Niederländisch-deutsche Analyse Ausstellung „Aufbruch und Wiederaufbau“ im Foyer des Rathauses
Krefeld · Zum ersten Mal widmen sich Historiker einer grenzüberschreitenden und vergleichenden Analyse des Wiederaufbaus in der deutsch-niederländischen Grenzregion nach 1945.
Nach dem Zweiten Weltkrieg hieß es, die zerstörten Städte in der Region wiederaufzubauen. Dabei stellte sich die Frage, alles neu und modern zu errichten oder Altes zu rekonstruieren beziehungsweise zu reparieren. Welche Konsequenzen das für die städtische Nachkriegsentwicklung unter anderem in Krefeld mit sich brachte, wird nun in der Ausstellung „Aufbruch und Wiederaufbau“ im Foyer des Rathauses am Von-der-Leyen-Platz gezeigt.
„Das ist im Jahr des Krefelder Stadtjubiläums ein besonderer Zugang zur Nachkriegsgeschichte“, betont Olaf Richter, Leiter des Stadtarchivs Krefeld. Zum ersten Mal widmen sich Historiker einer grenzüberschreitenden und vergleichenden Analyse des Wiederaufbaus in der deutsch-niederländischen Grenzregion. Die Idee zu dem von der Euregio Rhein-Maas-Nord geförderten Projekt hatte Frans Hermans, Leiter des Gemeindearchivs Venlo. Dabei wurden Krefeld, Geldern, Venlo, Venray, Nimwegen, Kempen, Straelen, Mönchengladbach, Kleve und Wachtendonk untersucht. Städte wie Kleve, Nimwegen, Venlo und Krefeld wurden in ihren Stadtkernen schwer zerstört.
In Venlo setzte man schon im März 1945 die in den 1920er-Jahren dort begonnene Konzeption für die Innenstadt fort. Bereits vor dem Krieg waren zahlreiche historische Bauten in Krefelds Partnerstadt für eine Neugestaltung des Zentrums abgerissen worden. Die konsequente Umgestaltung der Altstadt wurde bis in die 1960er-Jahre verfolgt und realisiert. Um die Ortsmitte setzte man eine autogerechte Stadt um. Seit Beginn des 21. Jahrhunderts änderte sich die Stadtplanung. Das Projekt „Q4“ griff beispielsweise vermehrt auf alte, inzwischen verschwundene Stadtstrukturen zurück. Man korrigierte städtebaulichen Eingriffe der 1960er-Jahre.
Wie in Venlo gab es auch in Krefeld vor dem Zweiten Weltkrieg Planungen, die das Innenstadtbild massiv verändert hätten. Die Nationalsozialisten wollten unter anderem eine durchgehende Ost-West-Achse bauen, für die die St.-Dionysius-Kirche hätte abgerissen werden müssen. Davon wurde allerdings nichts umgesetzt.
Die Anfänge in den westdeutschen Städten nach dem Krieg gestalteten sich gänzlich anders als bei den Nachbarn an der Maas. Es fehlten staatliche Strukturen. Wie in den Niederlanden existierte auch in Krefeld ein Baustoffmangel. So blieb es zunächst nur bei dem Ausbessern von öffentlichen Gebäuden.
Eine umfängliche Neugestaltung des Zentrums blieb aus
Das änderte sich erst Ende der 1940er-Jahre. Als wirtschaftlich aufstrebende Kommune nach dem Krieg bekam Krefeld nicht so viele Fördermittel für eine autogerechte Stadtentwicklung, wie es in anderen Kommunen erfolgte. Als innerstädtische Achse wurde lediglich die St.-Anton-Straße erheblich ausgeweitet. Eine umfängliche Neugestaltung des Zentrums blieb aus, weil es zahlreiche Grundstückseigentümer gab, die eine großflächige Planung behinderten, heißt es in Ausführungen der Stadt zu der Ausstellung. Der ursprüngliche Grundriss des mittelalterlichen Krefelds und die Struktur der vier Wälle blieb so erhalten.
Bauliche Eingriffe, auch in den Grundriss, erfolgten allerdings massiv am heutigen Theaterplatz, am nördlichen Ende des Ostwalls und im Bereich des Schwanenmarktes. Die unmittelbare Nachkriegszeit hat aber auch ihre Spuren in der Innenstadt hinterlassen – an der Hochstraße.
Das Buch „Aufbruch und Wiederaufbau. Städtebau im niederrheinländischen Grenzgebiet nach dem Zweiten Weltkrieg“ gehört zu einem Projekt der Stiftung „Geschichte des Raumes Peel-Maas-Niers“. Die auf dem Buch basierende Wanderausstellung wird während der Öffnungszeiten montags bis freitags im Krefelder Rathaus am Von-der-Leyen-Platz bis Freitag, 17. März, gezeigt, anschließend ab Montag, 20. März, bis Freitag, 14. April, im Foyer der Volkshochschule Krefeld. Danach zieht sie weiter. Red