Dialog der Tenorsaxophone
Der Jazzklub hat sein 30-jähriges Bestehen mit Starmusiker Dave Liebman und seinem Ex-Schüler Ellery Eskelin gefeiert.
Krefeld. Noch einmal Dave Liebman. Schon zu seinem 25-jährigen Bestehen hatte der Jazzklub Krefeld den New Yorker Saxophon-Star eingeladen, vor fünf Jahren trat er zusammen mit dem Trio des deutschen Pianisten Jürgen Friedrich im Rittersaal der Burg Linn auf.
Am selben Ort präsentierte sich Liebman jetzt anlässlich des 30-jährigen Bestehens des Jazzklubs mit einer in jeder Hinsicht ganz anderen Band.
Zusammen mit Ellery Eskelin, ebenfalls Saxophonist und einer seiner ehemaligen Schüler, hat Liebman ein kompromissloses Quartett gegründet, das die Traditionen von Free Jazz und Fusion in zeitgenössisch-vitalen Improvisationen verknüpft.
Nach vielen Festkonzerten in diesem Jahr war dies nun also das "Hauptfestkonzert" - und sicher war es herausragend. Aber ob es nun wirklich das Beste der vielen Konzerte war? Auf jeden Fall war es wieder ganz anders, auf seine eigene Weise spannend.
Liebman, vor allem für sein Sopranspiel berühmt, spielt in diesem Quartett Tenorsaxophon, auch Eskelin bedient dieses Instrument. Und man hört, dass der jüngere Musiker, wenngleich auch schon 50 Jahre alt, bei dem inzwischen 63 Jahre alten Liebman gelernt hat.
Ganz ähnlich ist der Ton, beide wechseln ähnlich flüssig zwischen harmonisch gebundenem und freiem Spiel. Bei Eskelins Sound ist freilich ein wenig mehr Subtone im Spiel.
Anthony Marino am Kontrabass und der quirlige Jim Black am Schlagzeug, den man im Mai noch im Jazzkeller mit der Formation "Tyft" hörte, liefern für ihre beiden Solisten einen stets adäquaten Hintergrund. Vor allem Black besticht dabei mit einer Farbigkeit, die verblüfft. Er nutzt verschiedenste Mittel zur Klangerzeugung. In perkussiver angelegten Passagen klingt er manchmal gar wie ein ganzes Schlagwerkensemble.
Intensität des Spiels - das ist ein Markenzeichen Liebmans. Eskelin wirkt ein wenig introvertierter, auch wenn sein Spiel manchmal größeren Abstraktionsgrad erreicht.
Die intensivsten Passagen des Konzerts aber gelangen den beiden Saxophonisten, wenn sie im viertaktigen Wechsel improvisierten, ihre Phrasen dabei ineinander schleifen ließen. Noch beglückender war, wenn sie tatsächlich simultan improvisierten. Wie sie sich da im Dialog einander ergänzten, das war hinreißende Improvisationskunst.