Flüchtig wie ein Alptraum

Die Galerie Börgmann zeigt die düsteren, fast bedrohlichen Arbeiten von Roger Wardin. Einige erinnern an Filmszenen.

Krefeld. Wer Alpträume hatte, möchte das Gesehene möglichst schnell wieder vergessen. Vielleicht spielt der Titel der aktuellen Ausstellung in der Galerie Börgmann - "I remember nothing" (Ich erinnere mich an nichts) - auf genau so eine Situation an. Denn die Bilder von Roger Wardin entführen in eine bedrohliche Welt.

Bereits im vergangenen Jahr hat der junge Berliner Künstler seine düsteren Arbeiten in der Galerie am Südwall gezeigt. Jetzt gibt es ausschließlich neue Bilder zu sehen, die nahtlos daran anknüpfen. Neben der Thematik ist der eigenwillige Malstil sein besonderes Merkmal. Der Künstler benutzt oft Acryl- und Ölfarben gemeinsam. Dunkle Passagen in Acryl bilden dabei den Untergrund, auf dem die in vielen dünnen Lasuren aufgetragene Ölfarbe über das ganze Bild verläuft.

Neben dieser bewussten Unschärfe gibt es präzise Umrisse. Für diese Motive benutzt der Künstler oft fotografische Vorlagen, eigene oder Fotos aus Film und Internet. Diese Mischung sowie die extremen Lichtverhältnisse, denen etwas Übernatürliches anhaftet, irritieren das Auge. Es findet kaum Fixpunkte in dem Bild, alles scheint in Auflösung begriffen zu sein.

Gespenstisch leuchten einzelne Gegenstände auf. Das kann ein Haus oder eine Vase mit Blumen sein. Diese eigentlich vertrauten alltäglichen Dinge verfremdet er durch fließende Konturen und die extremen Licht- und Schattenverhältnisse. Surreale Bildräume entstehen so, die manchmal an Filmszenen erinnern. So könnte der geheimnisvolle Swimmingpool aus Billy Wilders "Boulevard der Dämmerung" stammen, in dem das heruntergekommene Becken zum Synonym eines längst vergangenen Hollywood-Glanzes wird.

Ähnlich inszeniert sind auch Wardins Bilder, die mit ihrem expressiven Gestus zwar auf sich aufmerksam machen, aber nicht bis ins Innerste berühren. So bleibt der Eindruck letztlich flüchtig wie ein Alptraum.

Galerie Börgmann, Südwall 55. Öffnungszeiten: Mi.-Fr., 12-18 Uhr; Sa., 11-13 Uhr. Bis 8. Dezember.