Feine Düfte zum Klackern der 100 Metronome
Kann man Farben hören oder riechen? Ein Konzert der Designer wollte alle Sinnesorgane des Publikums ansprechen.
Krefeld. Für manche Menschen besitzt jeder Buchstabe eine Farbe, und zu jedem Ton gehört bei ihm ein Geruch. Bei ihnen, den Synästhetikern, gehen die Sinne eine ganz besondere Verbindung ein. Nur ein Sinnesorgan wird gereizt, und mehrere Sinneseindrücke werden erlebt. Farbenhören heißt das, wenn einer Musik hört und dabei vor seinem inneren Auge eine Explosion von Farben erlebt.
Damit auch die "Eindimensionalen" so eine Erfahrung machen, hat die Hochschule Niederrhein am Buß- und Bettag zu einem Konzert an den Frankenring geladen: Ligety und Beethoven nicht nur zu hören, sondern auch zu riechen und zu sehen, das war der Gedanke bei diesem Synästhesie-Projekt von Prof. Erik Schmid.
Jeder Besucher musste zunächst am dunklen Novemberabend den weit hinten liegenden Eingang suchen, durch verwinkelte Gänge und über ein paar Stufen den Raum unterm Sheddach finden, sich einen Stuhl zurechtstellen. Dann begann alles in Finsternis. Dunkle Gestalten machten sich an einem Tisch zu schaffen, und kurz darauf setzten trockene, klackende, rissige Geräusche ein: György Ligetis Konzert für 100 Metronome.
Diese Kästen mit der Silhouette einer Pyramide gaben für eine ganze Weile den Rhythmus an: jedes ein bisschen anders, die Intervalle langsam kürzer werdend, bis die Geräusche schließlich erstarben. Am Ende klingt das wie ein tröpfelnder Wasserhahn in den letzten Zügen. Aber diese Töne waren nicht nur zu hören, die Bewegung der Zeiger war auch zu sehen. Einmal im Original, dann vergrößert und in gelbliches Licht getaucht auf einer Leinwand.
Im zweiten Teil kombinierten die Design-Studenten Beethovens 5. Symphonie (hier vierhändig auf dem Klavier gespielt) mit optischen Eindrücken unterschiedlichster Art: Sie warfen Fotos auf die Leinwand, ließen einen Schmetterling aus lauter Lichtpunkten über diese und eine zweite Leinwand flattern und schalteten Lichtkästen in Pastelltönen ein. Fließende Farben, wechselnd in Intensität und Farbrichtung, bewegten sich in einem Kreis zum dritten Satz. Dazu fächelten zwei Studentinnen Düfte in das Publikum. Das bedankte sich mit großem Beifall für die Fülle der Sinneseindrücke und dachte darüber nach, wie es wohl sei, immer so zu fühlen. Der Geschmackssinn kam auch noch dran: Ein Schlückchen Prosecco gab’s nach dem Konzert.