Lesung in Krefeld Autorin Dagmar Leupold und der Mann in der Garderobe

Krefeld · Autorin Dagmar Leupold stellte in der Mediothek ihren Roman „Dagegen die Elfanten!“ vor.

Dagmar Leupold las in der Mediothek aus ihrem Roman „Dagegen die Elefanten!“.

Foto: Samla Fotoagentur/samla.de

Die große Opernbühne tritt zurück und lässt dem Garderobenraum den Vortritt. Nicht das Geschehen auf der Bühne und die Befindlichkeiten des Publikums stehen im Mittelpunkt, sondern Harald, der Mann, der am Abend die Mäntel, Taschen und Schuhbeutel des Publikums in Empfang nimmt und behütet.

Dagmar Leupold, die vor zwanzig Jahren in Krefeld eine Lesung hatte, stellte in der Mediothek in Zusammenarbeit mit dem „anderen Buchladen“ ihren Roman „Dagegen die Elfanten“ vor und erläuterte ihre Absicht, einen Menschen, der nicht im Mittelpunkt steht, der nicht gesehen wird, ins Licht zu stellen.  Dieser Harald ist von ihr bewusst männlich konzipiert, um nicht durch eine Ich-Erzählung eigene Befindlichkeiten durchscheinen zu lassen. Harald ist kein Analytiker, aber er erlebt, er empfindet, macht sich Gedanken. Sein Leben spielt sich ab zwischen der Garderobe des prächtigen Opernhauses und der des Kammermusiksaals, seiner Küche, dem Abwasch und den nächtlichen Tierfilmen im Fernsehprogramm. Dazwischen beobachtet er und handelt.

Eine Szene ist der Autorin wichtig, um die Zärtlichkeit des Empfindens dieses Mannes zu zeigen, seinen inneren Reichtum zu verdeutlichen. So beobachtet er eines Tages eine Entenmutter, die mit ihren sieben Küken die Straße überquert und an der anderen Seite den Bürgersteig hinaufklettern muss. Sechs Küken kommen an, das siebte kann das Hindernis nicht überwinden. Harald lässt seine Tasche auf dem Bürgersteig liegen, läuft hinüber auf die andere Seite und gibt dem verschreckten Küken einen Schubs. Er spürt die Wärme des kleinen lebendigen Wuschelknäuels und sieht in dessen aufgerissenen Augen den Schrecken, nicht anzukommen, nicht zu leben. Mit seiner besonderen Beobachtungsgabe zeichnet er auch das Bild der jungen Frau, er nennt sie Johanna/ Marie, die neben dem berühmten Sänger und dem ihn begleitenden Pianisten die Noten umblättern muss.

Und immer wieder kehrt dieser Harald zu seinen Tierfilmen zurück, erzählt der Johanna/ Marie von gläsernen Fischen in der tiefen See der Arktis, als diese ihm plötzlich an der Garderobe gegenüber steht. Die Tiermetapher erklärt auch den zunächst als verwirrend empfundenen Titel des Buches:  „Dagegen die Elfanten“. Harald ist der Nichtbeachtete, der empfindsame Mensch, der zur Zärtlichkeit fähig ist. Aber er scheint recht harmlos. Ob er das verdeutlichen kann, was die Autorin als Absicht bekundet? Dagmar Leupold sucht mit dieser Geschichte die Abwendung von hierarchischer Strukturen  zugunsten eines menschlichen Miteinander darzustellen.  ubr

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