Bernd Stelter im Interview: „Leute wissen wann ich echt bin und wann ich eine Rolle spiele“

Bernd Stelter kommt am 6. Juli ins Seidenweberhaus. In seinem neuen Programm erklärt er, wie Optimismus funktioniert.

Krefeld. Comedian Bernd Stelter beobachtet seine Mitmenschen ganz genau: So ist ihm aufgefallen, dass die Deutschen meistens mit heruntergezogenen Mundwinkeln umherlaufen und nicht gerade fröhlich aussehen.

Mit dem Titel seines neues Programms fordert er sie daher auf: „Mundwinkel hoch“. Im Interview verrät Stelter, was ihm an Live-Auftritten so gut gefällt und was die Zuschauer an ihm lieben. Am 6. Juli kommt er mit dem neuen Programm ins Seidenweberhaus.

Herr Stelter, was erwartet die Zuschauer bei Ihrem neuen Bühnen-Programm „Mundwinkel hoch“?

Bernd Stelter: Mir ist aufgefallen, wenn die Deutschen aus dem Urlaub kommen, hängen die Mundwinkel unten. Ich denke das liegt daran, dass wir uns selber zu sehr hetzen. Und wir denken zu viel negatives Zeug.

Pro Tag haben wir 9000 Bilder im Kopf. Aber was sind das für Bilder, beeinflusst von Gemetzel in Computerspielen, Mord und Todschlag in den Nachrichten? Was hilft, sind positive Bilder.

Also Computer runterfahren, Fernsehen ausschalten und einfach mal an etwas Schönes denken. Das ist auch das Thema meines neuen Bühnenprogramms: Wie kriegen wir die Mundwinkel wieder hoch?

Gibt es neue Elemente in Ihrem Programm?

Stelter: Ja. Erstens habe ich einen Running-Gag, einen Typen der immer wieder kommt. Das ist Helmut. Helmut ist Esoterik-Freak, er macht Yoga und Qi-Gong. Der taucht immer wieder auf und die Leute lachen sich scheckig über ihn. Was noch neu ist, ich habe einen Flügel mit auf der Bühne.

Sonst hatte ich immer nur eine Gitarre, diesmal ist ein Flügel dabei. Denn Musik ist bei mir ja auch ein wichtiges Thema. Und ich mache eine Aerobic-Vorführung. Das klappt aber nur, weil ich abgenommen habe. Allerdings mache ich die Nummer vor der Pause, da ich danach ein neues Hemd und Deo brauche.

Was lieben die Leute so an Ihnen?

Stelter: Das können eigentlich nur die Leute selbst beantworten. Aber ich denke, es ist meine Authentizität. Ich spiele zwar auch Rollen auf der Bühne, aber die Leute wissen genau, wann ich echt bin und wann ich eine Rolle spiele.

Was ist das Tolle an einer Bühnen-Tour im Gegensatz zum Fernsehauftritt?

Stelter: Beides ist toll. Die Bühne ist halt die Basis. Die Leute sitzen direkt vor dir und du siehst wie du ankommst. Wenn ich in Krefeld im Seidenweberhaus spiele und die Leute gehen nach 2 1/2 Stunden aus dem Saal und haben einen tollen Abend gehabt, dann habe ich mein Ziel erreicht.

Wird es noch mal eine reine Comedy-Sendung im Fernsehen mit Ihnen geben?

Stelter: Ich bin ja zurzeit in der Sendung „So lacht NRW“ zu sehen. Da haben wir immer tolle Gäste. Und das „NRW-Duell“ mache ich auch. Da bin ich sehr stolz drauf, dass es so gut läuft.

Sie nennen Ihr Programm ein Kabarett. Was ist der Unterschied zur Comedy?

Stelter: Bei der Comedy haben viele Künstler zwei Stunden lang ein Mikrofon in der Hand und sagen: Männer und Frauen sind doof. Das reicht mir nicht. Ich brauche ein Thema, einen roten Faden, der sich durchs Programm zieht. Man muss lachen und weinen und man muss auch mal eine ruhige Minute haben, um dann wieder loslachen zu können.

Wie gehen Sie vor, wenn Sie ein neues Programm entwickeln?

Stelter: Man muss eine Idee haben. Nach meinen letzten Programmen — Geschichten aus der Vorstadt, Papa ist ‘ne Knackwurst, Pubertät ist mehr als Pickel und Mittendrin — Männer in den Wechseljahren — hab ich mir gedacht, du musst aus der Nummer mal raus, sonst heißt das nächste Programm: Rente ist was Feines.

Dann kam ich aus Holland nach Deutschland und sah die runterhängenden Mundwinkel und da kam mir die Idee zum Programm. Man überlegt dann: Welche Rollen spiele ich? Das Thema Reality-TV ist diesmal dabei und auch mein Gewichtsverlust spielt eine Rolle.

Wie schaffen Sie es, den Ansprüchen des Publikums immer wieder gerecht zu werden?

Stelter: Als ich das fünfte Programm geschrieben habe, war ich mir auch nicht sicher. Man probiert ja nichts so richtig aus. Da fragt man sich manchmal: Warum habe ich nichts Anständiges gelernt?

Testet man Gags denn vorher? Oder weiß man, was funktioniert?

Stelter: Ich hab da ja mein Hausfrauenkabinett. Meine Frau und meine Sekretärin, die bekommen die Gags zuerst zu hören. Und dann gibt es noch zwei Vorpremieren vor weniger Leuten in kleineren Sälen.

Da sieht man dann, ob es funktioniert. Meine Premiere hatte ich bei den Wühlmäusen in Berlin und alle sieben Vorstellungen waren ausverkauft. Das hat mich sehr gefreut.

Was haben Sie als nächstes vor?

Stelter: Ich bin begeistert, dass ich reproduziere. Ich habe ein Buch geschrieben — „Wer abnimmt, hat mehr Platz im Leben“. Danach musste ich mein Karnevals-Programm schreiben, anschließend bin ich auf Lesereise mit meinem Buch gegangen. Dann habe ich an meinem Kabarett weiter geschrieben. Jetzt muss ich spielen.

Die Schreibtischarbeit ist zum Glück im Moment vorbei. Aber ich tippe mal, nach den Sommerferien werde ich den nächsten Teil des Kommissars Piet van Houvenkamp schreiben. Titel des Buchs wird dann sein: „Der Killer kam auf leisen Klompen“.