Premiere Ein Remix der Räuber

Der Jugendclub überzeugt in der Fabrik Heeder mit einer musikalischen Inszenierung des Schiller-Klassikers.

Foto: Stutte

Krefeld. Als Friedrich Schiller 1775 das Drama „Die Räuber“ schrieb, rechnete er bestimmt nicht damit, dass es davon mal einen Remix (deutsch: Neuabmischung) geben würde. Der Jugendclub des Stadttheaters feierte am Freitagabend mit einer musikalischen Inszenierung des Klassikers in der Fabrik Heeder Premiere.

In dem Stück geht es um die Brüder Franz und Karl Moor. Karl ist von seinem Vater wegen kleiner Vergehen verstoßen worden, weshalb er mit einer Räuberbande im Wald lebt. Als er seinen Vater in einem Brief um Verzeihung bittet, fängt sein Bruder den Brief ab. Er ersetzt die Nachricht mit einer anderen, die keine Einsicht Karls erkennen lässt.

Franz Moor stellt den klassischen Bösewicht in der Geschichte dar. Er ist hässlich, im Stück durch ein Gummiband unter der Oberlippe oder eine Maske dargestellt, und versucht sich an Karls große Liebe, Amalia, heranzumachen, die mit der Familie im Schloss lebt. Sie liebt Karl von ganzem Herzen und hält nichts von seinem Bruder. Karl bekommt von seinem Vater einen Brief zurück, in dem steht, dass er nicht zurückkommen darf. Daraufhin lässt sich Karl zum Räuberhauptmann wählen. Die Bande raubt und mordet.

Die Brutalität der mitunter sympathischen Bande wird durch Konzertelemente aufgelöst. Das Schlagzeug beschreibt den Überfall auf ein Dorf musikalisch. Ein Mord wird durch Choreografie und Live-Musik zum Tanz. Das Opfer wird auf den Händen aller Darsteller von der Bühne getragen.

Dadurch wird das Stück sehr dynamisch und verharrt nicht in der Brutalität einzelner Szenen. Die Kraft, die von einer eingeschworen Gruppe ausgeht, wird in dem Stück nicht nur durch die Handlung deutlich, sondern durch die gesamte Inszenierung. Für die drei Hauptrollen, die die Inszenierung vorsieht, gibt es mehr als zehn Schauspieler. Es gibt keine festen Rollen, jeder der Darsteller übernimmt den Part der Amalia oder er spielt Franz sowie Karl.

In der Inszenierung sprechen die Darsteller im Chor. Zehn Amalias stehen in der gleichen Pose nebeneinander auf der Bühne und sprechen alle gleichzeitig den Text, während sie alle mit der rechten Hand ihre Haare durch die Finger zwirbeln. Eine herausragende Abstimmungs-Leistung der Schauspieler, die sich im Stück wiederholt. Durch einfache Mittel bleiben die Rollen identifizierbar. Karl trägt einen Pullover über der Schulter, Franz eine Maske und Amalia einen Rock.

Die Darsteller beweisen ihr musikalisches Talent, indem sie aktuelle Lieder live singen und die Instrumente spielen.

Das Bühnenbild stammt von Theaterfotograf Matthias Stutte, der sich als Vorlage das Stadtwaldhaus ausgesucht hat. Das passt für beide Schauplätze, für den Wald und das Schloss, und durch die nachgebaute Treppe zum Biergarten haben die Musiker eine eigene Bühne.

Das Stück zeigt, wie mächtig eine Gruppe sein kann. Und das Ende macht deutlich, wie diese Kraft auch zu einer Gefahr für den einzelnen werden kann. Die Inszenierung von Theaterpädagoge Dirk Wiefel unterstreicht, dass die Thematik aktuell geblieben ist. Das Stück überzeugt mit einer völlig unkonventionellen Herangehensweise an das Werk aus dem 18. Jahrhundert. Der Remix bringt den Klassiker ins 21. Jahrhundert.