Auf musikalischer Improvisationstour

Beim Frei-Drei- Festival dürfen Musiker vom 9. bis 10. Juni im Südbahn— hof experimentieren, wie es ihnen gefällt.

Foto: Andreas Bischof

Eigentlich soll Gerd Richter nur still am Klavier sitzen und in die Kamera lächeln. Doch daraus wird nichts. „Der Wolf, das Lamm. Hurz!“, singt und klimpert Richter plötzlich. Was das soll? Dieses Wochenende geht es im Südbahnhof um improvisierte Musik — und der Musiktherapeut Richter ist ein großer Improvisator: „Bei uns gibt es keine Einschränkungen. Wir nehmen alles, was Sound macht. Gerne auch den Richterhammer.“ Wer kann da dann widerstehen, wenn er vor dem Klavier sitzt?

Gerd Richter, Musiktherapeut

Nach 2014 und 2016 steigt an der Saumstraße 9 am Samstag und Sonntag die dritte Ausgabe des Frei-Drei-Festivals. „Es gibt vier Konzerte, aber vor allem geballte Workshop-Energie“, sagt Richter. Das Motto bei den vier Workshops sowie den Konzerten am Samstag und Sonntag lautet „Zwischen Powerplay und Reduktion“. Und das hat seine Gründe: „Viele verbinden improvisierte Musik mit Chaos“, sagt Richter. „Und das wollen wir mit Achtsamkeit ausdünnen. Dabei wollen wir keine schöne, heile Yoga-Welt schaffen, sondern auch Brüche setzen. Aber mit deutlich weniger Klängen als im Chaos.“

Dafür holt er mit seinem Co-Organisator, dem Südbahnhof- beziehungsweise Werkhaus-Chef Georg Dammer, einige namhafte Charaktere aus der Szene nach Krefeld. Den ersten Workshop am Samstag, 11 Uhr, begleitet die Cellistin Marei Seuthe aus dem Bergischen Land, die einige Erfahrung mit Gruppenworkshops mitbringt. Die zweite Einheit um 14 Uhr leitet der Geiger Christoph Irmer, Begründer des Wuppertaler Improvisationsorchesters.

Das übrigens ist auch Richters Plan. Seit fast 40 Jahren lebt er in Krefeld, nun möchte er hier ein Orchester mit frei-improvisierenden Musikern aufbauen. „Vor zehn Jahren gab es in diesem Bereich nichts in Krefeld. Mittlerweile hat sich einiges getan. Daher würde ich mir ein Orchester zutrauen“, sagt Richter. Am Sonntag geht es mit dem Allrounder Carl Bergstroem-Nielsen (11 Uhr) sowie dem US-Cellisten Scott Roller (14 Uhr) weiter. Der Däne Bergstroem-Nielsen, früher an der Hochschule Kopenhagen tätig und aus der Schule von Karlheinz Stockhausen, ist bereits zum dritten Mal dabei. Der in Stuttgart lebende Roller, Jazzer und Pädagoge ist vor allem für seine Projekte mit Kindern bekannt.

Jeweils um 16 Uhr gibt es Konzerte externer Künstler, ab 18 Uhr treten dann an beiden Tagen die Teilnehmer der Workshops auf. Wichtig ist den Organisatoren dabei, dass sie auch mit den Zuschauern ins Gespräch kommen und über die Vision für die Zukunft der Neuen Musik diskutieren.

Und Dammer hat noch ein weiteres Anliegen: Derzeit ist das Frei-Drei-Festival noch über die Konzeptförderung abgesichert. Doch diese läuft nach drei Jahren aus. „Wir haben keine Sponsoren, doch die brauchen wir auf Dauer. Eine lokale Finanzierung wäre schön.“