeld auf 10 000 geschätzt.
"Bei einer Besichtigung der neuen Mediothek haben wir eine Wunschliste gesehen", erläutert Zonta-Präsidentin Cornelia Pier. "Da haben wir beschlossen, die Leseförderung für Erwachsene zu unterstützen." Mit dem Erlös des Sommerfests in Höhe von 500 Euro konnte Bibliothekarin Sabine Simonsmeier jetzt viele Bücher und CDs kaufen.
Die neuen Medien für lese-schwache Erwachsene sind vom Bundesverband Alphabetisierung empfohlen. Da gibt es "Laute, Silben, Wörter" oder das "Hamburger ABC", ein Alpha-Buch, einen leicht lesbaren Kriminalroman, Comics, einen Ratgeber der Arbeitsagentur und ein Buch über die Pop-Ikone Madonna. Die behauptet von sich, Bücher lesen sei ihre zweitliebste Beschäftigung.
Eine größere Zahl von Kunden wird Doris Schlimnat von der Volkshochschule schicken: "Wir haben fünf Lesekurse für Deutschsprechende und sechs für Einwanderer. Für die ist das Angebot genau richtig." Für die Teilnehmer vermittelt Schimnat auch Führungen durch die Mediothek.
Sie berichtet, dass die Besucher der Lese- und Schreib-Kurse in der VHS sehr unterschiedlich voran kommen: "Der Erfolg hängt vom eigenen Mitmachen ab. Wir bekommen jetzt viele Kursteilnehmer von der Arge zugewiesen, von denen sind nicht alle willig und interessiert. Mit Schulen haben viele Nicht-Leser auch schlechte Erfahrungen gemacht." Nur in wenigen Fällen reicht ein Semester, um Kenntnisse zu vermitteln, die im Schulalter versäumt wurden.