Reinhard Berens, Open-Air-Kino-Macher: „Wir bieten ein Erlebnis an einem einzigartigen Ort“
Reinhard Berens gestaltet das Programm beim SWK Open-Air-Kino — ein Gespräch über Zielgruppen, Kultfilme und Urlaubsstimmung.
Krefeld. Für das Open-Air-Kino auf der Rennbahn hatten Sie sechs Wochen Programm zu füllen — selbst für einen Kinobetreiber keine alltägliche Aufgabe. Was war bei der Zusammenstellung wichtig?
Reinhard Berens: 43 Filme — das ist echt eine Hausnummer. Da muss man überlegen, welche Zielgruppen man bedienen will. Wir haben uns für ein breites Spektrum entschieden, vom kleinen deutschen Film bis zu teurer Action aus Hollywood.
Unter der Woche bieten wir Programmkino, am Wochenende zielen wir eher auf ein jugendliches Publikum. Aber bei Open Air sind andere Dinge fast wichtiger als das Programm.
Berens: Open-Air-Kino ist ein Erlebnis, ein echtes Event. Mit dieser Erwartungshaltung kommen die Leute zu uns. Und wir haben das Glück, mit der Rennbahn einen einzigartigen Ort gefunden zu haben, der in der Region seinesgleichen sucht, gestalterisch und atmosphärisch.
Dort kann echte Urlaubsstimmung aufkommen. Und sogar der schwierige Faktor Wetter wird kalkulierbar: Auf der Tribüne sind die Leute vor Regen und Wind geschützt.
Können Sie mit diesem Konzept auch Leute aus den umliegenden Städten nach Krefeld locken?
Berens: Selbstverständlich. Wir sind landesweit unterwegs, von Kleve bis Düsseldorf. Doch auch die Krefelder haben die Chance, ihre Rennbahn neu zu entdecken.
Beim Programm fällt der hohe Anteil französischer Filme auf.
Berens: Die eignen sich besonders gut für Open-Air-Kino. Französische Filme sind im Tonfall oft locker, leicht und sommerlich. Das passt perfekt.
Mit vier Dokumentationen gehen Sie ein recht hohes Wagnis ein. Gibt es dafür ein Publikum?
Berens: Wir haben 43 Tage Zeit, da können wir einiges ausprobieren. Das Genre Dokumentation hat sich in den vergangenen 15 Jahren unglaublich entwickelt, wird aber immer noch vernachlässigt. Die Kinos können diese Filme wegen Platzmangels nicht so auswerten, wie sie es verdient haben. Wir sind überzeugt, dass hochkarätige Dokus wie „Serengeti“ oder „Senna“ ihr Publikum finden.
Sehen Sie im Programm echte Selbstläufer?
Berens: Schwer zu sagen. Man kann bei Open Air nicht mit den gleichen Faktoren kalkulieren wie im normalen Kinobetrieb.
Was gänzlich fehlt, sind Klassiker.
Berens: Das wurde oft ausprobiert und ist selten gelungen. „Metropolis“ und „Die drei von der Tankstelle“ passen in so ein Programm einfach nicht rein. Der hohe Aufwand steht in keinem Verhältnis zum Ergebnis.
Was wir sehr wohl zeigen, sind moderne Klassiker wie „Willkommen bei den Sch’tis“ oder „Mamma Mia!“. Das sehen die Leute gerne noch mal, weil diese Filme gute Laune und ein schönes Lebensgefühl verkörpern.
Sie haben keine echten Premieren oder gar Vorpremieren im Programm. Warum ist das so?
Berens: Das sind Interna, die wir mit den Verleihern verhandeln mussten. Dort ist man vorsichtig geworden mit Premieren außerhalb regulärer Kinos. Raubkopierer nutzen solche Gelegenheiten, um Filme mitzuschneiden und ins Internet zu stellen. Ein Außengelände ist nicht so gut kontrollierbar wie ein Kinosaal. Wir hatten einige Vorpremieren im Visier, aber wir müssen akzeptieren, dass es nichts geworden ist.
Sie haben fast alle Filme selbst gesehen. Was sind Ihre Tipps?
Berens: Natürlich lohnen sich alle Filme. Aber ich persönlich fand „Das Labyrinth der Wörter“ unglaublich schön. Auch „Senna“ und „Another Year“ sind toll.
Das SWK Open-Air-Kino auf der Rennbahn startet am Sonntag, 21.50 Uhr, mit dem Film „Kokowääh“. Bis 14. August ist täglich Programm. Karten für die Vorstellungen gibt es unter anderem bei der WZ an der Rheinstraße 76.