Die Gema kassiert immer mit
Konzertveranstalter zweifeln an der Rechtmäßigkeit der Gebühren der Gesellschaft. In der Krefelder Szene herrscht Gelassenheit.
Krefeld. In Konzerveranstalter- und Musikerkreisen rumort es gewaltig. Über 80 000 Menschen haben in den vergangenen Wochen online eine Petition an den Deutschen Bundestag unterzeichnet, die sich gegen die vermeintlich ungerechte Gebührenstruktur der Gema richtet.
Das Kürzel steht für Gesellschaft für musikalische Aufführungs- und mechanische Vervielfältigungsrechte. Die Gema erhebt von Veranstaltern aller Art Vergütungen und leitet sie in Teilen an Komponisten, Textdichter und Verleger weiter.
Nun überfluten E-Mails zur Gema das Internet und sorgen mit teils falschen Informationen für eine hysterische Diskussion. Die WZ sprach mit Konzertveranstaltern der hiesigen freien Szene über ihre Einschätzung.
Ziel der Petition ist, "das Handeln der Gema auf ihre Vereinbarkeit mit dem Grundgesetz, Vereinsgesetz und Urheberrecht" zu überprüfen. Monika Bestle von der Kulturwerkstatt im Allgäuer Sontofen hat sie initiiert. Ihr Haus fasst maximal 100 Besucher, und sie stört zum Beispiel, dass Berechnungsgrundlage der Gema-Gebühren Quadratmeterzahl und Eintrittspreise sind, nicht die Zahl der Besucher.
Günter Holthoff, Geschäftsführer des Jazzklubs, hat es bei Konzerten im Jazzkeller mit ähnlichen Dimensionen zu tun. Aber er sieht "keinen dringenden Handlungsbedarf". Der Jazzklub sei Mitglied in der Deutschen Jazz Förderation, die mit der Gema 20 Prozent Rabatt für ihre Mitglieder ausgehandelt habe. Kritisch sieht aber auch Holthoff, dass er immer den gleichen Satz bezahlt, "ob nun für fünf oder 100 Zuschauer".
Auch Markus "Pille" Peerlings von der Kulturrampe "kommt im Moment klar" mit der Gema, hat aber Befürchtungen wegen der "geplanten Erhöhungen" - und ist damit wohl eins der Opfer einer Falschinformation. Von bis zu 600 Prozent Erhöhung ist im Internet die Rede.
Eine Gebührenerhöhung sieht die Gema tatsächlich vor, aber nur für Großveranstalter mit mehreren 1000 Plätzen. Bis 2014 sollen die Gebühren für solche Veranstalter um bis zu zehn Prozent erhöht werden. Isabel Palmtag, eine der Sprecherinnen der Gema, stöhnt auf, wenn sie auf die "600 Prozent" angesprochen wird. "Wir haben das Rätsel nicht gelöst, wie diese Falschinformation entstanden ist", sagt sie und verweist darauf, dass sich für Kleinveranstalter nichts ändere.
"Das Grundprinzip Gema ist richtig", erklärt Jürgen Mengert, Vorsitzender der Kulturfabrik. Schließlich gehe es darum, den Komponisten zu ihrem Recht zu verhelfen. Andererseits kann er Kritik nachvollziehen: "Was die Gema angreifbar macht, ist ihre mangelnde Transparenz." Trotzdem habe die Kufa aber "kein Problem" mit ihr. "Wir haben das Gespräch mit der Gema gesucht", erklärt er. So hat die Kufa einen auf sie zugeschnittenen Rahmenvertrag aushandeln können, damit sei man zufrieden.
In einer Sonderstellung befindet sich der Musiker Axel Fischbacher, den man in Krefeld als Mitbegründer der Jazzattack-Sessions kennt. An seinem Wohnort Hilden veranstaltet er eine ähnliche Reihe. "Von den Gebühren, die ich dort als Veranstalter entrichte, kriege ich als Musiker, der seine Stücke bei der Gema anmeldet, nur einen kleineren Teil zurück, mache also einen Verlust", erklärt Fischbacher.
Das eingetriebene Geld werde nicht direkt weitergeleitet, sondern wandere erst einmal in "einen großen Topf", aus dem die von der Gema vertretenen Urheber nach einem bestimmten Schlüssel bedient werden. "Der Teufel scheißt da offenbar auf den größten Haufen", drückt Fischbacher seine Sicht auf die auch von ihm beklagte mangelnde Transparenz der Gema drastisch aus. Auch zweifelt er daran, dass die Gema mit ihren Eigenkosten verantwortlich umgeht: "Sie verwaltet sich selbst und baut sich große Häuser."
Die Zeichnungsfrist für die Petition in Sachen Gema endet am 17. Juli. Der Petitionsausschuss des Bundestags wird sich mit ihr voraussichtlich im Herbst beschäftigen. Da die Petition schon über 50 000 Unterzeichner hat, wird die Anhörung dazu öffentlich sein. Ein reges Interesse ist ihr jetzt schon sicher.