Textilmuseum: Gestickte Götter-Botschaften

In der Werkstatt in Linn restaurieren die Mitarbeiterinnen edles Tuch aus Peru.

Krefeld. Mehrere Männer - zähnefletschend und martialisch - blicken Brigitte Tietzel an. Die Direktorin des Deutschen Textilmuseums in Linn ist begeistert. Die Männer sind weit über 1000 Jahre alt. Sie zieren ein Stück Stoff, das der Leihgeber der derzeitigen Ausstellung "Botschaften an die Götter - Textilien aus dem alten Peru", Uwe Carlson aus Braunschweig, dem Museum zusammen mit sieben weiteren "Läppchen" geschenkt hat.

"Die kamen als faustgroße Knäuel bei uns an", erklärt Petra Brachwitz, Leiterin der Restaurierungswerkstatt. "Wir haben die Stoffe auseinander gefaltet, in der Feuchtkammer geglättet und auf Tablare mit säurefreiem Unterstoff gelegt." So kommen die acht Stücke aus Gräbern im trockenen Sand der peruanischen Wüste in den Keller des Textilmuseums: staubfrei, keimfrei, durchgehend 18 Grad warm, so wie rund 23000 andere Textilien im Archiv auch. Schwarzbraun ist ein gut zwei mal drei Meter großer Stoff, der auf dem Arbeitstisch liegt. Angelika Neuhausen hat schon 400Stunden in das seltene Stück investiert: Das Tuch wurde vom Niedersächsischen Landesmuseum in Hannover in Restaurierungsauftrag gegeben. Es ist der Mantel einer der beiden Moorleichen, die am 25. April 1949 in einer vier Meter hohen, frisch abgestochenen Torfwand gefunden wurden. Die Leichen stammen aus dem dritten Jahrhundert.

"Das ist der Mantel der Leiche A", sagt Petra Brachwitz. "Der lockere Wollstoff war an vielen Stellen defekt, überwiegend mit geraden Schnitten, vielleicht vom Torfstechen." In den nächsten Tagen wird er aufgerollt und nach Hannover zurückgeschickt. "Das dortige Museum ist ein häufiger Auftraggeber", sagt Tietzel.

Fremdaufträge bringen nicht unerhebliche Einnahmen für das Museum. Eigenaufträge bringen das nicht, sind aber vor großen Ausstellungen notwendig. So arbeiten die Restauratorinnen zur Zeit an mehren Stickereien aus der Zeit vor 1650, die aus dem Archiv des Textilmuseums im Mai in eine Ausstellung kommen. Darunter ist eine gestickte Kreuzigungsszene, die einige Löcher aufweist. Bis die Stickerei ausstellungsfähig ist, werden aber noch viele Arbeitsstunden vergehen.