Konzert in der Alten Kirche: Totengedenken und Einkaufsmusik
Konzert des Schönhausen-Chors in der Alten Kirche wird durch Geräusche von draußen gestört.
Krefeld. Das Programm für sein Konzert hatte der Schönhausen-Chor Krefeld unter der Leitung von Joachim Neugart sehr gut ausgewählt, den Ort der Aufführung jedoch nicht. Mit den Motetten zum Totensonntag op. 92 von Heinrich von Herzogenberg und dem Fauré-Requiem war man musikalisch im Kirchenjahr gut platziert. Doch die Wahl der Alten Kirche für jenen Samstagabend war unbedacht.
Die Geräuschkulisse von dem Mini-Weihnachtsmarkt und der Eintags-Gastronomie sowie die Bässe einer etwas entfernter stehenden Bühne — den Attraktionen des Einkaufens bei Kerzenschein, die von der Nordseite des Gotteshaus hereindrangen, passten so gar nicht zum Programm.
Die liturgischen Gesänge komponierte Herzogenberg (1843 — 1900) für einen Chor a cappella. Leise und fein differenziert vorgetragen waren die Stadtfestgeräusche höchst unpassend zu „Selig sind, die da Leid tragen“ oder „Siehe, um Trost war mir sehr bange“.
Welch eine Wohltat, dass Stefan Palm mit seinem Solo-Intermezzo an der Orgel — Johann Sebastian Bach: Präludium und Fuge in a-Moll — den nervigen „basso continuo“ von draußen übertönte. Ein besonderer Genuss ist es bei Orgelkonzerten gerade in der Alten Kirche, dass man hier den Organisten vor Augen hat, ihm sogar auf die Füße schauen kann.
Das Requiem von Gabriel Fauré (1845 — 1924), für das der Komponist die Begleitung eines großen Sinfonieorchesters vorsah, brachte der Schönhausen-Chor in einer Neufassung von 2011 des englischen Dirigenten David Hill — arrangiert für zwei Soli, Chor, Orgel, Harfe, Violine und Violoncello — zur Aufführung. Als Solisten wirkten neben Palm an der Orgel nun auch Sabine Schneider (Sopran), Sebastian Klein (Bariton), Gabi Ziebell (Violine), Christiane Schepping-Reffert (Violoncello) und Susana Feige (Harfe) mit. Bei der instrumentalen Begleitung des Chores konnte man sich nicht nur über den hervorragenden Gesang freuen, sondern auch darüber, dass es den Fauré nahezu „pur“ zu hören gab.
Ein Opfer der Instrumentierung Hills oder unbedachter Planung wurde das Harfenspiel. Gegen die Orgel hatte das Saiteninstrument kaum eine Chance. Am Dirigentenpult und in den ersten Reihen mag man den Klang der Harfe auch noch gehört haben, in den hinteren Reihen und auf der Empore konnte man oftmals nur sehen, dass sie gespielt wurde.
Das Fauré-Requiem wie die Herzogenberg-Motetten sind eine „Entdeckung“, die man gerne unter besseren Bedingungen wiederholen möchte.