Kultur Die Sinfoniker spielen bald im Wohnzimmer
Krefeld · Die Musiker des Orchesters für Krefeld und Mönchengladbach kommen vielleicht sogar zu Ihnen nach Hause. Dafür braucht es etwas Losglück.
Stellen Sie sich vor, Sie kommen nach Hause und aus Ihrem Wohnzimmer ertönen beseelende Klänge. Streicher schmeicheln raffinierten Melodien, ein Bläser setzt einen feinen, aber gezielten klanglichen Akzent, plötzlich mischt sich der sehnsuchtsvoll melancholische Klang eines Horns in das kunstvolle Klanggewebe, um dann von dem heiteren Lachen einer Klarinette abgelöst zu werden.
Doch diese Töne – vielleicht spürt man es sogleich durch die Aura, die sie versprühen – kommen nicht aus einer Konserve, nicht aus den Boxen hinter der Fernsehwand, nicht einmal aus der heißgeliebten Stereo-Anlage, sie werden wahrhaftig und in eben diesem Moment von Menschen produziert, gespielt, gelebt. Wäre das nicht etwas Wunderbares? Allzu oft hat man es heute nicht mehr – es sei denn, man ist selbst ein Freund von gepflegter Hausmusik –, dass ein stattliches Kammerensemble in den eigenen vier Wänden zum Musizieren ansetzt. Musik begleitet uns täglich, indes inzwischen mehr denn je aus Boxen oder Lautsprechern am Ohr. Wäre es da nicht fast schon ein bisschen anarchisch, mal was ganz anderes – gegen den Trend – zu machen und ein echtes Kunstmusik-Konzert im eigenen Heim zu haben? Vielleicht sogar das professionelle Orchester der eigenen Stadt?
Das Orchester in dieser Form
gibt es seit 1950
Nun, ganz so wird es nicht gehen oder vielleicht doch? Die Niederrheinischen Sinfoniker – das Orchester für Krefeld und Mönchengladbach – bringen Musik in die beiden Städte, spielen Klassisches, Romantisches, auch mal Modernes, beflügeln Theater mit Musik, tragen Opernsänger auf Händen oder lassen uns tief hineintauchen in die mystischen Sphären sinfonischer Klänge. Sie sind „unser“ Orchester und man kann ihre Musik immer wieder erleben, durch Besuche bei Konzerten, im Theater, auch mal kammermusikalisch.
Übrigens, die Niederrheinischen Sinfoniker, wie wir sie heute kennen, gibt es seit 1950, gab es natürlich zuvor auch in Krefeld und Mönchengladbach jeweils ein Sinfonieorchester. In unserer Stadt seit 1854 – zu einer Zeit, als das Bürgertum, mit Enthusiasmus und Tat das Aufleben lassen der städtischen Musikkultur in eigene Hände nehmend, vielleicht noch mehr war als nur passives Publikum. Durch die Theaterehe zwischen den beiden Städten wurden die vormals getrennten – wenngleich es auch zuvor schon gemeinsame Auftritte gegeben haben soll – Orchester zusammengelegt und heißen seit 1973 „Niederrheinische Sinfoniker“. Heute sind es über 85 Musikerinnen und Musiker – die das mittelgroße Sinfonieorchester mit ihrer professionellen Instrumentalkunst lebendig werden lassen. Seit 2012 geleitet durch den jetzigen Generalmusikdirektor Mihkel Kütson.
Jetzt aber – und damit kommen wir zurück in das Wohnzimmer – gibt es Gelegenheit, dem Orchester, oder zumindest Teilen davon, ganz nah zu kommen. Es direkt in das eigene Wohnzimmer zu holen. Oder, und dies ist eine weitere charmante Möglichkeit, mal ein Konzert in dem eigenen Laden, Verein oder Lokal zu erleben.
Mit Kammerkonzerten in der Mönchengladbacher Altstadt unter dem Titel „Vivaldi und Wacholder“ gab es Ähnliches auch schon in der Nachbarstadt. Dort spielten Musiker der Niederrheiner in verschiedenen Lokationen und brachten Musik in die Stadt und das Orchester und die Menschen auf schöne ungewohntere Weise näher zueinander.
In Krefeld geht man mit einem Wohnzimmerkonzert unter dem Titel „Mein Konzert“ noch ein bisschen weiter. Interessierte können sich für ein ganz privates Konzert mit Musikern der Niederrheinischen Sinfoniker zu Hause bewerben. Gerne mit charmanten Argumenten, wieso just das eigene Zuhause ein idealer Ort für dieses besondere Konzert wäre. Also ein Hauskonzert, zu dem der glückliche Gewinner der Aktion natürlich jeden aus seinem Freundes- und Bekanntenkreis einladen kann, der noch irgendwie in die Räumlichkeiten passt. Das Haus-Konzert wird dann voraussichtlich im Frühjahr (April/Mai 2020) stattfinden können.