Was die Räuber beim Graben übersehen haben

Neuerwerbung: Der Linner Verein „Lebendige Burg“ hat niederrheinische Keramik aus Issum für die Museumssammlung gestiftet.

Krefeld. Da staunte ein Bürger aus Issum nicht schlecht, als er eines Morgens in seinen Garten trat und dort ein großes Loch fand. Hatte hier jemand etwas Abscheuliches verbuddelt? Im Gegenteil. Als er mit dem Spaten nachforschte, wusste er, was die Unbekannten gesucht hatten: Keramik, niederrheinische Tonware aus der Zeit vor und nach 1700. Hier hatte ein Issumer Pottbäcker seine zerbrochenen oder fehlgebrannten Produktionen weggeworfen.

Einige besonders schöne Stücke, die die Unbekannten bei ihrer Raubgrabung übersehen hatten, befinden sich nun in der Sammlung des Museums Burg Linn. Den Ankauf machten die Organisatoren der Veranstaltung "Lebendige Burg" möglich, die sich vor neun Jahren aus Linner Vereinen heraus gegründet hatten. Theo Tissen, der Leiter der Historischen Gruppen des Linner Schützenvereins, und Museums-chef Christoph Reichmann stellten den Neuerwerb am Donnerstag vor.

Die sieben Schüsseln, zwei Teller und zwei Tassen sind etwas Besonderes. Weil sie einen geschlossenen Komplex darstellen und sehr selten sind. Selten, weil die Leute damals schlichtere Ware einfach wegwarfen, wenn sie in Scherben ging. Sie war weniger farbig, weniger verziert und oft tiefer geformt. Mit den späteren Prunktellern, den berühmten Hülser Schüsseln etwa, ging man sorgsam um. Sie wurden durch die Generationen weitergereicht.

Die Neuerwerbungen passen gut in die Sammlung des Museums, weil sie eine Umbruchzeit dokumentieren. Um 1700 wechselte plötzlich der von vielerlei Seiten beeinflusste Stil, etwa durch den Anblick chinesischen Porzellans. Zu dieser Zeit bildete sich dann auch die typisch niederrheinische Keramik heraus. Hüls, Sevelen, Issum, Sonsbeck und Oermten waren die Orte, an denen diese spezielle Ware entstand. Dort, am Rand der Stauchmoränen, liegen auch die reichen Tonlagerstätten, die man damals erst nutzbar machte.

Der Linner Verein hat nach diesem Ankauf (2250 Euro) immer noch einen gutgefüllten Beutel. Mal sehen, was es so auf dem Markt gibt für die Burg. Vor einiger Zeit hatte er auch den Ankauf eines Renaissanceschranks für die Burg ermöglicht. Kostenpunkt: stolze 17 000 Mark.