Matinee: Wenn die ganze Welt in Scherben fällt

In Kleists „Der zerbrochene Krug“ ist der Intendant ausnahmsweise auch der Regisseur.

Krefeld. Nach all dem, was sie bis dahin gehört hatte, wunderte sich die Zuschauerin der Matinee im Theater dann schon. Das soll eine Komödie sein? Intendant Jens Pesel, in diesem Falle auch der Regisseur, versicherte noch einmal: Das sei schon komisch, wie sich der Dorfrichter Adam, eigentlich immer mit dem Rücken an der Wand, immer wieder aus der für ihn misslichen Lage befreien könne.

"Der zerbrochene Krug” von Heinrich von Kleist also wurde vorgestellt, jener "Lustspielklassiker”, der bei seiner Uraufführung durch den Regisseur Johann Wolfgang von Goethe im Jahr 1808 in Weimar beim Publikum gnadenlos durchfiel, aber sich dann doch einen festen Platz im deutschen Bühnenrepertoire eroberte.

Dramaturgin Vera Ring, Regisseur Pesel und große Teile des Ensembles, unter anderem Matthias Kniesbeck (Adam) und Floriane Keinpaß (Eve), stellten Stück und Inszenierung jetzt vor, die Premiere wird am 24. November sein. Pesel hatte schon zu Beginn gemeint, das Stück sei "auch ein Lustspiel”, vermittle aber auch Einsichten und verstünde zu irritieren.

Dorfrichter Adam war also in unsittlicher Absicht in Jungfer Eves Kammer, bei seiner durch das Eintreffen von Eves Verlobtem erzwungenen Flucht haut er den titelgebenden Krug vom Fenstersims. Am nächsten Morgen erscheinen Eve und ihre Mutter Marthe, Eves Verlobter Ruprecht und dessen Vater vor Gericht. Marthe will den Krug ersetzt und die Ehre ihrer Tochter wieder hergestellt wissen, den Ruprecht hat sie im Verdacht. "Die werden mich doch nicht bei mir verklagen?”, stöhnt Adam da nur.

Bei dem anstehenden Prozess, würde er korrekt geführt, könnte er ja nur sich selbst als Täter entlarven, die Gegenwart des Gerichtsrats Walter macht die Sache für Adam nicht leichter. "Es ist ein Stück über verspieltes Vertrauen”, erklärt Pesel, das betreffe Eve und Ruprecht, die Bürger und die Justiz und so fort.

Nicht nur der Krug sei zerbrochen, gleich die ganze Welt sei "entzwei”, "ein Riss sei entstanden zwischen den Leuten.” Die Welt sei aus den Fugen, sei "zerscherbt”, am Ende blieben mehr Fragen als Antworten.