Fabrik Heeder: "Samuraisommer" - im Einklang mit Schwert und Seele
Der „Samuraisommer“ des Jugendclubs des Theaters Krefeld feierte Premiere.
Krefeld. Beim Abschied im Ferienlager ist noch alles normal. Die Kinder trennen sich von ihren Eltern mit den für solch eine Situation üblichen Äußerungen. In einer langen Reihe stehen die 16 Jugendlichen vor dem Publikum der Studiobühne und grinsen verkrampft ihren imaginären Eltern zum Abschied hinterher.
Keine Sekunde Zeit bleibt ihnen, sich im neuen Umfeld umzuschauen, da tönt schon eine unsympathische Stimme per Lautsprecher aus der Dunkelheit. Es ist die Leiterin des Feriencamps — oder auch die Alte —, die ihre erste Ansage macht: „In fünf Minuten gibt es Essen!“ Dann folgen einige mögliche Programmpunkte, „und wenn ihr artig seid, bin ich auch ganz lieb zu euch“.
Doch bald wird den Neuen im Ferienlager, die man an den bunten T-Shirts von den alten Hasen im schwarzen Top unterscheiden kann, klar, welcher Wind hier weht. Zu der immer gültigen ersten Regel, der Disziplin, haben die Jugendliche zwei weitere für sich hinzugefügt: „Die Alte und die Betreuerinnen — Erwachsenen sind unsere Feinde“ und „Im Camp könnt ihr nur überleben, wenn ihr Samurais seid“.
Für die Neuen wird bald klar, dass dies auch ihre Spielregeln sein werden. Die Schikanen durch die Alte, wie zum Beispiel der Morgenappell mit der anschließenden Frühgymnastik, lassen auch bei ihnen den Wunsch zum Widerstand wachsen.
Der Ort dafür ist das geheimnisvolle Schloss im Wald, wo die Samurais ihr Zuhause haben. Die Jugendlichen, die nicht das erste Mal im Ferienlager sind, haben sich hier ihre Gegenwelt geschaffen. Sie müssen die Neuen nicht sonderlich ermutigen, in der Lebensphilosophie der Samurais ihre Stärke zum Widerstand gegen die Erwachsenen zu suchen. Sie sind heiß darauf, „den Einklang zwischen Schwert und Seele zu finden“.
Als Samurais überstehen die jungen Leute das Ferienlager und schlüpfen am Ende doch fast alle wieder in ihre alten Rollen, als die Eltern sie abholen.
Nur vier der Gruppe bleiben als Samurais in ihrem Schloss im Wald und demonstrierten damit, dass sie sich erwachsen fühlen und ihr Leben selber bestimmen werden.
Mit dieser Inszenierung bot der Jugendclub eine reife Gruppenleistung. Die Dialoge und Monologe, die nach der Vorlage des Romans von Ake Edwardson selbst geschrieben wurden, kamen überzeugend herüber. Aber auch das Agieren auf der Bühne, perfekt eingepasste Kulissenwechsel immer wieder inbegriffen, zeigte schon eine bemerkenswerte Professionalität des jungen Ensembles. Berechtigt begeisterter Applaus!
Der Samuraisommer ist zum letzten Mal am 21. Juni in der Fabrik Heeder auf der Studiobühne I zu sehen. Beginn 20 Uhr, Karten kosten 4,20 Euro, Reservierung unter Telefon 805-125.