Ausstellung: Drei junge Hengste kamen ins Grab
Museum Burg Linn zeigt „Pferdeopfer und Reiterkrieger“
Krefeld. Ganz tief in ihrer Seele müssen noch vor 600 Jahren die alten Linner rechte Heiden gewesen sein. In ihrer Siedlung, dort, wo sich heute der Margaretenplatz erstreckt, steckten sie einen Pferdeschädel an einer Stange in den Mühlbach - ganz nah bei der Kirche - und hofften, damit jene üblen Geister zu vertreiben, die in jener Zeit für die Rhein-Hochwässer verantwortlich waren. Auch Linn war bei einer solchen Katastrophe verwüstet worden.
Den Pferdeschädel und die Stange hatte der Linner Museumschef Christoph Reichmann bei den Ausgrabungen 1990 im Bereich des Platzes entdeckt. Er ziert jetzt das Titelfoto des Katalogs zur Ausstellung "Pferdeopfer - Reiterkrieger", die nach den Stationen Focke-Museum in Bremen und Lübcke-Museum in Hamm nun im Museum Burg Linn gelangt ist und am Sonntag um 11 Uhr eröffnet wird.
Das Haus hatte einige Schwierigkeiten, diese große Schau über "Fahren und Reiten durch die Jahrtausende" unterzubringen. Und so drängelt es sich ein wenig in Linn, wo man mit wenigen Schritten eine ganze Themenreihe abschreiten kann: vom Pferd als Jagdbeute vor 10 000 Jahren, als Opfertier und Begleiter ins Jenseits viel später, vom Fahren und Reiten bis zum Pferd als Waffe und Statussymbol ab dem Mittelalter. Der Mensch - das zeigt die Schau - hatte immer ein besonderes Verhältnis zum Pferd.
Während die großen Scheibenräderkarren der Eisenzeit wahrscheinlich zumeist von Ochsen gezogen wurden, spannte man das Pferd eher vor die Kultwagen, etwa jenen, der vor langer Zeit bei Stade gefunden wurde, 2900 Jahre alt. Die Schau präsentiert eines der reich verzierten, gegossenen Bronzeräder. Zu sehen sind Gebissstangen aus dem alten Luristan, römische Grabsteine mit Reiterdarstellungen, Pferdegräber wie jenes von Ruffelstorf, bei dem man dem verblichenen Großbauern gleich drei junge Hengste und einen Lockhirsch mit ins Grab gab.
Auch aus dem Gelleper Gräberfeld ist ein Pferdegrab zu sehen. Zudem gibt es eine Kopie des 3600 Jahre alten, berühmten Sonnenwagens aus Trundholm. Und natürlich erfährt man auch von den germanischen Reitern, die von den Römern so gefürchtet wurden, und von den überaus pferdekundigen Hunnen und Awaren, die in Sätteln saßen.