Ein Krefelder Expressionist in Bonn
Werke von Helmuth Macke werden bis 17. Juni im August-Macke-Haus gezeigt.
Die genauen Umstände, unter denen es 8. September 1936 zu dem tödlichen Unglück kam, sind bis heute nicht geklärt: Bei einem heftigen Unwetter ertrank der Krefelder Künstler Helmuth Macke im Bodensee. Mit gerade einmal 45 Jahren starb ein von Künstlerfreunden hoch geschätzter Maler.
Macke bewegte sich im direkten Umfeld der Gruppen „Blauer Reiter“ in München und „Brücke“ in Berlin. Seine Arbeiten standen jedoch im Schatten seines Cousins August Macke (1887 bis 1914). Eine Ausstellung im August-Macke-Haus in Bonn rückt nun das Schaffen des Krefelder Expressionisten in den Fokus.
Helmuth Mackes Werk wird im Museum am Hochstadenring dabei erstmals in einen Dialog mit seinen Malerfreunden, und damit in einen Kontext der Avantgarden im Rheinland, München und Berlin gestellt. Vor allem die zahlreichen privaten Leihgaben machen die Ausstellung zu einem einzigartigen Ereignis, das man in dieser Zusammensetzung zukünftig so wohl nie mehr sehen kann. Zu den Leihgebern gehören neben diversen deutschen Museen auch die Kunstmuseen Krefeld, die aus dem Nachlass Helmuth Mackes Werke ausgeliehen haben.
Neben den Bildern und Zeichnungen können Objekte und Möbel sowie mehrere Fotografien betrachten werden. Zu Beginn des Rundgangs finden sich Arbeiten seiner Freunde Heinrich Campendonk (1889 bis 1957) und Wilhelm Wieger (1890 bis 1964), mit denen er an der Kunstgewerbeschule in Krefeld studierte. Darunter befinden sich auch Motive aus Krefeld und ein markantes Selbstporträt (1910/11).
Helmuth Macke kam am 29. Juni 1891 in Krefeld zur Welt. Sein Vater Ludwig Macke und dessen Frau Gertrud Josefine, geborene Enger, erwarben 1911 das Haus Nummer 86 an der Luisenstraße. Zuerst besuchte Helmuth Macke das Realgymnasium am heutigen Moltkeplatz, das er 1906 jedoch ohne Abschluss verließ. Er wechselte mit 15 Jahren an die Kunstgewerbeschule. Der Niederländer Johan Thorn Prikker (1868 bis 1932) unterrichtete ihn an der Petersstraße von 1906 bis 1908.
Nach seiner Ausbildung in Krefeld lernte Helmuth Macke die Mitglieder der Künstlergruppen „Blauer Reiter“ in München und „Brücke“ in Berlin kennen. Mit den Malern Franz Marc und Erich Heckel verband ihn zeitlebens eine enge Freundschaft.
Sein künstlerisches Schaffen wurde durch den Militärdienst nicht unterbrochen. Er malte als Kriegsmaler im Ersten Weltkrieg in Verdun und Mazedonien. Die Ausstellung im August-Macke-Haus widmet dieser Zeit eine Wand mit zahlreichen kleinformatigen Arbeiten. Doch der Krieg stellte einen Einschnitt in seinem Leben dar. Der Tod des Freundes Franz Marc und von Cousin August waren ein schwerer Verlust für Macke. Er selbst kehrte schwer an Malaria erkrankt nach Krefeld zurück.
Im Januar 1933 ließ Macke sich letztlich am Bodensee nieder, in der Alten Mühle in Hemmenhofen. Wie andere Künstler wurden Helmuth Mackes Werke von den Nationalsozialisten als sogenannte „Entartete Kunst“ eingeordnet. Nazis raubten drei seiner Werke aus der Sammlung des Kaiser-Wilhelm-Museums.
Ein Teil seines Nachlasses (60 Ölbilder und 200 Aquarelle) verbrannte dann 1943 beim Bombenangriff auf Krefeld. Das sollte Helmuth Macke jedoch nicht mehr erleben: Wieso er mit einem Freund an jenem Septembertag auf den Bodensee hinaus fuhr, bleibt ein Rätsel. Ein Sturm kam plötzlich auf, das Boot kenterte. Ein sich näherndes Schiff rette zwar noch den Freund, Macke jedoch konnte sich nicht mehr über Wasser halten und ertrank. Sein Leichnam wurde nie gefunden. Die Ausstellung „Helmuth Macke. Im Dialog mit seinen expressionistischen Künstlerfreunden“ dauert bis zum 17. Juni. Neben verschiedenen Vorträgen findet am Donnerstag, 26. April, um 19.30 Uhr ein Gespräch mit Til Macke, dem Enkel von August Macke statt.
august-macke-haus.de