Das Krefelder Kind ist erwachsen geworden

Die Wurzeln des Festivals liegen am Niederrhein. Inzwischen hat es längst überregionale Bedeutung gewonnen.

Krefeld. Vor zehn Jahren glich der "Literarische Sommer" eher einem lauen Lüftchen: "Zu unseren ersten Veranstaltungen fanden sich gerade zehn Personen ein", erinnert sich Anette Puhl vom Kulturbüro Krefeld. Umso stolzer ist sie jetzt - auf den zehnten Geburtstag des Festivals und auf 3000 Besucher im vergangenen Sommer.

Jahr für Jahr zog die Reihe mehr Besucher, die Idee städteübergreifender Lesungen funktionierte so gut, dass die Veranstalter - anfangs Krefeld, Mönchengladbach und Neuss - 2003 die Niederlande mit einbezogen. Nach Venlo und Roermond sind nun im Jubiläumsjahr auch Arcen, Baarlo, Panningen und Vals mit von der Partie. Aachen und Düsseldorf sind ohnehin dabei.

Angesichts dieser Breite und der Tatsache, dass die Reihe inzwischen im Literaturbüro NRW in Düsseldorf offiziell vorgestellt wird, bedauert mancher, dass die Krefelder Wurzeln nicht mehr sichtbar sind. Schließlich könnte auch die Stadt mit den kulturellen Pfunden wuchern.

Doch Kulturdezernent Roland Schneider verweist darauf, dass der "Sommer" nie ein lokales Projekt war: "Das wäre gar nicht zu leisten gewesen." Schneider freut die überregionale Bedeutung des Festivals: "Das Kind ist erwachsen geworden und hat das Haus verlassen."

Das sieht Thomas Hoeps ähnlich: Der heutige Leiter des Kulturbüros Mönchengladbach gilt als Erfinder des "Literarischen Sommers". Er hat das Festival seinerzeit für die Bibliotheken Krefeld, Gladbach und Neuss konzipiert. "Schon die Wurzeln waren regional", sagt Hoeps. "Wir haben bewusst Grenzen überschritten." Aufgrund des finanziellen und organisatorischen Aufwands sei die Verteilung der Aufgaben sinnvoll: "Eine gute Veranstaltung muss sich entwickeln."

Und das tut sie: "Bis ans Ende der Meere" lautet der Untertitel des Festivals mit namhaften Autoren wie Raoul Schrott und Tilman Rammstedt. Der junge Bachmann-Preisträger bestreitet am 17. Juli den Auftakt in der Fabrik Heeder. Es folgen Pieter Waterdrinker (27. Juli, Crefelder Ruderclub), Marieke van der Pol (14.August, Haus Greiffenhorst) und Gerbrand Bakker (26. August, Mediothek).