Krefelder Kunstverein Anne Pöhlmann: Neuer Blick auf die Fotografie
Die Düsseldorferin Anne Pöhlmann stellt ihre Werke mit Bezug auf die textile Tradition der Stadt im Kunstverein aus.
Krefeld. Intensive Farben und strenge Geometrie sind der erste Eindruck der neuen Ausstellung im Krefelder Kunstverein. „In Color“ hat die in Düsseldorf lebende Künstlerin Anne Pöhlmann ihre Schau genannt, die sie mit der Kuratorin Antje-Britt Mählmann mit besonderem Bezug auf Krefeld entwickelt hat. Denn das bevorzugte Material der Künstlerin sind Textilien, die sie mit geometrischen Formen bedruckt. Diese basieren auf digital stark bearbeiteten Fotografien.
Drei Werkgruppen, die das Thema Textildruck auf vielfältige Weise zeigen, sind in der Ausstellung zu sehen. Am Beginn des Arbeitsprozesses stehen die Fotografien, die sie selbst erstellt. „Das Bildarchiv ist Basis für die Arbeiten“ sagt Pöhlmann, die an der Düsseldorfer Kunstakademie bei dem bekannten Fotokünstler Thomas Ruff studiert hat. Für die erste Werkgruppe, die im Erdgeschoss zu sehen ist, hat sie geometrische Kunststoffobjekte fotografiert und auf einen transparenten Synthetikstoff gedruckt. Durch Überlagerung zweier Stoffschichten entstehen neue Formen und optische Effekte. Die Stoffe werden zum Bildträger, die darauf gedruckten Objekte bekommen erst jetzt eine Materialität.
Sie selbst hat die Entwicklung von der analogen zur digitalen Fotografie intensiv miterlebt und für ihre Arbeit reflektiert. „Fotografie findet heute fast nur noch auf Monitoren statt“, sagt Pöhlmann. Der Flut von Bildern, die täglich verschickt oder abgespeichert werden, begegnet sie mit einfachen, klaren Formen, denen sie als gedrucktes Bildthema wieder einen besonderen Stellenwert verleiht.
Dabei nutzt sie bewusst die Möglichkeiten der Technik, in dem sie die Farben digital manipuliert. „Photoshop ist mein Instrument“, sagt sie mit Blick auf die benutzte Standardsoftware. In der zweiten Werkgruppe greift sie die weiß grundierte Leinwand als klassischen Bildträger auf und hängt große Stoffbahnen davor.
Auch hier ist es wieder ein leicht transparenter und zugleich fester Stoff, der nur oben an der Leinwand fixiert ist. Geometrische Formen wie Kreise und Würfel tauchen darauf jetzt seriell auf. Auf einem leuchtenden, gelben Farbgrund wirken die hellgrauen Würfel und Stäbe unglaublich plastisch und zum greifen nah. In der gleichen Abfolge der Formen entsteht ein Rhythmus, der im Kontrast zu der intensiven Farbe das Auge beruhigt. „Ich bin ein Fan von Übungen“ sagt die Künstlerin, die sich intensiv mit den Farbtheorien des Malers und Bauhaus-Lehrers Josef Albers (1888 - 1976) beschäftigt hat.
Das Durchspielen der klaren Formen ist für sie ein Mittel, sich wieder auf einfache Strukturen zu besinnen und damit der alltäglichen Bilderflut zu entkommen. Trotzdem sind die heutigen Techniken für sie unverzichtbares Handwerk. „Als Künstler sollte man in seiner eigenen Zeit stehen.“ Die faszinierenden textilen Bilder werden noch durch zwei plastische Objekte ergänzt, die wie Stoffrollen aussehen. Das farbenprächtige Muster dieser Stoffe ist auch auf digitale Fotos zurückzuführen. Auf einem kleinen Sockel aufrecht platziert, korrespondiert die Form der Rolle mit den schlanken Säulen an der Fassade des Hauses. Eine charmante Verbeugung der Künstlerin vor der Architektur des Buschhüterhauses. Zugleich ist diese sehenswerte Schau textiler Arbeiten eine wunderbare Hommage an die Tradition Krefelds als Samt-und Seidenstadt.