Neuer Kulturabend Auf Wiedersehen mit Bonsoir
Französischer Abend bei Dujardin soll Beginn einer Kulturreihe sein.
Krefeld. Ein gemütlicher Innenhof, der von den letzten Sonnenstrahlen in ein angenehmes Licht getaucht wird. Überall stehen Lavendelpflanzen, die den Duft der französischen Provence verstreuen. Und über allem liegt der Klang eines Akkordeons und einer leicht rauchigen Stimme, die anmutig ins Mikrofon den Evergreen „La mer“ haucht. Voilà, willkommen im Krefelder Frankreich.
„Die besten Ideen entstehen immer an der Theke“, ist sich Joachim Watzlawik von der Konzertagentur Schneider-Watzlawik sicher. Genau so kam auch die Idee zu diesem französischen Abend zustande, der hoffentlich „der Beginn einer Kulturreihe sein wird“, so Watzlawik, als er die Zuschauer der Veranstaltung, die binnen kürzester Zeit ausverkauft war, begrüßt. Letzten Endes ging es dem langjährigen ehemaligen Leiter des Kulturpunktes Friedenskirche aber vor allem darum, das Miteinander zu zelebrieren und in den Mittelpunkt zu setzen: „Es geht um das wir — die Künstler, der Ort, dass alles soll eine Solidargemeinschaft für die Kultur sein“, so Watzlawik.
Der Auftakt macht auf jeden Fall Lust auf noch mehr solcher Veranstaltungen. Mit dem Hof der Weinbrennerei Dujardin in Uerdingen hatten die Veranstalter eine Location gefunden, die sich hervorragend in das Motto des Abends einbindet. Es braucht keine weitere blau-weiß-rote Dekoration, um das Thema rüberzubringen. Die schön gedeckten Tische mit den Lavendelpflanzen vor der alten Fassade der Brennerei verströmen bereits genug Frankreich-Charme. Und spätestens als die Klänge des Akkordeons, gespielt von Heinz Hox, in Kombination mit der dunklen und vollen Stimme von Kerstin Brix erklingen, ein leichter Windhauch durch den Hof zieht und der Wein im Mund prickelt, ist es, als wäre man irgendwo in einem kleinen Bistro an der Seine.
Passend zu diesem kleinen Stück Frankreich-Urlaub serviert das Restaurant Küferei französische Klassiker wie Lachscrêpe auf Sommersalat und Quiche Lorraine. Eine große Auswahl an Weinen bietet der Stand von Weinexperte Norbert Pohl. Einzig die französischen Dessert-Klassiker wie Crème brûlée oder Mousse au chocolat sucht der Besucher vergebens auf der Karte.
Als wäre es abgesprochen, sitzt der Krefelder Künstler Martin Jochim in einer Ecke und zeichnet das Geschehen. „Es war ein absoluter Zufall, dass ich noch eine Karte bekommen habe“, sagt er, während er die Sängerin auf der Bühne zu Papier bringt. Der Krefelder, der gerne auf Konzerte geht, malt die Szenerie so in sich versunken, als säße er nicht in Uerdingen, sondern am Montmatre.
Ein wunderschönes Viertel in Paris, aus dem auch die zweite musikalische Gruppe des Abends kommt: Les Jetés del L´encre. Extra aus Paris angereist, vermittelt die Chansongruppe, die sonst im „Petit Théâtre du Bonheur“ spielt, die lebenslustige, ja fast schon lebenshungrige Stimmung, die in Paris herrscht. Am Ende des Abends summen einige noch ganz verzückt von diesem kurzen Frankreich-Urlaub eine Melodie, die Brix in ihrem Programm zum Besten gegeben hat — „Non, je ne regrette rien“ von Edith Piaf — und denken womöglich, dass sie nichts von diesem gelungenen Abend bedauern.