Musikalische Reise nach Neuengland

Zwei amerikanische Komponisten bestimmen das zweite Sinfoniekonzert.

Krefeld/Mönchengladbach. Die Werke zwei der bedeutendsten amerikanischen Komponisten bestimmen das 2. Sinfoniekonzert in dieser Saison. Unter der Leitung von Stephan Tetzlaff, dem Generalmusikdirektor des Stadttheaters Bremerhaven, entführen die Niederrheinischen Sinfoniker die Hörer zunächst an verschiedene Orte von Charles Ives’ Heimat. Seine "Three Places in New England" sind eine Suite, deren drei Sätze drei Orte schildern, die in der US-amerikanischen Geschichte von Bedeutung sind.

Der originelle, aber zur Lebzeit recht erfolglose Komponist eigenwilliger Musik entwarf hierzu ein interessantes Klanggemälde aus "komplizierten Rhythmen auf mehreren Ebenen", so Dirigent Tetzlaff. Diese in "tiefer religiöser Ekstase" erklingenden Orte seien dabei beseelt von einer Polytonalität feinster Ausprägung.

Weniger Hommage an eine Landschaft, dafür aber ein stimmungsvoller Rückfall in die Hochromantik kennzeichnet das 1939 entstandene Violinkonzert des zweiten US-amerikanischen Komponisten, Samuel Barber. Wie sein Landsmann Ives löste er sich von den musikalischen Traditionen des vorangegangenen Jahrhunderts und hielt an tonalen Strukturen fest. So ist das durch Hilary Hahn bekannt gewordene Violinkonzert in den ersten beiden Sätzen eher lyrisch gehalten, bevor im kurzen Finalsatz "Jazzelemente", wie Stephan Tetzlaff einräumt, aufhorchen lassen.

Ergänzt wird das 2. Sinfoniekonzert mit Brahms dritter Sinfonie. Ähnlich kompromisslos wie die beiden aus dem "Land der unbegrenzten Möglichkeiten" war der Hamburger Brahms. "Bei ihm gibt es kein Füllmaterial, hier ist alles strukturell bedingt", erklärt der ebenfalls aus der Hansestadt stammende Tetzlaff. Kopfarbeit und Emotionalität treffen im von Holzbläser begleiteten, dramatischen Dialog aufeinander. So ist die F-Dur-Sinfonie nicht nur wegen ihrer ruhigen Satzausklänge ein Hörerlebnis, sondern beeindruckt auch durch eine thematische Geschlossenheit.

Sein Talent als Solist beweist während des Programms der 1977 in Ravensburg geborne Linus Roth. Als "bester Nachwuchskünstler" wurde der junge Geiger 2006 mit dem Echo-Klassik-Preis der Deutschen Phonoakademie ausgezeichnet.