Kunstschätze: Was bleibt, was geht...
Auch nach dem Abzug der Lauffs-Sammlung behält Krefeld viele wertvolle Kunstwerke.
Krefeld. Was verliert das Kaiser-Wilhelm-Museum, auf welche Kunstwerke muss die Stadt, muss der Museumsbesucher irgendwann im nächsten Jahr - nach dem endgültigen Abzug der Lauffs-Sammlung - verzichten? Und was hat so viele Vertreter der Stadt aus Politik und Verwaltung dazu bewogen, so bedingungslos daran zu glauben, dass diese Sammlung in Ewigkeit bleiben werde?
Das Museum wird im nächsten Jahr nicht leer stehen, aber was tritt etwa an die Stelle des Herzstücks der Schausammlung, der amerikanischen Pop-Art? Vom Beuys-Block, um dessen Verbleib sich mit kämpferischen Tönen gerade neue Schlachtordnungen bilden, einmal ganz zu schweigen.
Warum dieses Vertrauen in die Sammlerin Helga Lauffs? Im Jahr 2000 feierte sie in großem Kreis auf dem Petersberg ihren 75. Geburtstag. Dort erklärte sie vor den Gästen und in Anwesenheit des damaligen OB Dieter Pützhofen laut: "Die Heimat meiner Sammlung ist Krefeld." Pützhofen: "Damals habe ich ihr gesagt: ,Sie nehmen mir eine große Sorge’." In den Jahren danach hatte Kulturdezernent Roland Schneider die Politiker immer wieder gemahnt, mit Lauffs in Verbindung zu bleiben, hatte selbst immer wieder Gespräche geführt. Dann der Fall des maroden Museums, des Monet-Skandals, des überhitzten Museums, die verschleppte Sanierung. Die Klappen fielen.
Für den Abzug der Pop-Art gibt es nur ungenügenden Ersatz aus eigenem Besitz. Und so mancher wird sein Lieblingswerk vermissen. Etwa der vormalige Museumsdirektor Gerhard Storck: "Da gibt es für mich nur eines: Rauschenbergs ,Slug’, der allerbeste Ankauf, an dem ich selbst beteiligt war. Das Werk hat nichts mit Pop zu tun. Es ist ein Nonplusultra: Danach kommt lange nichts." Das Stück ist heute mindestens 15 Millionen Euro wert.
Nachfolger Martin Hentschel zögert: "Das ist schwer. Aber ich entscheide mich für Segal, für dessen ,Lot und seine Töchter’." Und Stellvertreterin Sylvia Martin wird einen Serra vermissen, das derzeit im Oberlichtsaal hängende "White Neon Belt Piece". Keine lange Überlegung auch bei Dezernent Roland Schneider: "Natürlich Indianas ,Love’, das Markenzeichen des Kaiser-Wilhelm-Museums."
Sabine Röder, Kuratorin und neben Storck wohl die beste Kennerin des Gesamtbestandes, entscheidet sich auch sofort: "Da muss ich nicht überlegen: das Twombly-Werk ,The Castle’ von 1958. Das werde ich vor allem vermissen."
Aber Sabine Röder weiß auch ganz genau: "Wenn Lauffs geht, stehen wir nicht im Hemd; wir sind nicht nackt." Drei große Yves-Klein-Bilder werden gehen. Aber eine Trias kleinerer Bilder in Gold, Rot und Blau bleibt, frühe Werke von 1957, gewissermaßen Ikonen der Kunstgeschichte. Von Warhol bleibt das erste Bild der Serie "Most wanted Men", die Nummer 1 (1963), das früheste also. Arman wird weiter mit mehreren Arbeiten vertreten sein, etwa mit der großen "Bassgeige" aus der Luther-Stiftung, die dem Museum auch mehrere Fontana-Arbeiten zur Verfügung stellt, etwa das "Concetto spaziale" mit dem einen Schnitt. Auch einige Tinguelys, darunter "Poubelle" (1960), leider nicht die "Malmaschine", verbleiben.
Die Sammlung des Museums wird sich mit einem Mal ändern. Die große Lücke mit dem Weggang der Pop-Art bleibt, die Schausammlung wird sich in die 80er Jahre und danach verschieben, denn seit dieser Zeit hat Lauffs nichts Aktuelles mehr gekauft außer dem "Janus"-Kopf von Thomas Schütte. Der wird gehen, aber andere Schüttes sind da, Bilder von Ruff und Gurski, Arbeiten von Klingelhöller und Mucha. Und das große "Andachtsbild" von Arnulf Rainer, eines seiner Kreuze, ist eine Ikone der Moderne. Alles dies.
Ein ganz anderes Kapitel ist der Block Joseph Beuys.