Chorkonzert: Seltenes Hörvergnügenim Seidenweberhaus

Im 1. Chorkonzert 2012/13 wurde das Paulus Oratorium von Mendelssohn Bartholdy gegeben — eine großartige Aufführung.

Krefeld. Ein seltenes Hörvergnügen bot sich den Liebhabern klassischer Musik im Seidenweberhaus. Das Paulus Oratorium von Felix Mendelssohn Bartholdy (1809 — 1847) stand auf dem Programm des ersten Chorkonzerts 2012/13 der Niederrheinischen Sinfoniker.

Ein großes Aufgebot an Musikern sah der Komponist für sein Werk vor. Bei der Uraufführung am 22. Mai 1836 zur Eröffnung des 18. Niederrheinischen Musikfests in Düsseldorf waren 356 Sänger und 172 Orchestermusiker beteiligt. Der Meister stand selber am Dirigentenpult und leitete mit dieser Aufführung den Siegeszug seines Oratoriums durch Europa ein.

Solch eine Erfolgsgeschichte, diese kaum bekannte Facette im Werk von Mendelssohn Bartholdy (er schrieb nur zwei Oratorien) und eine starke Leistung vor allem des Niederrheinischen Konzertchors hätte mehr Publikum verdient gehabt. Der Saal war nur zur Hälfte gefüllt.

Mit ihrer Einstudierung hatte Maria Benyumova ihren Chor in gewohnter Weise exzellent vorbereitet. Feinste Nuancen charakterisierten den Auftritt der Sänger, aber auch der Niederrheinischen Sinfoniker unter der Leitung des Generalmusikdirektors Mihkel Kütson. Die erforderlichen jugendlichen Stimmen im Oratorium steuerten Mitglieder des Rheydter Kinder- und Jugendchors Theo Lass bei.

Selbstverständlich ist Mendelssohn Bartholdy bei seinem Oratorium dem großen Vorbild Johann Sebastian Bach gefolgt und hat zu Chor und Orchester vier Gesangssolisten vorgesehen. Diese Rollen übernahmen Sophie Witte (Sopran), Eva Maria Günschmann (Mezzosopran), Simon Bode (Tenor) und Rafael Bruck (Bariton). Im Unterschied zu Bach teilte er jedoch den Part des Erzählers auf zwei Personen, den Solo-Sopran und den Solo-Tenor, auf.

Witte meisterte diese Herausforderung gekonnt, während es Bode an Ausdruckskraft fehlte. Beispielsweise sein Rezitativ „ . . . und wütete mit Drohen und Morden . . . “ war seicht und harmlos, keinesfalls dem Inhalt angemessen. Nach der Pause verbesserte sich sein Ausdruck etwas.

Doch der großartigen Aufführung tat diesen keinen Abbruch. Auf den großen Schlusschor folgten viele Bravorufe und ein langer Applaus. gmk