Ein Leben für das Chanson
Zuschauer schwelgen in französischer Musik.
Krefeld. Schon nach den ersten Takten ist klar: Dies wird ein Abend des Schwelgens in französischer Musik, in den Chansons der vergangenen 50 Jahre. Der Saal ist bestens gefüllt, was Organisator Joachim Watzlawik sichtlich freut: „Ein Montagabend in Krefeld — und ein fast ausverkauftes Haus!“
Die Bühne mit Requisiten und Beleuchtung schafft eine stimmungsvolle Atmosphäre. Auf dem Flügel steht eine Plattenhülle mit einem Porträtfoto von Monique Serf, die in Frankreich unter ihrem Künstlernamen Barbara berühmt wurde und in einer Reihe mit Edith Piaf oder Juliette Gréco steht. Catherine Le Ray und ihr Begleiter am Flügel, Philippe Mira, präsentieren eine musikalische Biografie der in Deutschland wenig bekannten Chansonsängerin.
Vom Ende her rollen die beiden ihre Lebensgeschichte auf. Le Ray lässt sich auf einem Hocker am Flügel nieder und spielt die schreibende Barbara. Im April 1997 begann die Künstlerin mit ihrer Autobiografie, die sie nicht beenden konnte, da sie im November starb. Dennoch wird ihre Lebensgeschichte auf der Bühne zum roten Faden, an dem entlang die beiden Musiker in traumhaftem Zusammenspiel ein wunderbares Programm spinnen.
Schnell wird deutlich, weshalb sie gerade in der Jüdischen Gemeinde auftreten: Barbara war Jüdin. 1930 in Frankreich geboren, ist sie mit ihrer Familie der Verfolgung ausgesetzt. Aus der permanenten Flucht entwickelt sich bei Monique Serf eine Vorliebe fürs Reisen. Le Ray interpretiert dies mit einem Loblied auf das schöne Capri. Viel Humor steckt in den Liedern, die sie teils auf Französisch, teils in deutscher Übersetzung bringt — einfühlsam von Mira begleitet.
Die Großen des französischen Chansons kommen in Wort und Ton vor, denn lange hat Barbara ihre Lieder vorgetragen, bis sie wagte, selbst zu komponieren. Le Ray begeistert mit ihrer Imitation von Josefine Baker oder mit einer herrlichen Parodie der Kundschaft einer Konditorei, in der Barbara einst als Aushilfsverkäuferin arbeitete. Die musikalisch-poetische Reise durch ein bewegtes Leben war ein Genuss.